Die Sonntagsfrage

Schöne Bücher Bibliothek – was tun die Paten aus dem Buchhandel für Ihre Buchreihe, Herr Korch?

10. September 2023
Redaktion Börsenblatt

10 Verlage, 10 Autoren, 10 Bücher – das Netzwerk Schöne Bücher gibt im Herbst eine eigene verlagsübergreifende Reihe mit den Schätzen des Netzwerks heraus. Jeder Belletristik-Titel hat eine Buchhändlerin oder einen Buchhändler als Paten. Was hat es mit der “Schöne Bücher Bibliothek“ auf sich? Und wer macht alles mit? Das beantwortet Jens Korch, Verleger der Edition Wannenbuch, stellvertretend.

Jens Korch

Gemeinsam sind wir stärker – und vor allem viel besser sichtbar: Das ist die Idee des Schöne-Bücher-Verlagsnetzwerkes, bei dem seit 2020 Aktionen von Marketing bis Vertrieb für unabhängige Verlage gebündelt werden. Denn die Herausforderung für viele Independent-Verlage ist es, im Meer der jährlich zehntausenden Neuerscheinungen gesehen zu werden: von Buchhändlern ebenso wie von den Lesern. Großen Verlagen fällt das – auch dank anderer finanzieller und personeller Möglichkeiten – oft leichter. Bei so vielen gemeinsamen Aktionen – von Messe-Gewinnspielen über Werbeanzeigen bis zum wöchentlichen Newsletter – war der Sprung zu einer gemeinsamen Buchreihe naheliegend. Warum nicht ein solches verlagsübergreifendes Projekt wagen? Ein gutes Jahr liegt von der Idee über die Vorbereitung bis hin zum Starttermin hinter uns – und das war sportlich-knapp bemessen. Doch hat am Ende geklappt: Die Schöne Bücher Bibliothek startet im Herbst 2023 mit zehn Verlagen und zehn Titeln.

Die Schöne Bücher Bibliothek

Wie ist das Konzept der Schönen Bücher Bibliothek? Wie kam es zustande?

Es ist ein “Best of“ der unabhängigen Verlage. Oft werden dort Perlen verlegt, doch wie gesagt: Das muss der Leser erst einmal wissen. Mit einer gemeinsamen Buchreihe in ähnlicher Optik bündeln wir einerseits unsere Sichtbarkeit, können zum anderen auch zehnmal mehr erreichen, als ein Verlag allein. Denn: Mit jedem Buch aus der Reihe, das an einen Leser, einen Buchhändler, an Blogger, Presse, sonstige Kontakte geht, wird gleichzeitig für die neun anderen Titel der Schöne Bücher Bibliothek getrommelt. Für die Inhalte sind die jeweiligen Verlage zuständig. Auf die gemeinsame Optik haben sich die Verlage geeinigt. Gar nicht so einfach, zehn Verleger-Teams in Sachen Design, Schriftarten oder Farben unter einen Hut zu bekommen. Das ging nur mit großer Kompromissbereitschaft – aber auch mit großer Begeisterung für die gemeinsame Sache. Nicht zu vergessen, dass wir auch durch den gemeinsamen Druck kostenoptimiert herstellen lassen konnten. Das ist nicht zu unterschätzen. Im Oktober stellen wir uns zudem mit einem Gemeinschaftstand auf der Frankfurter Buchmesse vor.

Und welche Titel erscheinen in der Reihe?

Zum Auftakt im Herbst 2023 geht es quer durch alle Genres: Vom preisgekrönten Debüt aus Lettland über den historischen Roman oder einen Mystery-Thriller bis hin zu Reisenotizen aus aller Welt ist alles dabei. So bunt wie die Verlage sind, so abwechslungsreich und immer wieder überraschend ist auch der Mix der von den Verlegern kuratierten Titel.

Jeder Belletristik-Titel hat einen Paten. Was bedeutet das? Wie sieht die Arbeit eines Buchpaten aus?

Wir haben den Netzwerk-Gedanken erweitert und wollen mit den Buchhandels-Paten eine Brücke in den stationären Handel schlagen. Die Buchhändler wurden vorher angefragt, ob sie die Aktion unterstützen möchten. Sie haben alle Bücher vorab gelesen, sind mit einem Zitat dazu in der gemeinsamen Schöne-Bücher-Bibliotheks-Vorschau vertreten, werden auf Social Media zitiert und auf der Website auch. Zusätzlich gibt es zu jedem Buch noch eine Paten-Buchblogger. Umgekehrt freuen sich die Verlage, dass sie dadurch schon mal einen Kontakt zu den Händlern haben, dort vielleicht später mit den Titeln zu finden sind – oder sich vielleicht mal eine gemeinsame Lesung ergibt. Mit zehn Autoren, zehn Verlagen sowie je zehn Paten-Buchhändlern und -Bloggern wissen wir damit ganz schön viel Manpower für die Reihe hinter uns.

Wer macht alles mit?

Die Paten-Buchhändler kommen aus dem ganzen Land – tatsächlich sind es alles sehr engagierte Vertreter ihrer Zunft, die sich fürs Mitmachen begeistern ließen und die ein Herz für kleine Verlage haben. Neben den zehn Verlagen, die zum Auftakt mitmachen, gibt es jetzt schon viele Anfragen für eine Fortsetzung der Reihe im kommenden Jahr. Mal sehen, wie sich das entwickelt.

Wie profitieren Netzwerk/Verlage und Buchhandel voneinander?

Zum einen bekommen beide Seiten über die Zusammenarbeit einen Einblick in die Arbeit des jeweils Anderen. Wie wichtig etwa sind Marketing und Sichtbarkeit für den Verlag mit seinem Buch – und wie weit im Voraus vorm Erscheinungstermin muss da gestartet werden. Oder umgekehrt: Welche Wünsche hat der Buchhandel an den Verlag – sei es die Auslieferung, der Weg übers Barsortiment oder Direktbestellungen: Manchmal ist das für die Indie–Verlage eine Blackbox. Dabei hilft es oft, den Hörer in die Hand zu nehmen und den Händler mal anzurufen. Wir waren übrigens tatsächlich alle sehr begeistert, wie schnell die Buchhändler von der Idee der Schöne Bücher Bibliothek überzeugt waren. Vielleicht spricht die Reihe, schön präsentiert im Buchladen, ja auch Sammler an, die gern alle Bände bei sich zu Hause stehen haben möchten?! Dann würden Händler und Verlage gemeinsam davon profitieren.

Mehr Infos: schoenebuecher.net