Sie managen auch noch den internationalen Vertrieb – wie packen Sie das alles?
Irgendwie geht das schon alles (lacht) … aber im Oktober wird jemand die Position der internationalen Vertriebsleitung, Handel und Online übernehmen, da bin ich sehr froh. Die Rolle der Geschäftsführerin ist ja eigentlich eine andere, und die will ich jetzt stärker ausfüllen und noch mehr inhaltlich arbeiten.
Taschen hat ja eine riesige Bandbreite von Büchern, von zehn Euro bis hoch zu fünfstelligen Summen – womit werden die meisten Umsätze gemacht?
Wir möchten Kunst für alle, wir haben unsere Bibliotheca Universalis sowie die Kleine Reihe, in der jetzt eine Einführung zu Gerhard Richter erscheint, und das machen wir ganz bewusst niedrigpreisig zu zehn Euro. Dann haben wir am anderen Ende der Skala limitierte Editionen wie das Ferrari-Buch, dessen erste 250 Exemplare mit einer an einen Zwölfzylindermotor erinnernde Skulptur von Marc Newson für 45 000 Euro zu haben waren. Die waren superschnell ausverkauft. Das ist für die Zielgruppe der Sammler, und da gehen 85 Prozent über den Direktverkauf. Aber unsere preisgünstigen Bücher machen den größten Umsatzanteil aus, und hier verkaufen wir das meiste über den stationären Handel.
Taschen verwertet Novitäten oft gründlich mehrfach – ist nur so der große Aufwand zu finanzieren?
Im Rembrandt-Jahr bieten wir jetzt zum Beispiel den gesamten Rembrandt, wir lassen die Originale neu fotografieren und drucken die Gemälde auf schwarzem Untergrund, weil so die Braun- und Gelbtöne erst zum Leuchten kommen. Das heißt, wir machen einmal das ultimative Buch, in mehreren Sprachen. Wir starten mit dem XL-Format zu 150 Euro, man sieht jedes Detail. Und dann deklinieren wir das später in immer kleinere Formaten runter. So ist für jeden Geldbeutel was dabei, und so rechnet es sich.
Welchen Aufgaben haben Sie als CEO noch auf dem Zettel?
Von der Effizienz und der wegfallenden Angst vor Fehlern haben wir schon gesprochen; ein Punkt ist noch, wie wir besser nach außen kommunizieren können. Und all unsere Datenbanken sind selbst programmiert – da müssen wir ran, das müssen wir professionalisieren und die Standards der Branche stärker nutzen. Ich könnte jetzt noch einiges mehr auflisten, aber das sind ein paar der wichtigen Themen, mit denen ich mich befasse.
Einer Ihrer Autoren erhält am 20. Oktober 2019 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels: Sebastião Salgado, den Sie schon länger kennen ...
Ich freue mich so über diese Auszeichnung für ihn! Es ist aber auch eine tolle Wahl, dass in einer bilddominierten Welt ein Fotograf den Preis bekommt, der so viele kritische Dinge angesprochen hat. Salgado und seine Frau habe ich kennengelernt, als es 2013 die »Genesis«-Ausstellung gab. Ich hatte damals überlegt: Was passt als Merchandising zur Ausstellung? Eine Tasche, ein T-Shirt?
... als Erweiterung des Portfolios?
Wir haben als Verlag ja viel Potenzial. Unser Markenname ist das Fundament, wir haben weltweit gute Verbindungen zu Künstlern. Aber mir wurde klar, dass wir damit besser extern anfangen und dann Produkte in den Verlag einbinden; wir sind ja auf Bücher konzentriert. Generell können wir aber auch jenseits gedruckter Seiten denken. Wir wollen zum Beispiel mit Ai Weiwei Seidenschals produzieren, die dann in Museumsshops angeboten werden können.
Mit »Gold« ist jetzt bei Taschen Salgados Fotoband über die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in einer brasilianischen Mine erschienen: Der wievielte Salgado-Band ist das im Verlag?
Der sechste. Wir sehen uns als sein Verlag, wir würden jede seiner Reportagen veröffentlichen. Sebastião war verletzt, konnte nicht arbeiten und hatte überlegt, die 1986 entstandenen Aufnahmen zu »Gold« als Buch herauszugeben. Sebastião und seine Frau Lélia sind ein so inspirierendes Paar. 1998 haben sie das Instituto Terra gegründet, das schon über zwei Millionen Bäume zur Wiederaufforstung gepflanzt hat. Ihnen geht es um Klimaschutz, die Verringerung des CO2-Ausstoßes, den Regenwald – auch für mich ganz wichtige Anliegen.
Wie sieht es beim klimaneutralen Produzieren bei Taschen aus?
Wir reduzieren Plastik, wir überlegen, wo man wirklich Folie braucht. Und es gilt, unnötige Transportwege zu vermeiden. Viele Möglichkeiten für den Klimaschutz gibt es aber beim Produzieren, beim Drucken – Aufgaben, denen wir uns schrittweise nähern. Da suchen wir entsprechende Partner. Man muss es wollen. Und wir wollen.