In der Parlamentssitzung wurde der Wunsch laut, dass die Informationen und Angebote für den Nachwuchs viel stärker bekannt gemacht werden müssten. Oft liege es am Chef oder der Chefin, ob sie informierten, aber manche wüssten es gar nicht. Ein Vorschlag aus der Runde: Regelmäßge Infos an die Arbeitgeber für Angebote für die Nachwuchskräfte – und vielleicht könnte man Infos an die IHKs geben, die sie dann etwa bei Ausbilderlehrgängen weitergegeben könnten. Auch die Universitäten könnten stärker als Informationskanal genutzt werden – hier sind die Landesverbände immer wieder aktiv. Immerhin wurden in diesem Jahr die Hälfte der Parlamentarier*innen vom Arbeitgeber für die beiden Tage in Seckbach freigestellt, bei Studierenden erübrigte sich die Freistellung. Im Sortiment sei es oft nicht im Rahmen der Ausbildung vorgesehen, aber offenbar bessert sich die Situation.
Neben dem Dauerthema „Faire Entlohnung“ ging es auch um eine fairere Trennung von Ausbildung und Arbeit. Mehr als die Hälfte der Parlamentarier*innen fühlt sich als Mitarbeiter*in, die eine Vollzeitkraft ersetzt; nicht wenige lernen neue Mitarbeiter*innen an. Noch merkwürdiger sei es, wenn Auszubildende Auszubildende anlernen. Allerdings müssten die Azubis auch selbst stärker interventieren – schwierig sei nur, dass man meist ja gar nicht wisse, was man einfordern dürfe. Das führe dazu, dass unzählige Überstunden nicht bezahlt würden, weil sie nicht sein dürften und die Hälfte des Jahresurlaubs nicht genommen werde, weil immer etwas Wichtiges anstehe und dann das Weihnachtsgeschäft vor der Tür stehe. Parlamentarier*innen erinnerten daran, dass bei mehreren Auszubildenden mit Unterstützung des Betriebsrats auch eine Jugendauszubildendenvertretung (JAV) gegründet werden kann.
Das Parlament beklagte eine große Intransparenz, was die Bezahlung für dieselben Tätigkeiten betrifft, und es gebe unverändert ein Ost-West-Gefälle. Unbezahlte Pflichtpraktika sind ein Problem: Wer nicht von Haus aus Geld mitbringe, könne Unterkunft und Lebensmittel nicht bezahlen - letztlich könnten nur Privilegierte ein solches Praktikum machen, so die Meinung. Berufsbildungsreferentin Elena Appel erinnerte daran, dass der Förderverein Berufsbildung Weiterbildungen etc. finanziell unterstützt.
Im Gespräch waren auch die Inhalte der Ausbildung, im Sortiment müsse bei der Buchführung dringend mehr Know-how vermittelt werden. Eine Beobachtung von vielen: Social Media-Aktivitäten werden gerne an den Nachwuchs übergeben, aber es wird überhaupt keine Arbeitszeit dafür eingeplant, so als ginge das alles nebenbei. Eine Sorge war die künftige Arbeit von Buchhändler*innen: Es wird ja nur ein Teil der Azubis übernommen oder hat in anderen Buchhandlungen Chancen, eingestellt zu werden - wie viele Buchhändler*innen werden noch tatsächlich gebraucht? Was beflügelt: Die überwiegende Mehrheit der Sortimentsazubis hat seitens der Kund*innen eine große Dankbarkeit erfahren.
Großes Engagement zeigte das Nachwuchsparlament beim Thema Nachhaltigkeit. Wer, wenn nicht die Buchbranche, müsse Vorreiter sein beim klimaneutralen Produzieren sein? Wenn mehr und mehr Verlage im Cradle-to-Cradle-Verfahren herstellten, würde das auf lange Sicht auch günstiger. Auch im Buchhandel müsse viel mehr darauf geachtet werden, dass etwa unverschweißte Bücher verkauft würden.