„Pushback“ beschönigt Gewalt
Rund 1.300 Vorschläge für das Unwort des Jahres sind bei der Jury in Marburg eingegangen. Mit "Pushback" steht das Thema Migration noch vor fragwürdigem Corona-Vokabular.
Rund 1.300 Vorschläge für das Unwort des Jahres sind bei der Jury in Marburg eingegangen. Mit "Pushback" steht das Thema Migration noch vor fragwürdigem Corona-Vokabular.
Der englische Begriff „Pushback“ wird im Zusammenhang mit Zurückweisungen von Flüchtlingen an Grenzen verwendet. Politiker, Journalisten und Organisationen aller Lager verwendeten im Jahr 2021 den Ausdruck in Debatten zur Einwanderung über die europäischen Außengrenzen, insbesondere an der Grenzen von Belarus und Polen. Die Jury kritisiert die Verwendung des Ausdrucks, weil mit ihm ein menschenfeindlicher Prozess beschönigt werde, heißt es von der Jury in Marburg. Den Flüchtenden werde ein faires Asylverfahren vorenthalten. Dass ein Fremdwort dafür verwendet wird, trage zur Verschleierung des Verstoßes gegen die Menschenrechte und das Grundrecht auf Asyl bei.
Zahlreiche Vorschläge eingereicht
Von den rund 1.300 Vorschlägen (und 454 unterschiedlichen Begriffen) erfüllten nur knapp 45 Begriffe die Kriterien, heißt es von Jury-Sprecherin Constanze Spieß, Sprachwissenschaftlerin aus Marburg. Wie oft ein Wort eingereicht wurde, spielt beim Unwort des Jahres aber keine Rolle.
Platz 2 macht ihn diesem Jahr das Wort "Sprachpolizei", auf dem dritten Platz sind Vergleiche mit dem Nationalsozialismus wie etwa "Impfnazi".
Rüge für unangemessene Wörter
Die Jury will jedes Jahr mit der Wahl eines Unwortes auf unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam machen. Gerügt werden Begriffe, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen. Auch Begriffe, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die verschleiernd oder irreführend sind, werden angeprangert. Bisher sind die Unwörter in Darmstadt präsentiert worden. Mit einem Wechsel bei der Jury findet die Bekanntgabe nun an der Uni Marburg statt. Als jährlich wechselndes Mitglied war in diesem Jahr der Journalist Harald Schumann beteiligt.
2020 gab es übrigens gleich zwei Unwörter: "Corona-Diktatur" und "Rückführungspatenschaften".