Es folgen – perfekter Spannungsbogen – die drei mit je 60.000 Euro auszuzeichnenden Verlage der Spitzenkategorie – Verlage, die, so Laudator Denis Scheck, besonderen Mut bewiesen haben – „jenen Mut, den Captain Kirk, Erster Kommandant der Enterprise, in die Worte fasste: To boldly go where no man has gone before.“ Es sind dies der seit mehr als 100 Jahren inhabergeführte Hädecke Verlag (Weil der Stadt), in Schecks Worten „eine Oase in der Wüstenei der Kochbuchszene“, der von Daniela Seel und Andreas Töpfer gegründete Verlag kookbooks (Berlin), der „die Literaturlandschaft wie kein anderer Verlag in den letzten 20 Jahren von Grund auf und anhaltend verändert“ habe und Spector Books (Leipzig), ein „Kunstbuchverlag mit klarem Konzept und internationaler Ausstrahlung“.
Klar, wer 63 Verlegerinnen und Verleger mit der Sicherheit einlädt, bereits einen 15.000-Euro-Scheck in der Tasche zu haben, riskiert, neben der Freude der Hauptpreis-Gewinner auch Enttäuschung und längliche Gesichter zu produzieren – zumal bei jenen der 312 Bewerber, die heuer gar nicht zum Zug kamen. Bei der anschließenden Party im Saal „Europa“ – die bis zum frühen Morgen bei der Indie-Party im Literaturhaus fortgesetzt wurde - zeigte sich in hundert Facetten, dass die Szene eher von freundschaftlicher Anteilnahme und Empathie statt von Konkurrenzneid und Eifersucht geprägt ist. Liegt es, wie Denis Scheck mutmaßte, an den „zwei großen Trost-Ressourcen“, die der liebe Gott für genau solche Fälle geschaffen hat, dem Wein und der Literatur? Der Chef-Juror reichte zum Ende noch ein Diktum von Emily Dickinson aus: „To multiply the harbours does not reduce the see.“ Mehr Häfen zu bauen nimmt dem Meer nichts von seiner Größe. Lasst uns also zusammen feiern. Und dann, mit wieder klarem Kopf, gemeinsam überlegen, mit welchen Instrumenten die Arbeit unabhängiger Verlage auf lange Sicht gefördert werden kann.
Das war sicher eine sehr interessante Veranstaltung. Schade, dass wir uns nicht auch um diesen Preis beworben haben. Ich glaube, wir, der Zeitgut Verlag Berlin, hätten es - auch unter dem Aspekt der Lebensleistung - verdient, einmal genannt zu werden. Wann wird der Preis das nächste Mal verliehen?