Börsenblatt Young Excellence Award 2024

David Michalik: Auf Mission für Light Novels

18. Juni 2024
Christina Busse

Light Novels sind sein Leben. Zumindest ein sehr, sehr großer Teil davon. David Michalik ist Verleger, Autor, Marketing-Manager, Plattform-Gründer, Podcaster und Youtuber in einer Person, alles mit Fokus auf Light Novels. Er ist beim #yeaward24 nominiert.

David Michalik vor einem Fenster mit Meerblick

David Michalik

Light Novels: Zwischen Manga und Roman

Obwohl David Michalik seine Leidenschaft für Light Novels so intensiv lebt, ist er nicht überrascht, wenn er um eine Erläuterung des Begriffs gebeten wird. „Light Novels sind eben die Nische in der Nische in der Nische“, räumt er gut gelaunt ein.

Sie stellen aus seiner Sicht „die optimale Schnittmenge aus meiner Liebe zu Manga und richtigen Romanen“ dar: ursprünglich aus Japan stammende, einfach geschriebene und deshalb inhaltlich zugängliche Taschenbücher von 200 bis 300 Seiten Umfang, mit Coverabbildungen und Illustrationen im Mangastil, eine Reihe umfasse 20 bis 30 Bände. „Light Novels sind illustrierte Romane für Jugendliche und junge Erwachsene“, resümiert er und setzt alles daran, diese Literaturgattung in Deutschland bekannter zu machen.

Light Novels sind eben die Nische in der Nische in der Nische.

Auf der Suche nach Gleichgesinnten

Sein persönliches Sprungbrett waren Manga und Anime. „Mit 14, 15 Jahren habe ich eine richtig krasse Animephase gehabt“, erzählt Michalik, der in einem kleinen Ort im Landkreis Schwäbisch-Hall aufgewachsen ist und schon als Jugendlicher auf dem eigenen YouTube-Kanal „KuroCat“ Mangas vorstellt. Der Übergang zu Light Novels war fließend: 2014 habe er die Ersten auf Baka-Tsuki gelesen, ein Wiki, auf dem die Community ihre Übersetzungen von Light Novels miteinander teilt. „Ich glaube, einer der ersten Bände war Sakurasou oder Zero no Tsukaima“, erinnert er sich – auf jeden Fall war damit seine „unsterbliche Liebe für Light Novels“ geboren.

Mit 17 ging er an die Uni Konstanz, um Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften zu studieren – zu seinem Bedauern ohne ein „Manga“-Seminar auf dem Lehrplan. „Zu Anfang des Studiums bin ich richtig tief in Light Novels eingetaucht, habe bestimmt 15 Stück im Monat verschlungen“, erzählt Michalik. Gleichzeitig wächst seine Sehnsucht nach Austausch mit Gleichgesinnten. Ab 2018 gibt er seine Begeisterung in einem monatlich erscheinenden Podcast weiter, lernt darüber Stefan Harwardt kennen. Zusammen richten sie 2020 die Online-Plattform lightnovel-dungeon.de ein. Ihr erklärtes Ziel: Die Light Novel-Kultur in Deutschland zu fördern und zu verbreiten.

In dem Blog posten sie Reviews und Neuigkeiten aus der Szene. „Wenn man etwas so Nischiges wie Light Novel mag, ist das an sich schon eine große Gemeinsamkeit. Gut, dass das Internet den Austausch möglich macht“, sagt David Michalik, der im Blog unter anderem auch seine Favoriten vorstellt - für Insider und solche, die es werden wollen: an erster Stelle „DanMachi“, gefolgt von „Goblin Slayer“, „Torture Princess“ und „How NOT to Summon a Demon Lord“.

Wenn man etwas so Nischiges wie Light Novel mag, ist das an sich schon eine große Gemeinsamkeit.

Remote-Studium und Verlagsgründung

Im Jahr 2022 nimmt Michalik ein Master-Studium der Buchwissenschaften – Verlagspraxis an der Ludwig-Maximilians-Universität München auf. Wegen der Pandemie bleibt es beim kurzen Ausflug in die bayerische Landeshauptstadt am Ende der Studienzeit, er absolviert Praktika in einem Kleinverlag und in einer Online-Buchhandlung, alles andere findet remote statt. Er nutzt die gewonnene Zeit und entwickelt parallel dazu Ideen für einen eigenen Verlag: Pixelite Novels geht im Februar 2023 an den Start. Michalik ist überzeugt: „Es muss einen Markt für englischsprachige Light Novel-Autoren in Deutschland geben.“ Obwohl die Romanidee aus Japan stammt, seien die Verfasser*innen zum großen Teil in den USA ansässig, erläutert Michalik, der all seinen Mut zusammennimmt und Autor*innen kontaktiert. „Eigentlich bin ich ein furchtbar schüchterner Mensch und der größte Nerd, aber sobald es um Bücher geht, kenne ich nichts“, beschreibt er sich selbst. Den Verlag finanziert er aus eigener Tasche und steckt unendlich viel Eigenarbeit hinein. Er übersetzt nicht nur selbst, sondern veröffentlicht unter dem Pseudonym „Dave Mania“ auch selbstverfasste Light Novels: den Auftakt zur Reihe „Die Geschichte der Helden nach der Rettung der Welt“ und den Titel „My V-Tube Avatar is the Wrong Gender!?“. Aktuell umfasst das Programm von Pixelite Novels 13 Titel, deutsche und englischsprachige Ausgaben im Taschenbuch und als E-Book.

Eigentlich bin ich ein furchtbar schüchterner Mensch und der größte Nerd, aber sobald es um Bücher geht, kenne ich nichts.

Mut und Miteinander

„Es war ein logischer Schritt für mich. Ich bin glücklich, dass ich ihn gegangen bin“, sagt er ein gutes Jahr nach Verlagsgründung, auch wenn immer mal wieder die Angst vor der eigenen Courage durchblitze. Unterstützung gibt es aus der Branche: „Es gibt einen superbereichernden Austausch mit vier anderen kleinen Verlagen, für den wir uns einen Discord-Server eingerichtet haben. Wir fühlen uns mehr als Kollegen denn als Konkurrenten und es ist toll, sich gegenseitig zur Hand zu gehen“, berichtet Michalik. Wer Interesse daran habe mitzumischen, könne gerne über Pixelite Novels Kontakt aufnehmen. Im Gespräch sei unter anderem ein gemeinschaftlicher Messestand.

Seine Premiere als Autor hat „Dave Mania“ aber nicht unter eigener Flagge, sondern im österreichischen TinyTusk Verlag, wo im April 2023 sein Debütroman „Omnigrim 01“ für Leser*innen ab 12 Jahren erscheint. Die Story: Hauptprotagonist Nathan schläft nach einer durchgezockten Nacht erschöpft ein (auch Michalik ist begeisterter Gamer) und findet sich plötzlich in einer Fantasy-Welt wieder. Ein sprechendes Zauberbuch ist seine einzige Begleitung, die ihm aber prompt gestohlen wird. Eine Polizistin mit zweifelhaften Methoden, eine schlagfertige Prinzessin und ein blinder Attentäter kommen ihm bei der Suche zur Hilfe. „Ich habe Phasen, in denen ich wie verrückt 500 Wörter am Tag formuliere und schnell ein fertiges Manuskript in der Hand halte“, so beschreibt sich Michalik als Autor. Einige weitere Pläne für Folgebände habe er schon in der Schublade.

Ich habe Phasen, in denen ich wie verrückt 500 Wörter am Tag formuliere und schnell ein fertiges Manuskript in der Hand halte.

Häppchenweise Zugriff auf Texte

Zu Romandebüt und Verlagsgründung hat sich im vergangenen Jahr noch ein weiteres absolutes Highlight hinzugesellt: Ein Jobangebot aus dem Verlag JNC Nina, der auf Michalik über seinen Blog lightnovel-dungeon aufmerksam geworden war. JNC Nina ist Teil der Kadokawa Group, einem großen japanischen Medienkonzern, und veröffentlicht rein digital: Über die Website erhalten Abonent*innen häppchenweise Zugriff auf Texte, die anschließend als E-Book publiziert werden. Im Sommer 2023 steigt Michalik als Marketing-Manager in den jungen Verlag mit Sitz in Berlin ein.

Seine Mission: den europäischen Leser*innen die Welt der Light Novels näherzubringen. „Noch ist der Markt im Vergleich zu den USA unfassbar klein“, beschreibt er die Ausgangslage. Um Potentiale zu erschließen, positioniert sich JNC Nina auch als Plattform für den Austausch mit und innerhalb der Community. Über Foren, Social Media und einen Discord-Server interagiert der Verlag mit den Leser*innen, die hier auch selbst mit anderen Fans diskutieren und Kontakte knüpfen können. Im Community-Management für JNC Nina verantwortet Michalik Beiträge auf diversen Foren, pflegt Blogger*innen-Kontakte und baut die Kommunikation zu den Medien aus. Für die Präsenz auf TikTok sollen die Zeichen auf Start stehen. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist aktuell die Messeplanung. Auf dem Programm stehen die Anime- und Japan-Expo DoKomi in Düsseldorf, die AnimagiC in Mannheim und die Buchmessen in Frankfurt und Leipzig.

Ich habe mich schon immer in einem Manga-Verlag gesehen – Light Novel ist natürlich die Steigerung.

Next Level: Japan

Sein Studium hat der Buchwissenschaftler übrigens parallel zum neuen Job im März dieses Jahres abgeschlossen. In seiner Masterarbeit hat er die Lesegewohnheiten von Manga-Leser*innen im Vergleich zu Buchleser*innen vor dem Hintergrund der Verwendung des Kulturpass-Guthabens analysiert. „Aber mit wissenschaftlichem Arbeiten bin ich durch“, stellt er klar. „Ich habe mich schon immer in einem Manga-Verlag gesehen – Light Novel ist natürlich die Steigerung.“ Extra-Bonus: Bei JNC Nina wird remote gearbeitet, so dass er mit seinem Partner erst zwei Monate durch Südostasien reisen und ihn jetzt problemlos ein dreiviertel Jahr lang für dessen Studium nach Barcelona begleiten konnte.

Seine Bilanz, wenn er auf das vergangene Jahr zurückblickt: „Es ist das beste Outcome, das ich mir vorstellen kann.“ Ein Ziel für die Zukunft: Japan. Denn so viel sich der Light Novel-Fan schon mit Sprache und Kultur beschäftigt hat, persönlich war er noch nicht im Land der aufgehenden Sonne.

Kurzvita: David Michalik

2001

geboren

2018 Abitur in Schwäbisch-Hall
2018-2022

Studium der Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften an der Universität Konstanz (B.A.)

2018-2020

Light Novel-Podcast

2020

Gründung der Plattform lightnovel-dungeon.de

2022-2024

Studium der Buchwissenschaften: Verlagspraxis an der LMU München (M.A.)

2023 Gründung des Pixelite Novels Verlag
April 2023 Romandebüt „Omnigrim 01“, TinyTusk Verlag
seit August 2023 Marketing-Manager im Verlag JNC Nina
   

Über den Börsenblatt Young Excellence Award

Der Börsenblatt Young Excellence Award wird jährlich von den Unternehmen der Börsenvereinsgruppe vergeben. Im Juni stellt die Börsenblatt-Redaktion alle Nominierten und ihre Arbeit mit persönlichen Online-Porträts vor – ein Kennenlernen mit den Kandidatinnen und Kandidaten gibt es zudem im Live-Format auf dem Instagram-Kanal des Börsenblatts. Die future!publish unterstützt den #yeaward24 als Partner.

Die Entscheidung, wer den #yeaward23 erhält, fällt im Zeitraum vom 01.07. bis 14.07.2024 bei der öffentlichen Publikumswahl auf www.boersenblatt.net

Alle Informationen zum Wettbewerb unter: www.young-excellence-award.de