Kolumne

Webinare - Astronautennahrung für Wissenshungrige

26. August 2021
Veronika Weiss

Für viele Begegnungen im echten Leben gibt es dank Digitalisierung mittlerweile Online-Ersatz. In den meisten Fällen ist der nur halb so gut. Webinare allerdings, bin ich der Meinung, sind genauso gut wie ihre Pendants aus der Wirklichkeit der fünf Sinne – wenn nicht sogar unter Umständen besser.

Zeitökonomisch günstig

Online-Seminare sind niedrigschwelliger: Die Teilnahme kostet weniger, man muss weder Anreise noch Hotelübernachtung auf sich nehmen, und das Maß an Socializing ist überschaubar. Erwartungsfragebögen, Ablaufplan und Skript sowie Feedbackbögen werden vorher oder nachher herumgeschickt. Beim knackigen Webinar gibt es keine Vorstellungs- und Abschlussrunde zu je 45 Minuten. So verdichtet sich ein Zwei-Tages-Seminar oft auf wenige effiziente Stunden Online-Unterricht. Webinare sind prall gefüllt und dennoch gut verdaulich aufbereitet – Astronautennahrung für Wissenshungrige.

Viel Input bei wenig Aufwand

Noch eine Hürde weniger: dass man vielleicht gedanklich raus muss aus seiner Kapsel, nicht aber räumlich. Beim Seminar im Businessviertel einer fremden Stadt vergeht gut und gerne mal eine halbe Stunde, bis man den Raum gefunden, sich bekannt gemacht, einen guten Platz belegt, sich mit Getränken versorgt und noch einmal das stille Örtchen aufgesucht hat. In ein Webinar hingegen steigt man direkt aus der persönlichen Routine heraus ein. In wenigen Sekunden ist man mittendrin in einer neuen Gesprächsrunde und neuen Inhalten. Dafür, dass es trotzdem ein Tag mit neuen Erkenntnissen wird, ist die oder der Referierende zuständig. Denn es ist unbedingt notwendig, dass den Teilnehmenden gerade aus dieser Situation der Vertrautheit heraus eine Reise in einen neuen Gedankenkosmos ermöglicht wird, dass sie wichtige Impulse und Inspiration bekommen.

Webinare sind prall gefüllt und dennoch gut verdaulich aufbereitet – Astronautennahrung für Wissenshungrige.

Veronika Weiss

Horizonterweiterung inmitten vertrauter Umgebung

Für ein Webinar ist das ein hoher Anspruch – aber nicht zu hoch, finde ich. Aus den besten geht man beschwingt raus, hat Lust, das Gelernte anzuwenden, sich mit den neuen Werkzeugen vertraut zu machen. Ohne eigene Notizen versickert übrigens viel – also schreiben Sie direkt mit, was Sie gerade bewegt, welche Idee oder welche Querverbindung Ihnen gerade einfällt. Die nehmen Sie etwas später wieder zur Hand, denn zusammen mit den Unterlagen sorgen die noch tagelang für Lesestoff und thematische Vertiefung. So ziehen Sie maximalen Nutzen aus dem Webinar.

Eine kleine Gefahr im Vorfeld ist es, sich im Angebot zu verfransen. Es gibt in der Buchbranche viele verlockende Angebote, in denen man sich verlieren kann: Börsenblatt, VLB und VLB-TIX, auch buchreport (mit dem Dienstleister pubiz), Hugendubel, Media Workshop und der Akademie der deutschen Medien bieten Webinare für die Buchbranche an.

Weiterbildung beginnt mit kleinen Impulsgebern

Gut möglich, dass sich beim Stöbern zufällig ein Webinar auftut, das gerade perfekt passt. Aber wenn Sie eine unbestimmte Lust auf Fortbildung verspüren, wäre mein Rat: Fangen Sie ungezwungen an. Auf YouTube gibt es Tutorials für unendlich viele Skills, Sie können sich TED-Talks anhören oder bei der Google Zukunftswerkstatt kleine Grundkurse für Digitales belegen. Auch die Webinare bei LinkedIn kosten nicht viel, und ein gratis Probemonat kann schon viel Input bringen.

Zur ersten Orientierung sind kostenlose Angebote oft genau richtig; kleine Impulsgeber für die nächsten Gedanken und Schritte. Auf dieser Basis ist es sinnvoll, weitere Maßnahmen zu planen, gezielt Interessen zu bedienen und neue Qualifikationen zu erwerben. Das passiert am besten in größeren, wertvollen Veranstaltungen, in denen Profis ihr geballtes Wissen vermitteln – gerne im Webinar, didaktisch optimiert und ganz ohne weltliches Tamtam.

Unsere Kolumnistin

Veronika Weiss (36) ist in Wien aufgewachsen und hat dort Germanistik und Musikwissenschaften studiert. Nach Praktikum und Elternzeitvertretung arbeitet sie in Hamburg als Lektorin in der Verlagsgruppe HarperCollins (Cora Verlag) und nebenbei frei als Texterin. Im Börsenblatt schreibt Weiss unter anderem über Trends in der Arbeitskultur, Berufseinstieg und Work-life-Balance.

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