Als es bei Seda Çalışkanoğlu an die Berufs- und Studienwahl ging, beschäftigte sie vor allem eines: „Ich hab gesehen, dass die Kulturbranche total weiß ist und hatte Bedenken, ob das das Richtige für mich ist.“ Seda hat Migrationshintergrund, und es fehlte ihr damals an Vorbildern. Sie selbst ließ sich davon nicht beirren und ging trotzdem ihren Weg, aber sie kennt viele Menschen, die gerne in der Kultur tätig werden möchten und vor genau dieser Hürde stehen. Sie artikuliert das Problem sehr deutlich: Es werde jenen „der Zugang verwehrt“, die nicht aus einkommensstarken Haushalten kommen. Wenn die finanziellen Mittel allgemein fehlen, können sich junge Menschen zum Beispiel ein unbezahltes Praktikum gar nicht erlauben. So wird es fast unmöglich, erfolgreich eine Ausbildung im gewünschten Fach zu absolvieren. Um diese strukturellen Probleme an der Wurzel zu packen, müsse die Buchbranche deutlich fairer, „pluraler und vielfältiger“ werden, findet sie. Dafür gibt sie tagtäglich alles.
Seda Çalışkanoğlu ist dreifach als Literaturvermittlerin tätig – jeweils in Teilzeit im Buchhandel und im Verlag, außerdem als Buchbloggerin. Drei Jobs waren zwar nicht direkt ihr Ziel, aber was andere innerlich zerreißen würde, sieht Seda als „schöne Abwechslung“. Bei den sehr unterschiedlichen Tätigkeiten kommt ihr das Talent zugute, sich auf verschiedene Gegebenheiten bestens einstellen zu können. Ihr liegt die Vielfalt, eben auch beim eigenen Tun: „Wenn ich in Routinen komme, dann geht die Kreativität flöten.“