Womit der Verlag, wie viele andere Independents auch, generell zu kämpfen hat, ist die Planungsunsicherheit. Wie lange reichen die Rücklagen noch (falls es sie gibt)? Wie hoch kann man in umsatzschwachen Zeiten die Auflage kalkulieren? Stehen ausreichend Mittel zur Verfügung, um eine Lesetournee finanzieren zu können? Kann sich Nautilus die Übersetzung eines außergewöhnlichen Titels leisten? Manche Bücher bleiben daher schon in der Planungsphase auf der Strecke – beispielsweise, weil keine Übersetzung bezahlt werden kann. (Bei Jean Malaquais’ Roman war es das Programm Neustart Kultur, das Nadine Püschels Übersetzung finanzierte.)
In der gegenwärtigen Phase wäre eine strukturelle Verlagsförderung, wie sie seit Jahren gefordert wird, eine Hilfe. „Eine Anschubfinanzierung würde die Planbarkeit von Buchprojekten erhöhen und uns aus der ‚Glücksspielbranche‘ rausholen“, meint Katharina Picandet. Andere Sparten wie Film oder Bildende Kunst würden ja auch mit öffentlichen Geldern gefördert, fügt Katharina Bünger hinzu. Hamburgs Literaturreferentin Antje Flemming rate den Independent-Verlagen, „lauter zu sein“, sagt Pressefrau Franziska Otto.
Nautilus steht mit seinen Sorgen nicht allein da. Um sich mehr Gehör zu verschaffen, hat man gemeinsam mit anderen Hamburger Independents die „Liste unabhängiger Verlage“ (LuV) gegründet. Darauf findet man neben der Edition Nautilus Verlage wie Argument / ariadne, Bedey & Thoms, Buske, CulturBooks, Dölling und Galitz, Hamburger Edition, Junius, Mairisch und Meiner. Im Dezember präsentierten sich die rund 40 auf der Liste zusammengeschlossenen Verlage auf der Bücherschau HamBuch, die die Hamburger Behörde für Kultur und Medien unterstützt hatte. Jeden dritten Mittwoch im Monat stellt ein LuV-Verlag in der Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky im Rahmen der Lesungsreihe „Indie Stabi“ einen Titel aus seinem Programm vor.
Glückwunsch, liebe Kolleginnen, ihr seid top!
Danke auch für die klaren Ansagen zu den immer mehr bröckelnden Branchenstrukturen. Es ist so wichtig, das auf den Tisch zu bringen: Auch bei uns sieht es grimmig aus, wie hier beschrieben. Du machst mit Leidenschaft und Herzblut mutige, starke Bücher, aber Sichtbarkeit bekommen sie fast nur durch Kritiken, und wenn die ausbleiben oder - wie seit letztem Jahr häufig - nur langsam nach und nach kommen, dann gehen unabhängige Verlage und Buchläden prompt auf dem Zahnfleisch. Der Abbau der Literatursendungen im ÖRR ist die ganz falsche Richtung. Gut ist, dass wir uns zusammentun und gemeinsam was auf die Beine stellen wie mit LuV, aber reicht das? Verlage wie wir brauchen mehr kulturelle Präsenz, bei der nicht dicke Budgets oder Verkaufszahlen Kriterien sind, sondern Engagement und Vielfalt gefeiert werden. Und gute Buchläden gehören als Orte kultureller Versorgung gestärkt.