Nachruf auf Thomas Zuhr

"Unwiderstehliche Begeisterung für das Verlegen"

18. Juli 2024
von Börsenblatt

Am 11. Juli ist der ehemalige Hirmer-Verleger Thomas Zuhr verstorben. Diogenes-COO Rüdiger Salat erinnert im Nachruf an den kreativen Kunstkenner und Netzwerker, der mit Weitblick neue Ideen entwickelte, andere motivierte und stets voller Teamgeist war.

Thomas Zuhr

Gerade eben erst hatte er den Wechsel aus seiner Tätigkeit als Verleger des Hirmer Verlages in den Unruhestand bekannt gegeben – und nun erreicht uns die unendlich traurige Nachricht, dass Thomas Zuhr in Rom am 11. Juli im Alter von 63 Jahren verstorben ist. Friedlich, völlig überraschend und viel zu früh.

Er war voller Pläne, voller Energie und Lebensfreude. So kenne ich ihn, bei aller Nachdenklichkeit. Wir verlieren mit ihm einen unübersehbaren, kreativen Verleger, einen versierten Kunstkenner aller Epochen bis in die Moderne und einen Kollegen, der Verbindungen in seinem internationalen Netzwerk auch sehr selbstlos für andere herstellte. Das machte ihm selbst Freude und war Teil seiner Souveränität, die sich mit Weitblick und großem Überblick verband. Bei aller Kompetenz war sein klarer Blick meist kombiniert mit einem Augenzwinkern. Er konnte unglaublich wirkungsvoll motivieren und inspirieren, neue Ideen entwickeln, dafür werben und nachhaltig überzeugen.

An seiner unbedingten Verlässlichkeit und an der Ernsthaftigkeit, mit der er seine Titel und Projekte realisierte, gab es nie Zweifel. Dabei hat er für das Streben nach Perfektion gerne eine bayerisch-mediterrane Lässigkeit als Tarnung genutzt. So empfanden es seine Freunde und so stand es in der Gratulation zu seinem 60. Geburtstag. Das ist noch keine vier Jahre her.

Seine unwiderstehliche Begeisterung für das Verlegen fußte auf den Stationen, in denen er - nach einer Ausbildung in der graphischen Industrie und einem Studium der Wirtschaftswissenschaften - Wissen und Erfahrung erwarb und mit den Verlegerlegenden und Vertriebskoryphäen dort: dtv, Hanser, Prestel. Mit den soliden Grundlagen aus diesen Jahren deckte er alle Aspekte des Verlagswesens ab. Zwischenzeitlich hat er sein Wissen in einem Beratungsunternehmen angewendet und nach seiner Rückkehr in die Verlagswelt mit eigenen Ideen und Visionen kombiniert.

Seit 2009 hat er bei Hirmer gezeigt, wie man einen traditionsreichen Verlag mit hoher Qualität strategisch und international weiterentwickelt. Seit 2011 führte Thomas Zuhr die Geschäfte des Hirmer Verlages als Alleingeschäftsführer zur großen Freude seiner Autorinnen und Autoren, von Museumspartnern und Gesellschaftern. Wichtige Meilensteine dort waren seine Gründung des Kunst- und Kulturmagazins "Fresco" 2012 und der Zeitschrift "Kunstforum international" 2020. All das hat Thomas Zuhr mit einem kleinen, feinen, kompetenten Team realisiert, auf das er stolz war, was er bei jeder Gelegenheit deutlich gemacht hat. Sein Verständnis von Führung war geprägt von einem "Miteinander". Seinen Teamgeist, seine freundschaftliche Fürsorge konnte eine Reihe von befreundeten Kollegen immer wieder in den Bergen erleben. Dort bewegte sich der in Reichenhall gebürtige Thomas Zuhr genauso sicher wie auf internationalem Parkett bei Museen, Galerien und Verlagspartnern.

Künstlerinnen und Künstler, sein Freundeskreis und seine Familie hatten noch viele Pläne mit ihm. Thomas Zuhr wird uns sehr fehlen.