Gerichtsverfahren

"Übergroßer Einfluss darauf, wer und was veröffentlicht wird"

25. Juli 2022
Redaktion Börsenblatt

Das US-Justizministerium und Penguin Random House haben am 22. Juli ihre Schriftsätze für das bevorstehende A3-Kartellverfahren bei Gericht eingereicht. Das Ministerium will die Übernahme des Verlags Simon & Schuster durch PRH verhindern.

Die mündliche Verhandlung soll am 1. August in Washington D.C. beginnen und etwa drei Wochen dauern. Nach Medienberichten soll die Regierung 38 Stunden für ihre Argumentation bekommen und die Verteidigung 34 Stunden. Als Zeugen geladen sind Literaturagenten, Vorstände der Big Five-Verlage (MacMillan, Hachette, HarperCollins, Penguin Random House und Simon & Schuster) sowie Autoren wie Stephen King als Zeuge der Regierung.

Mehr als doppelt so hoher Umsatz wie der des nächsten Konkurrenten

PRH hatte nach US-Medienberichten ein fast 2,2 Milliarden Dollar schweres Übernahmeangebot für Simon & Schuster abgegeben. Im Falle der Fusion sieht die Regierung PRH als den "bei weitem größten Buchverlag in den Vereinigten Staaten" mit einem Umsatz, der "mehr als doppelt so hoch ist wie der des nächsten Konkurrenten“. Damit könne der Verlag einen "übergroßen Einfluss darauf ausüben, wer und was veröffentlicht wird und wie viel Autoren für ihre Arbeit bezahlt wird", bemängelt die Regierung und sieht einen Verstoß gegen das Kartellgesetz. Wie "Publishers Weekly" berichtet, fordert sie immer öfter ein klareres Durchsetzen kartellrechtlicher Belange.

Da PRH bereits der mit weitem Abstand größte Verlag in den USA sei, würde die Übernahme eines der größten Konkurrenten dazu führen, dass es weniger Bieter für die Rechte gäbe – und damit würden die Vorschüsse für Autoren geringer, so die Regierung. Dabei konzentriert sie sich auf eine eher kleine Autorengruppe mit Vorschüssen von mehr als 250.000 Dollar, die sie als "erwartete umsatzstärkste Bücher" bezeichnet. Eine Kürzung der Autorenvergütung würde dazu führen, dass "weniger Autoren vom Schreiben leben können und am Ende weniger und weniger unterschiedliche Bücher veröffentlicht werden". Mit weniger Akteuren und einem offensichtlichen Anführer wäre es für die großen Vier wahrscheinlich einfacher, einen Konsens zu erreichen, der den Autoren durch Koordination schadet", heißt es in der eingereichten Beschwerde.

PRH: Kein Einfluss auf die Vergütung

Penguin Random House habe keinen Einfluss auf den Gesamtvorschuss oder die Vergütung, behauptet hingegen PRH. Ein PRH-Imprint werde nicht eingeladen, für jedes Buch zu bieten, "und selbst wenn ein oder mehrere Penguin Random House-Imprints mitbieten, verlieren sie weit mehr Auktionen als sie gewinnen." Das Gleiche gelte für Simon & Schuster. "Nach dem Zusammenschluss wird sich die Marktdynamik nicht ändern, und der Einfluss von Penguin Random House auf die Preisgestaltung wird nach dem Zusammenschluss genauso gering sein wie heute", so PRH.