Zur Frage der Neubesetzung der Professur in der Nachfolge Lokatis äußert sich die Universität mit Verweis auf das noch laufende Verfahren nach wie vor nicht. Auch zu der vehement vorgetragenen Sorge von Buchwissenschaftlern anderer Universitätsstandorte um die Zukunftssicherung des Fachs in Leipzig gab es keinen Kommentar, ebenso wenig zur zum Teil harschen Kritik aus buchaffinen Kreisen der Stadt Leipzig.
So hatte etwa der Lehrstuhlinhaber am Gutenberg-Institut für Weltliteratur und schriftorientierte Medien in Mainz, Gerhard Lauer, Mitte Juli in einem Schreiben an die Leipziger Rektorin Eva Inés Obergfell sein Unverständnis über die Pläne zur Umorientierung der Lokatis-Professur zum Ausdruck gebracht und um ein Überdenken der Entscheidung gebeten. Die Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums in Leipzig, Stephanie Jacobs hatte gewarnt, hier werde „einer der traditionsreichen Standorte für Buchwissenschaft plattgemacht“. Ins gleiche Horn stieß am gestrigen Mittwoch Leipzigs Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke gegenüber der Nachrichtenagentur KNA: "Die faktische Abschaffung würde einen herben Verlust für die Tradition der Buch- und Verlagsstadt bedeuten, aber vor allem auch für die lebendige Buchkultur Leipzigs. Das fällt mir schwer zu akzeptieren." Auch Jennicke richtete KNA zufolge den Wunsch an die Verantwortlichen der Universität, ihre Entscheidung erneut zu überprüfen.
In mehreren Hörfunkbeiträgen von MDR, rbb und Deutschlandfunk hatte es in den vergangenen Tagen ebenfalls deutliche Kritik an den Umständen des Berufungsverfahrens gegeben; befürchtet wird eine „schleichende Abwicklung“ der Buchwissenschaft und das Entstehen einer Lücke im Kanon der Medienwissenschaften in Leipzig.