Simon & Schuster

Stephen King sagt gegen seinen Verlag aus

3. August 2022
Redaktion Börsenblatt

Eine mögliche Fusion von Simon & Schuster und Penguin Random House wäre "schlecht für den Wettbewerb" und würde "den Autor:innen schaden": Als Zeuge der US-Regierung sagte Bestseller-Autor Stephen King jetzt im Verfahren gegen die Fusion aus.

King beschrieb am 2. August eine Buchbranche, die sich aus seiner Sicht "verschanzt" habe, obwohl sie ihn belohne. Auslöser für das Verfahren war die Ankündigung von Penguin Random House, Simon & Schuster für 2,2 Milliarden Dollar zu übernehmen. Das US-Justizministerium will den Deal blockieren: "Wenn dem weltgrößten Buchverlag erlaubt wird, einen seiner größten Konkurrenten zu übernehmen, wird er eine noch nie dagewesene Kontrolle über diese wichtige Branche erhalten", sagte Generalstaatsanwalt Merrick Garland. Und fuhr warnend fort: "Amerikanische Autoren und Verbraucher werden den Preis für diese wettbewerbsfeindliche Fusion zahlen - geringere Vorschüsse für Autoren und letztlich weniger Bücher und weniger Vielfalt für die Verbraucher."

King: Kein Wettbewerb mehr

King, dessen Bücher rund 350 Millionen Mal verkauft wurden, wird seit 1998 vom Simon & Schuster-Imprint Scribner verlegt. Der Autor, der seine schriftstellerische Karriere in den 1970er Jahren begann, wies auf seine eigenen Erfahrungen mit einem Verlagsmarkt hin, der sich im Laufe der Jahre immer mehr verdichtet habe. "Ich bin freiberuflicher Schriftsteller. Ich bin hierher gekommen, weil ich denke, dass eine Konsolidierung schlecht für den Wettbewerb ist", sagte King laut "Wall Street Journal". "Das ist mein Verständnis vom Buchgeschäft – und ich bin seit 50 Jahren dabei." Die geplante Übernahme würde den Schriftstellern schaden, denn wenn größere Unternehmen kleinere aufkauften, schränke dies den Wettbewerb ein und mache es für kleinere Autoren schwieriger, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, erklärte King. Er bezweifelte, dass Penguin Random House und Simon & Schuster nach der Fusion weiterhin miteinander konkurrieren würden: "Man könnte genauso gut sagen, dass ein Ehemann und seine Frau gegeneinander um das gleiche Haus bieten werden."

In seiner Aussage vor Gericht verglich er die derzeitigen "Big Five" der Verlagsbranche - Penguin Random House, Hachette, Harper Collins, Simon & Schuster und Macmillan - mit der wettbewerbsorientierten Landschaft zu Beginn seiner Karriere. Jetzt, wo es weniger Verlage gebe, sei die Vergabe von Buchrechten weniger ein Wettbewerb als vielmehr ein "Nach Ihnen" – "Nein, nach Ihnen". Er fügte hinzu, dass neue Autor:innen, die bei unabhängigen Verlagen anfangen, Schwierigkeiten hätten, mit Vorschüssen ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, und verwies auf eine Studie der Authors Guild von 2018, wonach das Durchschnittseinkommen von Vollzeitautor:innen bei 20.300 Dollar liegt. Das Anwaltsteam der Verteidigung, das die Verlage vertritt, nahm King nicht ins Kreuzverhör.

Tantiemen übersteigen oft nicht die Vorschüsse

Das Justizministerium ist der Ansicht, dass die Reduzierung der "Big Five" auf die "Big Four“ den Wettbewerb beim Erwerb von Verlagsrechten von Autor:innen drastisch reduzieren würde. Ein Rückgang des Wettbewerbs würde den Autor:innen weniger Alternativen bieten und sich auf ihre Einkünfte auswirken, insbesondere was die von den Verlagen gezahlten Vorschüsse beträfe. Die auf den Buchverkäufen basierenden Tantiemen überstiegen oft nicht die Vorschüsse – was bedeute, dass die geringeren Vorschüsse, die sich aus weniger Konkurrenzangeboten ergeben würden, für die Autor:innen zu einem deutlich geringeren Gesamteinkommen führen könnten.

Das Branchenmagazin "Publishers Weekly", das den zweiten Prozesstag aufmerksam verfolgte, wies daraufhin, dass die Vertreter der US-Regierung den Simon & Schuster-CEO Jonathan Karp als Verfasser einer E-Mail von 2020 an Autor John Irving enthüllt hätten. Dort schrieb Karp: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Justizministerium Penguin Random House nicht erlauben würde, uns zu kaufen, aber das setzt voraus, dass wir noch ein Justizministerium haben." In einer weiteren E-Mail an den den Verkauf von S&S beaufsichtigenden ViacomCBS-Mitarbeiter soll Karp den Wunsch geäußert haben, dass das Unternehmen nicht an einen Konkurrenten verkauft wird. Richterin Pan fragte Karp, ob mehr Wettbewerb und mehr Konkurrenten zwangsläufig zu höheren Geboten für Buchrechte führen. Daraufhin erklärte Karp, Simon & Schuster frage in der Regel nicht danach, wie viele Parteien für ein Buch bieten; die Antwort habe keinerlei Einfluss darauf, wie viel Simon & Schuster bieten werde, da die Entscheidung, wie viel der Verlag ausgeben werde, intern getroffen werde. "Wenn Sie ein Buch wollen, spielt es keine Rolle, wie viele Leute mit Ihnen konkurrieren."