Dachverband der Druckindustrie

"Lagerbestände der Druckereien reichen nicht aus"

11. März 2022
Redaktion Börsenblatt

Der fortdauernde Streik in skandinavischen Papierfabriken und der Krieg in der Ukraine haben Auswirkungen: Der europäische Dachverband der Druckindustrie warnt, dass die Lagerbestände der Druckereien nicht bis zum Streikende ausreichen werden. Er fordert einen Ausfuhrstopp von Papier und europäische Autononomie bei der Versorgung mit Zellstoff und Papier.

Der europäische Dachverband der Druckindustrie warnt vor einer weiteren Verschärfung der Papierkrise: Sie sei nicht nur eine Bedrohung für die grafische Industrie, sondern gefährde ihre Unterstützungsfunktion für alle Sektoren.

"Die grafische Industrie ist mit einer noch nie dagewesenen Papierknappheit konfrontiert. Die Druckindustrie mit ihren vielfältigen Produkten dient täglich Bürgern und Unternehmen in ganz Europa. Wir stellen Schulbücher, Etiketten für Lebensmittel oder pharmazeutische Produkte, Werbung, Verpackungen aller Art sowie Druckerzeugnisse wie Bücher, Zeitschriften und Zeitungen her. Die kontinuierliche Versorgung mit diesen Produkten ist in echter Gefahr", teilt der Dachverband Intergraf mit.

"Seit mehr als sechs Monaten befindet sich der Sektor in einer noch nie dagewesenen Krise. Die Papierpreise sind in den letzten sechs Monaten um durchschnittlich 45 % gestiegen, bei Zeitungsdruckpapie sogar um bis zu 80 %." Dieser Preisanstieg, der vor allem auf die steigenden Energiekosten zurückzuführen sei, gehe mit einer erheblichen Verknappung von Papier und Karton in ganz Europa einher. "Der Mangel an Papier und Pappe wird in Kürze erhebliche Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft haben, da lebenswichtige Produkte wie Lebensmittel, Medikamente, aber auch Zeitungen und Schulbücher von Unterbrechungen der Lieferkette betroffen sind.

Der jüngste und immer noch andauernde Streik in den nordischen Papierfabriken - der nun bis Ende März oder sogar April andauern soll - verschärft die Situation bei der Versorgung mit Papier und Karton in Europa kurzfristig. Die Lagerbestände der Druckereien werden nicht ausreichen, bis der Streik beendet ist."

Der Krieg in der Ukraine werde nicht nur Auswirkungen auf die Energiepreise haben, sondern auch auf die Versorgung der europäischen Papierhersteller mit Holz und Zellstoff: "Dies wird mittel- bis langfristig zu einer weiteren Verknappung des Angebots führen, was eine große Sorge für die Zukunft unserer Branche bedeutet", so Intergraf.

Die Auswirkungen des Abbaus von Kapazitäten für grafische Papiere in Europa (von 2016 bis 2021 wurden insgesamt 25,8 % der europäischen Kapazitäten für grafische Papiere stillgelegt), die geringere Verfügbarkeit von Altpapier und der zunehmende Wettbewerb um Holzfasern aus verschiedenen anderen Sektoren wie dem Baugewerbe, der Textilindustrie oder dem Energiesektor führten zu Unsicherheiten hinsichtlich der kontinuierlichen Versorgung der europäischen Sektoren mit Holzfasern.

"Die europäische Druckindustrie räumt ein, dass wir alle nur wenig Einfluss auf mehrere dieser Faktoren haben, aber es gibt einige konkrete Maßnahmen, die von den beteiligten Wirtschaftsakteuren und Behörden ergriffen werden können. Wir fordern daher:

  • einen sofortigen Stopp oder eine deutliche Verringerung der Ausfuhren von Zellstoff und Papier in Drittländer, um die Autonomie der europäischen Druck- und Verlagsindustrie zu wahren.
  • kurzfristig, dass beide Seiten, die an den laufenden Streiks in den nordischen Papierfabriken beteiligt sind, einen gemeinsamen Weg zu einer Lösung finden, um die Verfügbarkeit des benötigten Papiers und Kartons auf dem europäischen Markt zu gewährleisten.
  • längerfristig die Sicherung einer europäischen Autonomie bei der Versorgung mit Holz, Zellstoff und Papier für alle Wirtschaftssektoren, indem eine ausreichende Versorgung mit Rohstoffen und Produktionskapazitäten in Europa gewährleistet wird."