In den frühen 1950er Jahren erhielt der Verleger eines jungen, aufsteigenden französischen Verlagshauses ein Manuskript, das er - er war in Personalunion auch sein eigener Cheflektor - nach kurzer Selbstbefragung ablehnte: Es war Samuel Becketts erster Roman. In einer anderen Liga ließ sich ein Cheflektor, der seine Fachlektoren nicht unter Kontrolle hatte, von dem für Philosophie zuständigen Lektor sagen, dass dieser gerade das Manuskript eines Hausautors abgelehnt habe. Es sei nicht so ernst zu nehmen wie die bisherigen Arbeiten des Autors, weswegen man nicht auf dessen übliche Leserschaft hoffen könne: Es war Umberto Ecos "Der Name der Rose".
Nichts dieser Art könnte Detlef Felken passieren, seit 2000 Cheflektor bei C.H.Beck, dessen 60. Geburtstag wir jetzt feiern, der unentwegt in Kontakt mit seinem Verleger ist und dessen Gelehrsamkeit und verlegerische Intuition weit über seinen angestammten Fachbereich, die Geschichte, hinausgehen. So hat er neben vielen anderen Autoren aus diversen Fächern den Ökonomen Amartya Sen und den Philosophen Kwame Anthony Appiah für sein Haus gewonnen.
Detlefs Denken ist klar und ernsthaft. Mir wurde erzählt, dass er in einem Fragebogen des Börsenblatts einmal auf die Frage, was er als seine stärkste Eigenschaft betrachte, antwortete: “Ernsthaftigkeit”. Und einem Gerücht zufolge hat er einen strikten Dresscode bei Beck eingeführt: no brown after six. Doch hinter diesem ersten Eindruck von ihm entdeckt man bald die großzügige und warme Persönlichkeit eines Freundes. Das korrigierte Manuskript kommt mit überaus wichtigen Vorschlägen und sanften Anstößen zurück zum Autor: Nichts wird erzwungen, viel wird angedeutet in ausreichender, dann doch unmissverständlicher Schärfe. Und wenn das Selbstvertrauen des Autors einmal schwindet und er dringend weisen Rat braucht – Rat, den sehr wenige Menschen wirklich geben können –, dann ist Detlef Felken der eine darunter, auf den man sich immer verlassen kann.