250 Jahre Goethes "Werther"

"Werthers Welt" im Frankfurter Romantik-Museum

19. Dezember 2023
Redaktion Börsenblatt

Zum 250-jährigen Jubiläum von Goethes "Werther"-Roman eröffnet am 12. Januar 2024 im Handschriftenstudio des Deutschen Romantik-Museums die zwölfteilige Ausstellung "Werthers Welt – Das Jahr 1774".

Die Erstausgabe von Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" (1774)

Johann Wolfgang Goethes Roman ‚Die Leiden des jungen Werthers‘ erschien im Herbst 1774. Das Buch war ein sensationeller Publikumserfolg und machte Goethe im Alter von fünfundzwanzig Jahren schlagartig europaweit berühmt. Der noch heute mitreißende Briefroman über einen Suizid aus unerfüllter Liebe ist ein Schlüsselwerk der deutschen Literaturgeschichte.

Verständlich wird die gewaltige, bis heute lebhafte Wirkung des Buches am ehesten aus den Zeitumständen. Wie kann man sich die Welt von 1774 vorstellen? Worüber diskutierte die Öffentlichkeit, welche Stimmung herrschte unter den Intellektuellen, wen traf der eben 25-jährige Frankfurter Dichter und was passierte in diesem Jahr in Europa und darüber hinaus? Antworten auf diese Fragen gibt zum 250. Jubiläum des ‚Werther‘ eine zwölfteilige Ausstellung im Handschriftenstudio des Deutschen Romantik-Museums: Monat für Monat wechselnd werden im Laufe des gesamten Jahres Bücher, Porträts und Handschriften von 1774 gezeigt.

Begleitet wird die Schau von einer Tageschronik, die von der Heirat Maximiliane Brentanos über Kapitän James Cooks kühne Entdeckungsfahrten durch die Südsee und die bürgerliche Rebellion in Nordamerika bis zur Frisurenmode in Paris reicht. Berichtet wird hier über Erweckungseifer, Wunderkuren, Scharlatanerien und Erpressungen, aber auch von bahnbrechenden Neuerungen bis zur Pockenimpfung oder der Erfindung des Recyclingpapiers. Erstmals wird das Werther-Jahr derart eingehend dokumentiert.

Zu sehen sein werden unter anderem kostbare Erstdrucke von Schriften Goethes: neben dem ‚Werther‘ das ‚Moralisch-politische Puppenspiel‘, die Farce ‚Götter, Helden und Wieland‘, die zweite Auflage des ‚Götz von Berlichingen‘ sowie mehrere Exemplare des Dramas ‚Clavigo‘, davon eines in Auslieferungsbroschur; außerdem Drucke, in denen Texte des jungen Goethe erschienen, zum Beispiel die Damenzeitschrift ‚Iris‘.

Goethe ist aber nur einer von vielen bedeutenden Autoren dieses Jahres. Eine Fülle wichtiger Werke werden im selben Jahr 1774 publiziert: Johann Gottfried Herders provokanter Essay ‚Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit‘, Friedrich Gottlieb Klopstocks ‚Gelehrtenrepublik‘, Jakob Michael Reinhold Lenz’ Drama ‚Der Hofmeister‘, Theodor Gottlieb von Hippels Buch ‚Über die Ehe‘ oder Justus Mösers ‚Patriotische Phantasien‘ und viele mehr. Diese wie auch französische, englische oder lateinische Schriften aus Literatur oder Wissenschaft zeigt und erklärt die Ausstellung im monatlichen Wechsel. Darüber hinaus lassen zahlreiche Porträtstiche und weitere Bildwerke die Epoche lebendig werden.

Die meisten Objekte entstammen einer Privatsammlung. Darüber hinaus wird allmonatlich eine besondere Handschrift aus den Sammlungen des Freien Deutschen Hochstifts präsentiert; im August zum Beispiel Goethes Brief vom 31. August 1774 an Friedrich Heinrich Jacobi mit der ersten Niederschrift der Hymne ‚Wandrers Sturmlied‘.

Die Ausstellung wird von Johannes Saltzwedel kuratiert und beruht auf seinem Buch "Werthers Welt", das 2023 im zu Klampen Verlag erschienen ist (312 Seiten mit 240 Farbabbildungen, gebunden, ISBN 978-3-86674-996-2, 38 €). Erhältlich im Museumsladen und im Buchhandel.