Lisa Menzel – jung, religiös, Verlagsleiterin
Mit 29 Jahren ist sie schon Verlagsleiterin und arbeitet für ihre Herzensthemen – Religion, Glaube und Kirche. Lisa Menzel ist beim #yeaward24 nominiert.
Mit 29 Jahren ist sie schon Verlagsleiterin und arbeitet für ihre Herzensthemen – Religion, Glaube und Kirche. Lisa Menzel ist beim #yeaward24 nominiert.
Lisa Menzel sagt selbst: „Ich hätte nie gedacht, dass ich einen Job finde, in dem ich mit meiner Kombi aus Medien und Religion so gut aufgehoben bin. Das hat mir ruach.jetzt ermöglicht. Rückblickend sieht es tatsächlich aus, als hätte ich voll den Plan gehabt.“ Vielleicht keinen Plan, aber sie hat immer gemacht, was ihr liegt, und so hat sich vieles ganz natürlich gefügt auf Menzels Lebensweg.
Kirche und Glaube begleiten Lisa Menzel zwar, seit sie denken kann, doch es war nicht gleich klar, dass sie damit auch arbeiten möchte. Sie habe „das erste Semester nur Medienwissenschaften studiert in Paderborn. Es war halt 2013, und alle wollten irgendwas mit Medien machen.“ Doch dann fiel ihr auf: „Das ist eigentlich eine Verschwendung an Kompetenzen.“ Von da an studierte sie Medienwissenschaften und Komparative Theologie der Religionen im Zwei-Fach-Bachelor. „Medien und Religion oder Theologie ist eigentlich eine coole Kombi. Ich habe gemerkt, ich bin an dieser Schnittstelle richtig.“
Medien und Religion oder Theologie ist eigentlich eine coole Kombi.
Im Master Religionswissenschaften behandelte sie mit ihrem medienwissenschaftlichen Hintergrund unter anderem, „wie Menschen auf Instagram über Kirche sprechen“. Über ihre Masterarbeit sprach sie auch mit Tobias Sauer, den sie bei einem Glaubenshackathon zu Beginn der Corona-Pandemie kennenlernte – einer Veranstaltung zur Digitalisierung von Kirche. Und Sauer, dessen Netzwerk-Plattform ruach.jetzt 2021 stark wuchs, gewann Lisa Menzel als Mitarbeiterin.
„ruach.jetzt“ – was heißt das eigentlich? Das Wort „ruach“ kommt aus dem Hebräischen und bedeutet „Göttlicher Geist“ oder „Göttlicher Atem“. Was die Plattform bietet, bezeichnet Lisa Menzel als „Dreiklang“: Beratung, Verlag und ein ökumenisches Netzwerk aus Content Creators, die ihren Glauben und ihre Projekte auf Instagram, TikTok oder offline teilen. Diesen Menschen stellt ruach.jetzt eine Infrastruktur für Lernen, Austausch und Veröffentlichung zur Verfügung – für letzteres wurde der Verlag geschaffen. Lisa Menzel war 2021 direkt am ersten Buchprojekt von ruach.jetzt beteiligt, hatte ein Händchen für Konzeption und Textarbeit und arbeitete sich bald tiefer ein – bis sich „herauskristallisierte, dass es sinnvoll ist, die Geschäftsbereiche klar aufzuteilen“.
Mit 28 Jahren wurde sie Verlagsleiterin. Das würde andere nervös machen, Lisa Menzel aber bewahrte Ruhe und Vertrauen, ging gerne in die Verantwortung. Sie fand es folgerichtig und gut, den Verlag zu repräsentieren. „Ich fuchse mich gerne in Sachen rein, kann richtig am Schreibtisch versinken und die Zeit vergessen.“ Als Praktikantin hatte sie in Verlage und Bibliotheken reingeschnuppert, „so ein paar Ansatzpunkte, aber ich würde mich definitiv auch als Quereinsteigerin bezeichnen“. Nun eignete sie sich gründlich an, „wie die Buchbranche funktioniert und wie wir uns darin zurechtfinden können“. Sie legte Wert darauf, „alles an Netzwerkstrukturen mitzunehmen, was ging“, vom Börsenverein bis zum Evangelischen Medienverband Deutschland und der Vereinigung Evangelischer Buchhändler und Verleger. Das gab dem Vorhaben ein festes Fundament.
Ich fuchse mich gerne in Sachen rein, kann richtig am Schreibtisch versinken und die Zeit vergessen.
In den anderthalb Jahren Verlagsleitung bis heute hat Lisa Menzel viel aufgebaut und verändert. Mit dem fünfköpfigen Kernteam von ruach.jetzt ist sie täglich in Kontakt. „Am Anfang sind wir jedes Projekt einzeln angegangen, inzwischen haben wir Strukturen, zum Beispiel Formate, in denen wir denken.“ Federführend hat sie dafür gesorgt, dass aktuell 20 Verlagstitel lieferbar sind, die über mehrere Barsortimente vertrieben werden (Umbreit, Libri und Zeitfracht). In Kooperation mit dem Herder Verlag gaben Menzel und Sauer Anfang 2024 den Band „40 Dinge, die du ausprobieren musst, bevor du aufhörst zu glauben“ heraus. 2023 war ruach.jetzt erstmals als Aussteller auf der Frankfurter Buchmesse, für 2024 ist gerade die Zusage für das Podium Rheinland-Pfalz eingetrudelt.
Unser Ziel ist es, dass Menschen Spiritualität oder Glaube überhaupt erst oder wieder als Ressourcen für ihr Leben entdecken.
Die junge Verlagsleiterin ist darauf zu Recht stolz – und auf die Inhalte, die ruach.jetzt transportiert: „Unser Ziel ist es, dass Menschen Spiritualität oder Glaube überhaupt erst oder wieder als Ressourcen für ihr Leben entdecken. Als etwas, was sie persönlich weiterbringt, was ihnen Orientierung und Kraft gibt.“ Menzel betont, dass ruach.jetzt trotz religiöser Thematik von der Institution Kirche losgelöst ist und durchaus kritisch mit ihr umgeht. Schon der Wille der Kirche, alle Menschen mit einer Strategie anzusprechen, sei ein Problem: „Wir sind davon überzeugt, dass es diese Zielgruppe ‚alle‘ nicht gibt. Auch der Sonntagsgottesdienst ist ein Zielgruppengottesdienst.“ Sie selbst gehe nicht häufig sonntags in die Kirche, denn „was ich mit Kirche verbinde, ist viel mehr als die Gottesdienstgemeinschaft.“ Und das müsse die Institution wieder lernen zu kommunizieren. Ruach.jetzt denkt die Pluralität der Gesellschaft mit, thematisiert im Christentum oft tabuisierte Themen wie Queerness und Feminismus, und ermöglicht so vielen Menschen, die durch die wertkonservativen Vorstellungen der Kirche vom Glauben abgeschreckt sind, sich wieder mit ihrer Spiritualität zu beschäftigen.
Auch der Sonntagsgottesdienst ist ein Zielgruppengottesdienst.
Lisa Menzel vertritt aufrichtig ihre Meinung, hält in Gesprächen auch mal dagegen oder stellt unbequeme Fragen. „Mir ist klar, dass ich als junge Frau, als Quereinsteigerin, die im Bereich Spiritualität und Religiöses unterwegs ist, in der Buchbranche ein Alleinstellungsmerkmal mitbringe.“ Sie habe inzwischen eine gewisse Routine darin, zu erklären, was sie tut. Und die Reaktionen sind positiv, gerade bei Menschen, die nichts mit der Kirche am Hut haben.
1994 |
geboren in Clausthal-Zellerfeld |
2013 | Abitur am Franziskanergymnasium Kreuzburg (Main-Kinzig-Kreis) |
2013 – 2017 |
Zwei-Fach-Bachelor Kulturwissenschaft (Medienwissenschaften & Komparative Theologie der Religionen), Universität Paderborn |
2017 - 2021 |
Master Religionswissenschaft, Goethe-Universität Frankfurt |
2016 - 2022 | Jugenddelegierte der 12. Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau |
2017 - 2021 |
freiberufliche Journalistin & Online-Redakteurin |
Seit 2021 | Mitglied der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland |
2021 – 2022 | Mitarbeit ruach.jetzt |
Seit 2022 | externe Lehrbeauftragte, Goethe-Universität Frankfurt |
IG Digital des Börsenvereins | |
Seit 2023 | Verlagsleitung ruach.jetzt |
Der Börsenblatt Young Excellence Award wird jährlich von den Unternehmen der Börsenvereinsgruppe vergeben. Im Juni stellt die Börsenblatt-Redaktion alle Nominierten und ihre Arbeit mit persönlichen Online-Porträts vor – ein Kennenlernen mit den Kandidatinnen und Kandidaten gibt es zudem im Live-Format auf dem Instagram-Kanal des Börsenblatts. Die future!publish unterstützt den #yeaward24 als Partner.
Die Entscheidung, wer den #yeaward23 erhält, fällt im Zeitraum vom 01.07. bis 14.07.2024 bei der öffentlichen Publikumswahl auf www.boersenblatt.net.
Alle Informationen zum Wettbewerb unter: www.young-excellence-award.de