Ein Jahr ausschließlich Schriftstellerinnen

"Ohne Wahrnehmung keine Wertschätzung"

25. März 2022
Redaktion Börsenblatt

Manesse hat ein gesamtes Programmjahr unter das Zeichen des "weiblichen Beitrags zur Weltliteratur" gestellt - und verlegt nur Klassikerinnen.

Warum gleich ein ganzes Programm? "Weil dieser weibliche Beitrag immer noch sträflich unterschätzt wird", sagt Verleger  Horst Lauinger, der Manesse seit 22 Jahren leitet. Mit dem Schwerpunkt unter dem Motto "Mehr Klassikerinnen" will er Abhilfe schaffen und schickt im Frühjahr in Neuübersetzungen Virginia Woolf, Clarice Lispector und Tania Blixen ins Rennen sowie als Entdeckung die japanische Dichterin und Essayistin Yosano Akiko, die erstmals auf Deutsch erscheint. "Ohne Wahrnehmung des weiblichen Beitrags zur Weltliteratur keine angemessene Wertschätzung", sagt Lauinger und stelt fest: "Weltliteratur ist eben mehr als ein Gruppenbild mit Dame!"

Im Oktober gibt FAZ-Literaturredakteurin Sandra Kegel mit Prosaische Passionen" einen "repräsentativen Gegenkanon zur patriarchalen Dominanz" heraus: Erzählungen und Prosastücke in Neu- und Erstübersetzungen aus mehr als 25 Weltsprachen um und nach 1900.

Manesse hatte bereits 2008 ein reines Klassikerinnenjahr ausgerufen, mit Werken von Halide Edip Adıvar bis Gabriela Zapolska.