Intensiv befassten sich die 81 Parlamentarier:innen mit dem Image der Branche und der Nachwuchsförderung, diskutierten, entwickelten Ideen und Ansätze für die Umsetzung. Sie berichteten von ihren Erfahrungen, dass Lehrer und Berufsberater vom Arbeiten in Verlagen oder vom Studium der Buchwissenschaften abgeraten hätten mit dem Hinweis: "Da kriegt ihr eh keinen Job" - das demotiviere, und dabei "sind wir alle ziemlich froh, dass wir in dieser wunderbaren, kreativen Branche sind". Was sie den aktuellen Entscheidern aber zu bedenken geben wollen: Trotz des Fachkräftemangels werde der Nachwuchs nur in solchen Altersgruppen gesucht, die schon einiges an Lebenserfahrung aufzuweisen haben. In Realschulen etwa werde gar nicht auf das Arbeiten mit Büchern neugierig gemacht: "Man muss nicht volljährig sein, um eine Ausbildung zu beginnen, da gehen der Branche einfach Möglichkeiten verloren", brachte es eine Parlamentarierin in der Themenrunde zur Nachwuchsförderung auf den Punkt. Die Erwartungshaltung der Verlage und Buchhandlungen, vor allem auf Bewerber:innen mit sehr vielen Vorerfahrungen und teils selbst erworbenen Kenntnissen zu setzen, sei ungebrochen, konstatierte die Runde, und folglich drängte sich die Frage auf, wie lange sich die Branche das leisten könne. "Also: Warum nicht bei den Jüngeren ansetzen?"
Deutlich wurde auch, dass die Volontariate ihren Anteil am Image der Branche haben. Da es dafür keine Vorgaben gibt, sind sie oft sehr unterschiedlich strukturiert - einige sehen weder einen Ausbildungsplan noch eine Ansprechpartnerin vor, andere seien vorbildlich, so die Erfahrungen. Angeregt wurde, dass eine Gehaltstransparenz sinnvoll sei - "da liegen selbst bei großen Verlagen Welten zwischen den jeweiligen Vergütungen." Und im Social-Media-Zeitalter ist es irrig zu denken, dass das Volontariatsgehalt ein ungeteiltes Geheimnis sei. Wenn über mangelnde Diversität geklagt werde, stelle ein Volontariatsgehalt aber gerade einen Prüfstein dar: Wenn ein Volontariat nur mit finanzieller Unterstützung der Eltern absolviert werden könne, könnten es sich auch nur bestimmte Schichten leisten, die anderen würden ausgeschlossen. Hier sei ein wichtiger Hebel für mehr Diversität. "Und das häufig gehörte Argument 'Wir haben kein Geld' bedeutet dann häufig 'Deshalb nehmen wir gerne euch als sehr günstige Arbeitskräfte'." Die Teilnehmer:innen der Runde legten aber auch Wert darauf, dass Geld längst nicht alles sei, es gebe auch andere Formen der Unterstützung, Fortbildungsmöglichkeiten, ein Jobticket, Wertschätzung oder überhaupt, ein Volontariat als Form der Ausbildung zu begreifen. Daran sollten Firmen stärker arbeiten. Im Zukunftsparlament gründete sich eine Taskforce "Image der Buchbranche" - wer Interesse hat mitzumachen, kann sich bei Berufsbildungsbildungsreferentin Sabine Patzelt unter patzelt@boev.de melden.