Parlando stellt das Programm ein

Verkaufszahlen lohnen den Aufwand nicht mehr

12. September 2022
Redaktion Börsenblatt

Nach 22 Jahren machen Waltraut und Christian Brückner mit Parlando Schluss. Die enorme Anstrengung der Vorbereitung und der anschließenden Arbeit im Studio lohne sich für einen doch eher kleinen Hörerkreis nicht mehr, so die Begründung. 

Nach Meinung von Waltraut Brückner hat insbesondere das Streaming den Verkauf von Hörbüchern negativ beeinflusst: "Die kurze Taktung der Tracks lässt den Hörerinnen und Hörern keine Chance, sich ein Urteil über das Hörbuch zu bilden. Sie finden keinen Zugang, verlieren vielleicht sogar die Geduld", sagte sie in einem Interview zum Ende von Parlando in der aktuellen Argon-Vorschau. Die Verkaufszahlen hätten, entgegen des fulminanten Anfangs, eklatant abgenommen. "Wir haben nach wie vor einen Hörerkreis und bekommen immer wieder begeisterte und ermutigende E-Mails von den Fans unseres Verlags, aber es lohnt sich nicht für Christian, in seinem Alter, diese enorme Anstrengung der Vorbereitung und der anschließenden Arbeit im Studio für einen doch eher kleinen Hörerkreis fortzusetzen",  sagt sie. 

Christian Brückner: "Wir werden nicht tatenlos in unsere Sessel fallen"

"Wir werden beide nicht tatenlos in unsere Sessel fallen, sondern wir werden etwas finden, das wir machen möchten – auch nicht unter der Prämisse, das muss für uns beide sein, sondern es kann auch sein, dass jeder seins macht, aber wir werden, ist ja klar, in irgendeiner Form weitermachen, weil wir bisher so unter Dampf waren, dass der Dampf erst langsam rausgeht", sagt Christian Brückner.

Im letzten Programm von Parlando erscheinen "Der Passagier" und "Stella Maris" von von Cormac McCarthy. 

Über Parlando

Der Parlando Verlag wurde im Jahr 2000 vom Ehepaar Waltraut und Christian Brückner gegründet und verlegte vor allem Hörbücher, die von Christian Brückner eingelesen werden.

Schwerpunkte des Verlags liegen im Bereich der amerikanischen Literatur (z.B. Herman Melville, John Updike, Don DeLillo) und bei den Klassikern der europäischen Literatur (z.B. Joseph von Eichendorff, Adalbert Stifter, Gustave Glaubert, Walter Benjamin). Auch Lyrik-Anthologien (z.B. von Novalis, Paul Celan, Gottfried Benn oder Dschelaleddin Rumi) haben ihren festen Platz im Verlagsprogramm.

Im Jahr 2005 erhielt Parlando für sein Gesamtprogramm den Deutschen Hörbuchpreis in der Kategorie "Das besondere Hörbuch".

Seit 2015 war der Parlando Verlag im Vertrieb des Argon Verlags, mit dem 1. Januar 2017 hatte er dort auch verlegerisch eine neue Heimat gefunden. Die Programmgestaltung hatten weiterhin Waltraut und Christian Brückner inne.