Debatte

Plagiatsvorwurf gegen Baerbocks Buch

30. Juni 2021
Redaktion Börsenblatt

In die Diskussion um angeblich abgeschriebene Textstellen im jüngsten Buch von Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat sich ZDF-Rechtsexperte Felix Zimmermann eingeschaltet: Er nennt die Vorwürfe "haltlos". Auch Ullstein dementiert.

Der österreichische Publizist Stefan Weber hatte in Baerbocks am 21. Juni erschienenen Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" (Ullstein, 240 Seiten) auf insgesamt zehn Seiten Textpassagen gefunden, die es in ähnlicher Form bereits an anderen Stellen formuliert worden waren. Dabei handelt es sich um Sachinformationen; die Passage "Insgesamt zehn Staaten traten an diesem Tag der Europäischen Union bei: die baltischen Staaten und ehemaligen Sowjetrepubliken Estland, Lettland und Litauen, außerdem Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn, die frühere jugoslawische Teilrepublik Slowenien sowie die beiden Mittelmeerstaaten Malta und Zypern. Die EU wuchs von 15 auf 25 Mitglieder – und begrüßte damit rund 75 Millionen neue Unionsbürger*innen" beispielsweise war 2019 in einem Rückblick der Bundeszentrale für Politische Bildung ähnlich formuliert.

Im Nachrichtenmagazin "Focus", sagt Weber: "Aus meiner Sicht liegen hier klar Urheberechtsverletzungen vor, die mit Absicht begangen worden sind. Aber hoch ist dieser Anteil am Gesamtwerk noch nicht." Gefragt nach seiner Motivation, erklärte er, er mache das mache das "aus eigenem Antrieb, als Hobby sozusagen." Im "Tagesspiegel" sagte er: "Ich habe mich in das Thema Baerbock verbissen."

Stellungnahme von Ullstein

Das Manuskript von Annalena Baerbocks Buch sei im Verlag sorgfältig lektoriert worden, teilte der Ullstein Verlag auf Anfrage mit. "Die Aufzählung von allgemein zugänglichen Fakten ist ebenso wenig urheberrechtlich geschützt wie einfache Formulierungen, mit denen solche Fakten transportiert werden. Wir können keine Urheberrechtsverletzung erkennen", so der Verlag. "Bei nichtwissenschaftlichen Büchern wird üblicherweise auf ein Quellenverzeichnis verzichtet, die Quellen zitierter Passagen wurden im Text angegeben."

Einschätzung des ZDF-Rechtsexperten

ZDF-Rechtsexperte Felix Zimmermann erläuterte auf Twitter in 15 Beiträgen, warum die Plagiatsvorwürfe haltlos seien; "bloße Übernahme von Sachinformation, wörtlicher Rede und zudem kein Zitiergebot in Populärliteratur", schreibt er im ersten Tweet. Zimmermann betont, dass die reine Aufzählung von Sachinformationen wie im oben genannten Beispiel mit den zehn EU-Mitgliedsstaaten keinen urheberrechtlichen Schutz genieße.