Es überrascht daher nicht, dass es programmatisch einige Gemeinsamkeiten gibt, vor allem bei den Regionalia zu Stadtgeschichte, Architektur und eben Fotografie. Eine Alleinstellung hat Junius mit seiner wissenschaftlichen Reihe "… zur Einführung", die rund 215 lieferbare bzw. vorbestellbare Titel umfasst. Im Programm von Dölling und Galitz wiederum spielen die Judaica eine besondere Rolle, die meist auch einen lokalen Bezug haben. "1990 erschien das erste Buch mit einem jüdischen Thema, die Lebenserinnerungen von Ingrid Warburg Spinelli", erinnert sich Robert Galitz. Seither haben sich die Judaica zu einem Programmschwerpunkt entwickelt, mit Autorinnen und Herausgeberinnen wie Miriam Gillis-Carlebach, einer Tochter des Hamburger Rabbiners Joseph Carlebach, der 1942 von der SS in der Nähe von Riga mit seiner Frau und drei jüngeren Töchtern ermordet worden war.
Zuletzt erschien im Oktober das Buch "Kriegskind. Eine jüdische Kindheit in Hamburg" von Marione Ingram, die heute in den USA lebt. "2024 soll sie nach Hamburg kommen und wird dann bei ihrem Besuch von Sabine Niemann und Steffen Herrmann gemeinsam begleitet", so Galitz.
Mit dem Verkauf von Dölling und Galitz zieht sich der 67-jährige Robert Galitz aus dem aktiven Verlegerleben zurück; er wird aber von ihm angestoßene Projekte weiter betreuen, darunter auch die Naturkundereihe. Für den Herbst ist ein Band mit spektakulären Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen geplant: "Drecksarbeit. Das Leben unter unseren Füßen" (ca. 136 S., ca. 30 €). Er zeigt, wie Kleinstlebewesen – Springschwänze, Amöben, Milben und viele mehr – den Boden oder Totholz bearbeiten und so die Grundlage allen höheren Lebens schaffen. Und dann gibt es noch ein privates Projekt Robert Galitz‘, das auf seine beruflichen Anfänge zurückgeht, als er als Lektor in einem vom Chefprogrammierer des Computer-Erfinders Konrad Zuse gegründeten Computerverlag arbeitete. Letzteren und die beiden anderen "Väter" des Computers, Alan Turing und John von Neumann, will Galitz in einer Dreifach-Biographie porträtieren.
Steffen Herrmann sieht seine Aufgabe darin, beide Verlage "wetterfest und frisch zu halten". Sowohl Junius als auch Dölling und Galitz stünden wirtschaftlich gut da, und der Zeitpunkt für die Zusammenlegung sei günstig gewesen. "Es ist keine Notgemeinschaft, sondern etwas zwischen Liebesheirat und Vernunftehe."