Jugendbuchverlage

Neuer avj-Vorstand gewählt

5. Juni 2024
von Börsenblatt

Aktuelle Zahlen zum Kaufverhalten bei Kinder- und Jugendbüchern, die Nutzung von KI sowie die Modernisierung des legendären avj-Praxisseminars waren drei von vielen Themen, über die auf der Jahreshauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen debattiert wurde. Zudem wurde der Vorstand neu gewählt – einstimmig.

Der neue avj-Vorstand: (von links) Tomas Rensing, Florian Gall, Barbara Thieme, Kristy Koth und Bernd Herzog

Die Bedeutung der Frauen wächst

Mit spannenden Detailzahlen wartete Sonia López Sánchez, CPS für Consumer Panel Services GfK, auf. Die jüngste Marktforschungsstudie "Bock auf Buch! Wie junge Menschen heute Bücher finden und kaufen" von avj und Börsenverein legt offen, dass die 10- bis 15-Jährigen 2023 20 % der Entertainment-Ausgaben für Bücher und 60 % für Games ausgegeben haben – 2019 waren es bei den Büchern noch 23 % und bei Games nur 45 %. Für Kinder- und Jugendbücher haben im vergangenen Jahr 17 % der Deutschen Geld ausgegeben; jeder Käufer hat im Durchschnitt knapp 60 Euro pro Jahr ausgegeben. "Der Kinder- und Jugendbuchmarkt ist ein sehr weiblicher Markt", führte López Sánchez aus, "2023 hat der Anteil der Frauen als Käuferinnen bei 68 % gelegen und stand für 73 % der Ausgaben., 2012 waren es noch 64 % und 69 % gewesen. Die Bedeutung der Frauen wächst.

Zunehmend werden Kinder- und Jugendbücher online erworben: Machten die Online-Käufe 2012 nur 25 % aus, waren es 2023 schon 39 %. Die Kinder- und Jugendbuch-Käufe bei Filialisten gingen von 25 % auf 21 % zurück. Schaut man sich die Genres näher an, so machen die Kinderbücher den Löwenanteil mit einem Drittel aus, gefolgt von den Jugendbüchern (26 %) und Sachbüchern (10 %). Danach kommen die Bilderbücher (9 %), Spielen & Lernen (8 %), die Pappbilderbücher (7 %). Mit jeweils 4 % sind die Vorlesebücher / Märchen und die Erstlesebücher vertreten. Mehr dazu erfahren Sie in der nächsten Ausgabe des Börsenblatts.

Ein neues Gesicht im avj-Vorstand

Franziska Hauffe von Klett Kinderbuch kandidierte nicht mehr. Bernd Herzog dankte ihr für ihre engagierte Arbeit im Vorstand – der sehr lange Applaus zeigte, dass die Mitglieder das genauso empfanden. Für sie wurde Florian Gall einstimmig gewählt, Leiter des Direktvertriebs im Arena Verlag. Ebenfalls einstimmig wiedergewählt in den Vorstand wurden Kristy Koth, Verlegerin der Edition bi:libri, und DK-Vertriebs- und Marketingleiterin Barbara Thieme. Als Vorsitzender wiedergewählt wurde frech-Vertriebsleiter Bernd Herzog – ebenfalls einstimmig. Den Vorstand komplettiert Tomas Rensing, Pressechef von Coppenrath und Bohem, als Beisitzer.

avj-Jahreshauptversammlung am 5. Juni 2024 in Frankfurt am Main

Überlegungen zur Modernisierung des avj-Praxisseminars

Mehr Attraktivität, wechselnde Orte und Kooperationspartner vor Ort, die eventuell Räumlichkeiten zur Verfügung stellen können oder auch inhaltliche  beitragen können: drei von einer reihe von Möglichkeiten, die avj-Vorsitzender Bernd Herzog aufzeigte, um das avj-Praxisseminar realisierbarer zu machen. Das für vergangenen Mai geplante Praxisseminar musste schweren Herzens abgesagt werden: Zu wenige Teilnehmerinnen hätten zu zu hohen Kosten und einem ansehnlichen Minus der Veranstaltung geführt. Dabei ist das avj-Praxisseminar seit 1989 eine Institution, die in den letzten 35 Jahren unzählige Buchhändlerinnen und Verlagsmitarbeiterinnen zusammengebracht hat; nicht selten sind im Laufe der Jahre so Freundschaften entstanden. Wie also modernisieren und neue Teilnehmerinnen gewinnen? "Ein Ansatz wäre, die Zielgruppe zu schärfen und bei den Buchhändlerinnen nicht nur die Inhaberinnen in den Blick zu nehmen, sondern auch den Nachwuchs. Es ist wichtig, dass wir den Kontakt zu einer neuen, jungen Generation von Buchhändlerinnen haben", hob Carina Mathernhervor, Verlagsleiterin von cbj, cbt und Penguin Junior. "Das Entscheidende sind doch die vielen Vernetzungsmöglichkeiten, die solch eine Veranstaltung bietet", erinnerte Usborne-Verlagsleiterin Claudia Holzer an den Markenkern des Praxisseminars. "Für das, was geboten wird, ist der Preis fair, insbesondere wenn man vergleicht, was heute ein Wochenendseminar im Fortbildungsbereich üblicherweise kostet." "Hilfreich sei es, bei der Aktualisierung des Praxisseminars stärker über die Inhalte zu denken, meinte Sigrid Klemt, Vertriebs- und Marketingleiterin von Mixtvision: "Der Wert eines solchen Seminars ergibt sich aus dem Mehrwert für eine Buchhandlung, und der kommt nicht zuletzt durch aktuelle Themen, die Buchhandlungen und Verlagen unter den Fingernägeln brennen." Eine Arbeitsgruppe ist hier dabei, das Praxisseminar neu aufzusetzen. Zudem soll das Fortbildungsangebot mit neuen Seminaren oder Webinaren ausgebaut werden.

Der Umgang mit Tools, die KI beinhalten

Intensiv diskutiert wurde auch die Gratwanderung zwischen Urheberschutz und dem Einsatz von Tools, die man im Verlagsalltag nutzt und die KI versteckt oder erkennbar beinhaltet und die man zwar nicht nutzt, aber rein theoretisch nutzen könnte. Wie etwa geht man um mit automatisierten Programmen, kann man überhaupt den Illustratoren, die das wünschen oder fordern, garantieren, bei ihren Bildern mit Programmen ohne KI zu arbeiten? Juliane Voorgang, Leiterin erzählendes Kinderbuch bei Kosmos, erinnerte daran, dass Grafikprogramme wie Adobe Photoshop Pro schon längst mit KI arbeiten, etwa bei Freistellern. Karibu-Verlagsleiterin Christine Lederer bestätigte, dass es immer mehr Tools gebe, in denen KI enthalten sei und die ohne KI gar nicht mehr produziert würden. In einem ersten Schritt sei es sicher sinnvoll zu informieren, bei welchen Schritten KI denn zum Einsatz kommen könnte, wo es überhaupt technisch auszuschließen sei und wo man Befürchtungen entgegentreten könne, dass eine KI etwas an Illustrationen verändern könnte. Die Fragen, so wurde im Verlauf der Debatte klar, stehen alle im Raum. Um sich ihnen analytisch zu nähern, könnte eine Checkliste sinnvoll sein: Was muss alles bedacht werden?