Börsenblatt Young Excellence Award 2023

Monika Kempf – Agentin mit Agenda

27. Juni 2023
von Veronika Weiss

Als festangestellte Lektorin ist sie das Abenteuer Selbstständigkeit eingegangen: Monika Kempf hat ihre eigene Literaturagentur gegründet. Sie ist beim #yeaward23 nominiert.

Headshot: Monika Kempf mit offenem Haar - unscharf im Hintergrund ein Büro

Monika Kempf

Der Weg zur Agentin

Schon als Lektorin in München hat Monika Kempf eine Bilderbuchkarriere hingelegt: Nach Praktikum bei dtv und Lektoratsvolontariat bei Droemer Knaur war sie jeweils mehrere Jahre lang in den Lektoraten von Piper und Penguin Random House angestellt.

Doch das reichte ihr nicht, denn da war der wachsende Wunsch, noch stetiger mit Autor:innen zusammenzuarbeiten. Kempf dachte: „Agentin müsste ich sein, da könnte ich die ganze Laufbahn begleiten – über Verlagswechsel hinweg, Lektor:innenwechsel, Höhen und Tiefen, erfolgreiche und weniger erfolgreiche Bücher und jemandem wirklich langfristig zur Seite stehen.“ Es reizte sie, als Agentin einiges anders und neu zu machen. Denn sie kannte den Blick einiger Schriftsteller:innen auf Agenturen, die nicht selten als Elfenbeintürme tituliert werden. Schade, denn „wir wollen alle das bestmögliche Buch machen.“ Genau das wollte sie vermitteln. Und zwar nicht nur im Verborgenen, sondern ganz offen, locker, nahbar, modern, auch auf Instagram (@monikakempf_agentur) und LinkedIn. Der Plan war, mit ihrer klaren Art und ehrlicher Kommunikation präsent zu sein und etwas Einzigartiges zu schaffen. Sie versetzte sich in die Autor:innenperspektive und fragte sich: „Wie würde ich angesprochen werden wollen?“ Und hatte das Gefühl, „eine Lücke zu schließen“, als es dann so weit war.

Prinzip Boutique-Agentur

Überraschend war es bei all der guten Planung für Monika Kempf trotzdem, wie viel Aufmerksamkeit sie von Anfang an bekam: „Ich wurde von Tag eins an sehr stark wahrgenommen in der Branche, aber auch bei den Schreibenden. Ich bekomme sehr viele Empfehlungen über andere Autor*innen und habe schon oft die Aussage gehört: ‚Genau so eine Agentur haben wir uns gewünscht!‘ – Da kommt wirklich viel Zuspruch für dieses Konzept, was mich natürlich sehr, sehr freut.“

Gegründet im Mai 2022, ist die Monika Kempf Literaturagentur bereits jetzt erfolgreich: Eine vierstellige Zahl an Einsendungen hätte sie bereits erreicht, sagt die Literaturagentin. Sieben Verlagsverträge hat sie im ersten Jahr abgeschlossen, darunter mehrere Spitzenpositionierungen. Die ersten Titel erscheinen im Spätsommer. Dabei hat sie nicht alle Stoffe angenommen, von denen sie sich sicher war, sie verkauft zu kriegen, denn ihr Prinzip ist das einer Boutique-Agentur: Sie versuche, sich „ganz bewusst zu konzentrieren auf für mich persönlich sehr besondere Projekte und Autor*innen, in denen ich langfristig viel Potenzial sehe.“ Das kommt nicht von ungefähr, denn Monika Kempf weiß genau, wie wichtig es ist, ein Werk gut pitchen zu können. Der perfekte Pitch zusammen mit ihrem weit verzweigten Netzwerk ist ausschlaggebend: „Der für mich entscheidende Erfolgsfaktor ist, was passiert, wenn ich etwas an einen Verlag schicke. Ob die sagen: ‚Das kommt als Manuskript 374 in meinen Manuskripte-prüfen-Ordner‘ oder stattdessen: ‚Oh, Moni hat was geschickt, das schaue ich mir gleich an!‘“ Diesen Effekt könne sie nicht über Masse erzielen, sondern nur über gezielte Auswahl.

Der für mich entscheidende Erfolgsfaktor ist, was passiert, wenn ich etwas an einen Verlag schicke.

Beruf und Familie

Was sie nicht leisten kann, ist, Absagen zu schreiben, das wäre eine „nicht stemmbare Menge, vielleicht ein Viertel meiner Arbeitszeit“. Immerhin hat Monika Kempf zwei kleine Töchter – fünf und zwei Jahre alt. „Ich arbeite nicht jeden Abend bis 20:00, will das auch nicht und glaube auch nicht daran, dass das notwendig ist, um einen herausragend guten Job zu machen – egal, in welchem Bereich.“ Das Muttersein ist ein wichtiger Teil ihres Lebens – und wie sie damit umgeht, ein gutes Beispiel für ihr nahbares Wesen: „Die meisten meiner Autor*innen wissen, wie alt meine Kinder sind und wann sie Ferien haben.“

Die Vertrags- und Honorarabwicklung macht Monika Kempf nicht selbst, sondern kooperiert dafür mit Mohrbooks. Das Team stünde ihr auch darüber hinaus „mit Rat und Tat zur Seite. Ich glaube jeder, der schon mal einen Verlagsvertrag in der Hand hatte, weiß, dass das teilweise irre komplex ist. Und da bin ich sehr dankbar, dass ich Jahrzehnte an Kompetenz an meiner Seite habe, die diesen Teil für meine Agentur übernimmt und an die ich mich jederzeit wenden kann. Ganz abgesehen davon bleibt natürlich auch nur so ausreichend Zeit, mich um die Inhalte und um die Autor*innen zu kümmern – das stünde für mich sonst in keinem guten Verhältnis.“

Starkes Netzwerk und ein guter Claim

Davon, dass sie sich in den vergangenen zehn Verlagsjahren ein gutes und belastbares Branchennetzwerk aufgebaut hat, profitiert sie enorm. Selbstverständlich zuerst davon, zu wissen, wie Verlage und Lektor*innen grundsätzlich arbeiten – aber es geht noch weiter: Unter Monika Kempfs ganz persönlichen Kontakten und Anlaufstellen sind fast alle großen Publikumsverlage. Das war schon von Beginn an so, „als ich die Agentur gegründet habe. Und das heißt nicht nur, dass ich weiß, wer da ist, sondern dass ich idealerweise genau weiß, was derjenige liest, mit welchen Manuskripten ich den überzeugen kann.“ Ganz konkret wisse sie oft: „Welcher Mensch im Lektorat ist der Richtige für genau meinen Text? Und das ist, glaube ich, der Schlüssel für eine erfolgreiche Agentur.“

Mit den Büchern würden Autor*innen „ihr Herzensprojekt in meine Hände“ legen, sagt Kempf. In ihrer Agentur gehe es deswegen auch immer um den Menschen hinter dem Werk. Es sei wichtig, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, einen partnerschaftlichen Umgang zu pflegen, offen miteinander zu sprechen und Probleme frühzeitig zu thematisieren. „Wenn es mal nicht so geschmeidig läuft, wenn es Misserfolge oder lange Durststrecken gibt – was sehr häufig ist –, dann kann das gerade über solche Phasen gut hinweghelfen“, meint sie.

Mit ihrem Konzept bringt Monika Kempf tatsächlich frischen Wind in die Agenturlandschaft, und der Slogan auf ihrer Website – der „natürlich auch ein Stück weit Affirmation“ ist, wie sie sagt –, „Das wird gut“, hat sich bereits jetzt bewahrheitet.

Kurzvita: Monika Kempf

1986 geboren
2005-2011

Bachelor- und Master-Studium Deutsche Literatur und Linguistik in Konstanz und Dublin

2010 Praktikum bei dtv
2011-12 Lektoratsvolontariat bei Droemer Knaur
2012-15 Lektorin Belletristik bei Piper
2016-20 Lektorin Belletristik & Sachbuch bei Penguin Random House
2021-22 freie Lektorin und Übersetzerin
seit 2022 Inhaberin Monika Kempf Literaturagentur

 

Über den Börsenblatt Young Excellence Award

Der Börsenblatt Young Excellence Award wird jährlich von den Unternehmen der Börsenvereinsgruppe vergeben. Im Juni stellt die Börsenblatt-Redaktion alle Nominierten und ihre Arbeit mit persönlichen Online-Porträts vor – ein Kennenlernen mit den Kandidatinnen und Kandidaten gibt es zudem im Live-Format auf dem Instagram-Kanal des Börsenblatts. Die future!publish unterstützt den #yeaward23 als Partner.

Die Entscheidung, wer den #yeaward23 erhält, fällt im Zeitraum vom 30.06. bis 16.07.2023 bei der öffentlichen Publikumswahl auf www.boersenblatt.net

Alle Informationen zum Wettbewerb unter: www.young-excellence-award.de