Auch für ihren eigenen Berufsweg wünscht sich Anahita Redisiu mehr Leichtigkeit: Sie erzählt, dass die Mission von Forough Book gewissermaßen der Kampf ihrer Eltern war, „den ich gern mitgekämpft habe“. Ein bisschen nimmt sie ihren Eltern diesen starken Fokus auf Konflikte, Revolution und Gefahr aber auch übel. So sehr sie den Verlag und die Buchhandlung nach wie vor als persönliche Dreh- und Angelpunkte für ihr Leben und ihre Entwicklung sieht, so ist als Berufung für sie das Schreiben dazugekommen. Damit kann sie ihre Arbeit ihrer friedlicheren Lebensrealität annähern und für ihren Sohn ein sicheres Umfeld schaffen.
Dennoch: Anahita Redisiu, die sich auch in der International Alliance of Independent Publishers (800 Mitglieder in 55 Ländern) als Koordinatorin engagiert, leugnet ihren Hintergrund nicht und wird immer für Vielfalt und Freiheit einstehen. Die interkulturelle Kompetenz ist eine ihrer großen Stärken (obwohl sie es nicht so ausdrückt). Sie empfindet es nicht als fremd, wenn Menschen unterschiedliche Hintergründe mitbringen, sondern als absolut positiv und bereichernd. So bietet es sich an, dass sie, ganz offensichtlich Allrounderin, auch als Führerin für Kulturwanderungen in Köln arbeitet.
Macht sie denn jemals Feierabend? Wie lässt sich die Passion für ihre beruflichen Tätigkeiten mit dem Muttersein vereinen? Redisiu gibt zu: „Unsere Gesellschaft macht es jungen Müttern nicht leicht.“ Sie habe leider kein Patentrezept für Frauen in derselben Situation. Ihre eigenen Lebensbereiche würden sich aber „relativ reibungslos ineinanderfügen“, sagt sie, da sie beispielsweise erst schreibt, wenn ihr Sohn schon schläft. Anahita Redisiu ist aber der Meinung, wie viel man arbeiten wolle und könne, sei auch eine Frage der Persönlichkeitsstruktur: „Richtig abschalten tue ich eigentlich nie, ich bin gern gut beschäftigt, ich brauche das.“