Karin Goldstein zur Ausbildungssituation bei Osiander

"Wir finden individuelle Lösungen für Azubis, die sich belastet fühlen"

31. März 2021
Sabine van Endert

Osiander bildet aktuell 52 junge Menschen zu Buchhändler'*innen aus. Wie hat sich die Ausbildung dort während Corona verändert? Karin Goldstein, Geschäftsführerin bei Osiander und Mitglied im Berufsbildungsausschuss des Börsenvereins, nimmt Stellung zum Brandbrief der 60 Buchhandelsauszubildenden und zur Ausbildungssituation in ihrem Haus.

Welche Rolle spielt die Pandemie bei den im Brandbrief beschriebenen Problemen?
Die Situation verlangt uns allen sehr viel ab und natürlich gilt das auch für Azubis. Es gibt ja einige Studien dazu, wie sehr belastet sich gerade junge Menschen durch die Pandemie und die sehr lange Dauer fühlen. Natürlich wird dies auch vor den Azubis des Buchhandels nicht Halt machen.

Wie haben die Corona-Maßnahmen die Ausbildung bei Osiander verändert?
Während eines Lockdowns und auch bei Teilschließungen kann man Auszubildende nicht im gewohnten Umfang und Umfeld einsetzen. Wenn Azubis beispielsweise bei uns in der Zentrale eingesetzt werden, erhalten sie im Nachgang ein Zertifikat, damit sie ein breiteres Ausbildungsspektrum nachweisen können. Wir haben mehrfach Azubi-Telekonferenzen mit der Geschäftsführung durchgeführt, um direktes Feedback zu erhalten - und um die jeweilige Situation zu erklären. Übrigens wurde kein Auszubildender, keine Auszubildende, in Kurzarbeit geschickt und alle Azubis haben am Jahresende eine Corona-Prämie erhalten.

Ein Kritikpunkt der Auszubildenden ist mangelnder Austausch – sie fühlen sich mit ihren Problemen nicht gehört.
Unsere Ausbildungsbeauftragte hat den Auftrag, regelmäßig bei unseren Azubis nachzufragen, wie deren aktuelle Situation ist, und unsere Filialleiter*innen sind gehalten, individuelle Lösungen mit Auszubildenden zu finden, die sich unsicher oder belastet fühlen.

Was müssen die Auszubildenden Ihrer Meinung nach zum Gelingen ihrer Ausbildung in dieser schwierigen Zeit beitragen?
Ich denke, dass auch Auszubildende Verständnis für diese besondere Situation benötigen, die viele Unternehmen an Grenzen bringt. Ich glaube schon, dass es die in dem Brandbrief geschilderten Fälle gibt, und ich glaube auch, dass die Wahrnehmung manchmal unterschiedlich ist. Dass eine ganze Branche ihre Auszubildenden jetzt gerade ausnutzt, glaube ich allerdings nicht.

Welche Folgen ergeben sich aus dem Schreiben der 60 Auszubildenden?
Wir müssen jetzt alle gemeinsam schauen, dass wir so gut wie möglich durch diese Krise kommen, um die Arbeits- und Ausbildungsplätze zu erhalten. Und um hoffentlich bald wieder die Ausbildung anbieten zu können, die uns vor der Krise ausgezeichnet hat.

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