Natürlich gibt es auch genug Szenarien, in die wir uns begeben können, ohne uns mehrfach abgesichert zu haben – wie es immer so schön heißt: „Wir operieren ja nicht am offenen Herzen.“ Wenn das Schaufenster fürs Erste noch nicht perfekt thematisch und farblich und stilistisch abgestimmt Bücher präsentiert, ist es kein Weltuntergang. Wenn die ersten Postings oder Blogartikel zwar wohlüberlegt sind, aber noch nicht klingen wie vom Werbeprofi, werden bald neue, bessere folgen. Wenn in einem Buch doch noch ein Fehler ist, halb so wild – selbst mit falscher Grammatik auf dem Cover kann man noch für den Deutschen Buchpreis nominiert werden, wie „Weil da war etwas im Wasser“ beweist.
In vielen kleineren Aufgaben können wir uns also während des Tuns steigern. Da liegt die Vermutung nahe, das könne auch bei den großen, wichtigen Situationen funktionieren. Die Begründungen dafür klingen schick: spontan und authentisch sein, auf Understatement machen, sympathischer rüberkommen. Wir stehen dazu, dass wir eben noch nicht perfekt sind, noch gar nicht perfekt sein können – woher auch? Wir wollen zeigen, dass wir noch Entwicklungspotential haben. Und so weiter. Aber damit machen wir es uns zu leicht. Im Beruf handeln wir nicht im Spiel, sondern „in echt“ – wie im Thriller, wenn es heißt: „Okay, wir gehen rein.“