Der Preis, gestiftet von der Mediengruppe Pressedruck in Augsburg und der Porzellan Manufaktur Nymphenburg (ein Unikat der Porzellangiraffe Serafina), ist mit 2.500 Euro dotiert. Von der Akademie Faber-Castell bekam Zamolo einen "perfekten" Bleistift überreicht.
Lucia Zamolo greift mit ihrem Buch ein Tabu-Thema auf: Warum eigentlich wird immer nur geflüstert, wenn es um das Thema Menstruation geht? "Zamolo holt die Leserin genau da ab, wo sie steht mit all ihren Fragen vor der Menarche und stellt selbst Fragen, bis hin zu: Wie wäre wohl alles gekommen, wenn Männer menstruieren würden? Die 27-jährige Grafikerin aus Münster führt ein Zwiegespräch in tagebuchartiger Form, das durch das offene Layout vom Bild zum Text zieht: Statt langatmigem Wissenschaftsduktus ist die Ansprache persönlich, humorig, mal sarkastisch, mal verblüfft fragend, und so sind die 96 luftig gestalteten Seiten folgerichtig wie ein Notizbuch gebunden", sagte der Börsenblatt-Redakteur und Juryvorsitzende Stefan Hauck in der Jurybegründung. "Dazugequetschte und weggestrichene Wörter ergeben den Eindruck des Spontanen, Augenblicklichen, Flüchtigen, es ist ein unvollendeter Dialog, der signalisiert: Hier ist nichts abgeschlossen, wir sind mitten in der Debatte."
Die skizzenartigen Buntstift-Zeichnungen zeigen Stimmungslagen, unterstützt von ungelenk krakelnden Buchstaben in unterschiedlichen Größen, die anarchisch durch das Buch mäandern. Sprechblasen zeigen Alltagssituationen – „Ach komm …“, „Also jeder hat doch mal Bauchschmerzen …“, „Ist doch bald vorbei …“, „Das Thema ist jetzt grade echt unappetitlich …“, „Jetzt lach doch mal“ usw. –, die die absurde Situation der Mädchen vor Augen zu führen, sich für etwas zu rechtfertigen, das gar keiner Rechtfertigung bedarf.
"Zamolos Ratgeber-Sachbuch informiert in Text und Bild mit von einer Gynäkologin geprüftem Fachwissen, ordnet kulturell ein und holt mit erzählerisch gestalteten Beispielen das Thema Regelblutung aus der Schweigezone", so Hauck weiter. Im Buch gibt die illustratorin Tipps und Entspannungsübungen, fordert zu einem Perspektivwechsel bei Tampon-Applikation, Fleckwäsche, blöden Sprüchen und falschen Schuldgefühlen auf. Zamolo, die Design mit den Schwerpunkten Illustration und Kommunikation studiert hat, für das Online-Magazin „Perspective Daily“ illustriert, als freie Grafikerin arbeitet und derzeit Anglistik, Amerikanistik und Bildungswissenschaften studiert, gebe "dem immer noch mulmigen Gefühl der Unsicherheit Worte und Bilder. Bei all dem schafft sie eines: Sie nimmt Angst."
Die Jury besteht aus Birgit Fricke (Frankfurter Buchmesse), Stefan Hauck (Börsenblatt), Benno Hennig von Lange (Literaturhaus Frankfurt am Main), Dr. Claudia Maria Pecher (Präsidentin Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur), Moni Port (Illustratorin, Ateliergemeinschaft LABOR) und Prof. Henriette Sauvant (Illustratorin, Hochschule Trier, Fachbereich Gestaltung / Kommunikationsdesign).
Orientierung geben
Im Mittelpunkt der vorangehenden Podiumsdiskussion stand die Frage, welchen Beitrag die Literatur für das Wohl von Kindern und Jugendlichen leisten kann aber auch die Besonderheit des Preises, junge Talente zu fördern. Moderiert von Marcel Plagemann waren Autor Paul Maar, Oetinger-Verlegerin Julia Bielenberg, die Illustratorin Anke Kuhl (Das Labor) und Dr. Rebecca Budde, Kinderrechts-Expertin an der Fachhochschule Potsdam zum Gespräch.
„Es freut mich, dass der Preis auf junge Talente fokussiert ist“, betont die Illustratorin Anke Kuhl, die auch ehemaliges Jury-Mitglied ist. Julia Bielenberg stimmt dem zu: „Wir verstehen uns als Autorenverlag, das heißt wir geben unbekannten Autoren die Chance, auf dem Markt stattzufinden.“ Dabei erwähnt sie, dass es Nachwuchstalenten vor allem durch die Marktfokussierung auf Bestseller erschwert wird und zieht auch andere Verlage in die Verantwortung.
Bei der Frage, wichtig die Rolle der Literatur in der Entwicklung von Kindern ist, ist sich auf dem Podium jeder einig. „Oetinger wird politischer. Wir haben die Möglichkeit, Werte zu vermitteln. Literatur kann Kindern Orientierung geben, aus verschiedenen Sichtweisen Empathie lehren und Bildung geben, aus literarischen Erfahrungen Wege deuten, der nicht Halle bedeutet“, so Bielenberg weiter.
Paul Maar, der mit dem Arbeitskreis zusammen auch den Paul-Maar-Korbinian-Preis vergibt, will mit dem Preis vor allem Orientierung geben. In seinen Lesungen an Schulen hätten ihm viele Lehrer berichtet, dass sie gar nicht wüssten, welche wertvollen Kinderbuchautoren es eigentlich noch gäbe. Sein Name als Gütesiegel quasi.