ByteDance gründet Verlag

TikTok macht Bücher

25. Juli 2023
Redaktion Börsenblatt

In den USA sind Verlage in Habachtstellung: Die TikTok-Mutter ByteDance hat eine Marke für ein Verlagsunternehmen eintragen lassen. Warum 8th Note Press die Szene beunruhigt.

Wie die Fachzeitschrift „The Bookseller“ unter Berufung auf das Patent- und Markenamt meldet, soll ByteDance den Schritt bereits im April vollzogen haben. Die TikTok-Muttergesellschaft, die auch die Videoschnitt-App CapCut entwickelt, soll bereits damit begonnen haben, Autor*innen Angebote zu unterbreiten.

Der Verlag soll laut Eintrag beim Patent- und Markenamt eine Reihe von Buchveröffentlichungsdiensten anbietet, darunter Print, E-Books und Hörbücher. Es soll darüber hinaus auch ein Ökosystem geschaffen werden, in dem "virtuelle Gemeinschaften" an "Diskussionen, Verbraucherbewertungen und sozialen Netzwerken" teilnehmen können – der Gedanke drängt sich auf, dass das Soziale Netzwerk TikTok dabei eine zentrale Rolle spielen könnte. Die Befürchtung: ByteDance könnte die Reichweite für seine Autor*innen erhöhen und die Präsenz anderer Verlage oder Rezensionen zu deren Büchern reduzieren. Dass das angestrebt sein könnte, ist allerdings reine Spekulation und würde schlecht zum Nutzungserlebnis von TikTok passen. Die Plattform rühmt sich damit, einen Algorhitmus einzusetzen, der in Windeseile die Interessen der Nutzer*innen schneller erkennt und bedient, als denen bewusst ist.

Auch personell hat ByteDance sich auf einen schnellen Launch aufgestellt: Die ehemalige Penguin Random House-Lektorin Katherine Pelz, die sich auf Liebesromane spezialisiert hat, wurde laut „New York Times“ eingestellt. ByteDance hat bisher keine offizielle Erklärung gegenüber der Presse abgegeben, erklärte jedoch gegenüber „The Bookseller“, dass 8th Note Press nichts mit TikTok zu tun habe und ausschließlich eine Initiative von ByteDance sei. Darüber hinaus erklärte das Unternehmen, es sei geplant, Titel in Neuauflagen und neue Geschichten zu veröffentlichen, lehnte aber alle weiteren Kommentare ab.

The Bookseller berichtete weiter, mit einer Autorin gesprochen zu haben, die ein Angebot erhalten haben soll. Diese erklärte gegenüber „The Bookseller“, der Verlag sei daran interessiert gewesen, ihre Fantasy- und Liebesromane zu veröffentlichen, sie habe aber abgelehnt aufgrund des geringen Vorschusses und der unklaren Vertriebskanäle für den Printbereich.

In den E-Mails, die „The Bookseller“ zugespielt wurden, wurde der Autorin mitgeteilt, dass der Verlag 8th Note Press

  • auf der Suche nach Backlists und Neuerscheinungen in den Bereichen Romantik und Fantasy ist
  • einen Vorschuss von 3.500 US-Dollar pro Titel bietet
  • vorerst digital arbeitet
  • in begrenztem Umfang Print-on-Demand anbietet (dies soll sich ändern, bis eine direkte Online-Shopping-Funktion von TikTok fertig sei).