Junge Verlags- und Medienmenschen

Arbeitseffizienz, KI und Work-Life-Balance

18. November 2024
Jule Heer

Zukunft gestalten: Unter diesem Motto stand der sechste Weiterbildungstag der Jungen Verlags- und Medienmenschen, der am 16. November digital stattgefunden hat. Die Themen der Impulsvorträge und Workshops reichten von ChatGPT bis Work-Life-Balance.

eine menschliche und eine Roboterhand sind vor einem altmodischen Computer mit E-Mail-Symbolen zu sehen

E-Mails könnten mit automatisierter Unterstützung schneller bearbeitet werden

Arbeiten mit ChatGPT

Wie man generative KI im Arbeitsalltag nutzen kann, darüber sprach Hermann Eckel (selbstständiger Berater, Trainer und Dozent) in einem Impulsvortrag. Anhand eines detaillierten Prompts zeigte Eckel, wie man sich von ChatGPT beispielsweise den Text einer E-Mail generieren lassen kann. Der Prompt stieg ein mit: "Erstelle eine professionelle und einfühlsame E-Mail an einen langjährigen Stammkunden …" Bei der Suche nach Buchtiteln oder Headlines könne ChatGPT zumindest Anregungen geben, selbst wenn die Vorschläge oft nicht diejenigen seien, die Verlage final auswählen. Weitere mögliche Anwendungsgebiete seien Factsheets in Tabellenform, Zusammenfassungen von Artikeln oder Manuskripten, Videokonferenz-Transkriptionen und -protokolle sowie Texte, die einem festen Muster folgen wie Produktbeschreibungen oder Social-Media-Posts. Wichtig sei dabei, die Ergebnisse generell gründlich zu prüfen. Um ein möglichst passendes Ergebnis zu erhalten, solle man das 5-W-Prinzip anwenden, also angeben, was die Aufgabe ist, wer Sender und Empfänger sind, wozu der Text dient, wie Tonalität und Länge sowie die Struktur des Ergebnisses ausfallen sollen und womit es verbessert werden könne.

Weniger sinnvoll sei die Nutzung generativer KI-Tools hingegen bei Aufgaben, die einem selbst gut liegen und bei denen das Ergebnis vermutlich schlechter ausfallen würde, etwa dem Schreiben einer Kolumne. Eckel empfahl daher, unangenehme Aufgaben und Zeitfresser wie das Schreiben einer schwierigen E-Mail an ChatGPT zu delegieren.

Work-Life-Balance: Zwischen Engagement und Überarbeitung die Mitte finden

Work-Life-Balance beachten

Ellen Braun (Gründerin des work&feelgood Institut für Workstyle, Coach, Beraterin für Transformation und Mental Health) gab einen Workshop darüber, wie mentale Gesundheit und Erfolg in der Medien- und Verlagswelt vereint werden können. Darauf einen Fokus zu legen, sei wichtig, da aktuell eine Steigerung von psychischen Beanspruchungen verzeichnet werde. Sich überschaubare Ziele zu setzen, etwa quartalsweise statt für das gesamte neue Jahr, war eine ihrer Anregungen. Es sei außerdem wichtig, die eigenen Bedürfnisse zu kennen, Grenzen zu setzen — auch gegenüber Vorgesetzten — sowie die Unterstützung anderer Menschen entgegenzunehmen, um eine gesunde Work-Life-Balance zu erreichen. Auch Braun empfahl die Nutzung generativer KI zur Erleichterung der Aufgabenplanung und Arbeitseffizienz.

In der zweiten Hälfte des Workshops hatten die Teilnehmer:innen Zeit, sich über ihre individuellen Herausforderungen im Arbeitsalltag auszutauschen. Besonders häufig wurde das Zeitmanagement genannt. Vielen falle es schwer, an einem Tag, der schließlich nur 24 Stunden hat, verschiedene Bereiche ihres Lebens unterzubringen. Dabei spiele auch die Branche eine Rolle: "In der Verlags- und Buchbranche lebt man immer nach einem Terminkalender", meinte ein Teilnehmer und erhielt große Zustimmung.

Zu Weiterbildung anregen

In seiner Keynote hatte Johannes von Mikulicz-Radecki (Leiter Consulting Transformation der Haufe Akademie) zuvor das vergangene Projekt s.mile erläutert, in dem einer Gruppe von 15 Teilnehmenden die Weiterbildungsangebote der Haufe Akademie für ein Jahr zur freien Verfügung gestellt wurden. Das Projekt war vorwiegend an Personen gerichtet, die zu der großen Gruppe einer Mittelschicht gehörten, die grundsätzlich offen für Weiterbildung sei, aber unsicher, wie sie das angehen solle.

Zunächst nutzten die Teilnehmenden jedoch keinerlei Angebote. Das Team ging den Gründen dafür nach und stellte fest: Die beruflichen Hintergründe und Lebensumstände vieler Teilnehmer:innen hatten sich geändert, sodass die Weiterbildungs-Angebote in den Hintergrund traten, obwohl das Interesse noch bestand. Daraus schloss das Team, so Mikulicz-Radecki, dass für die besagte Mittelschicht eine Selbstorganisation vermutlich noch schwierig sei, weshalb sie den Teilnehmenden stattdessen persönliche Coaches zur Unterstützung an die Seite stellten.

Vier limitierende Faktoren seien ausschlaggebend, weshalb Weiterbildungsangebote ungenutzt blieben: Zeit, Budget, Zweifel am Nutzen der Inhalte sowie Zuwendung in Form von Orientierung und Ermutigung. Mikulicz-Radecki schloss mit einem Zitat eines Kunden, der gesagt habe: "Vielleicht sollte ich einmal ein Seminar besuchen, in dem ich lerne, ein Seminar zu besuchen." 

Weitere Themen

In Impulsvorträgen und Workshops wurden am Weiterbildungstag weitere Themen behandelt, so Herausforderungen der Selbstständigkeit, BookTok und Bookstagram, das selbstständige Aneignen von Wissen, die Entwicklung neuer Ideen für die Buchbranche und Personal Branding.