Kalendermarkt

Kann man bei Kunstkalendern noch überraschen?

29. Mai 2024
Nicola Bardola und Stefan Hauck

Frida Kahlo, Bauhaus, Banksy: Es sind die bekannten Künstler:innen, die den Kalendermarkt dominieren. Wie sich in diesem Segment noch Innovationen durchsetzen lassen, beantworten Programmchefinnen der Kalenderverlage.

Art Deco-Kalender 2025 von Ackermann

Die Impressionisten, Gustav Klimt und Kandinsky: Vor allem die Ikonen der Kunst verkaufen sich in Kalenderform gut. "Vieles in der Kunst ist zeitlos", sagt Alexandra Stolac, Produktmanagerin Kunstkalender im Korsch Verlag, "und so bieten wir unserer Kundschaft gerne die Kunst an, die sie lieben. Dazu gehören natürlich auch Monet und viele Künstler der Klassischen Moderne." Ein erfolgreicher Kunstkalender, gibt Stolac zu bedenken, enthalte "oft klassische und moderne Elemente, die eine zeitlose Ästhetik in Wohnräume bringen - wie unsere Neuheiten 'BotanicalArt' oder die asiatischen Tuschezeichnungen aus 'Die Kunst der Klarheit'." Auch Stefanie Folle, Vertriebsleiterin bei den Neumann Verlagen (u.a. mit Alpha Edition, Geo, Palazzi und DuMont Kalenderverlag) beobachtet, dass bei Kunstkalendern nach wie vor die Klassiker am allerbesten funktionieren.

Die Kalenderstars im Kunstbereich wie van Gogh, Monet, Chagall und Gabriele Münter haben offenbar ihre Berechtigung – "die Menschen mögen die Klassiker, und wir müssen bedenken dass ja jedes Jahr neue, jüngere Käufer:innen nachwachsen", sagt Kerstin Dönicke, Programmleiterin des Athesia Kalenderverlags (mit Weingarten, Harenberg und Heye). Wie also kann man noch überraschen? Die Weingarten-Redaktion etwa hat den 1909 in Rimini geborenen und 2004 in Rom gestorbenen Modezeichner René Gruau entdeckt, der als Werbedesigner für Dior, Balenciaga und Givenchy, für Zeitschriften wie "Harper’s Bazaar" und "Vogue" gearbeitet hat. "Seine Bilder sind ikonisch und bestechen durch raffinierte Eleganz; Gruau hat den Blick auf die moderne Frau geprägt".

Ähnlich holt der Ackermann Kunstverlag den 1932 in Paris gestorbenen George Barbier wider ins Bewusstsein zurück; seine eleganten Modezeichnungen spiegeln die opulente Welt des Art Déco. Ackermann schaut, dass bei thematisch zusammengestellten Kunstkalendern auch weniger bekannte Künstler:innen in der Auswahl vertreten sind – so finden sich bei "Die Kunst der Stille" etwa Edmond Cross, Johannes Martin Grimelund, Anna Boberg, László Mednyánszky und William Cooke in der Auswahl der zwölf Monatsblätter.

Neue Wege gehen

Insgesamt hält Nicole Roussey, Verlagsleiterin beim Ackermann Kunstverlag, den Markt an klassischen Kunstkalendern für weitgehend gesättigt: "Daher versuchen wir immer wieder auch neue, inhaltliche Ansätze zu verfolgen." Seit einigen Jahren erfolgreich seien zum Beispiel die "KunstGeschichten", in denen Kunstwerke berühmter Maler durch Fotografien der Originalschauplätze und kurze Hintergrundtexte ergänzt werden. Auch der Wochenkalender zum Thema "StreetArt" sei ein Überraschungserfolg gewesen. In diesem Jahr ist Roussey gespannt auf die Resonanz auf "Kunstwerk Wald" und "Kunstwerk Meer", für die Ackermann entsprechende Kunstwerke mit dem Blick ausgewählt hat, mit dem der Verlag sonst nur auf Landschaftsfotografie schaut: "Lichtstimmung vor kunsthistorischer Bedeutungsschwere, könnte man sagen", so Roussey.

"Wir gehen auch neue Wege", sagt Alexandra Stolac von Korsch, "zum Beispiel mit unserem neuen großen Wandkalender 'Neon Art', in dem klassische Kunst mit grafischer Finesse ins Heute geholt wird und in neuem Glanz erstrahlt." Das Kalenderprogramm von Korsch bietet zudem zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne, die Trends in Design und aktuellen Themen aufgreifen, hervorzuheben sind hier Michel Rauscher, Peter Walters, Magdalena Kaczanowska oder Claire Gill.  Innovativ hat Athesoa-Programmleiterin Kerstin Dönicke die Pariser Künstlerin Natacha Einat im Programm für 2025, "deren hochwertig gestalteten digitalen Welten zum Träumen einladen"; der großformatige Kalender "Surreale Welten" erscheint bei Weingarten.

Eine Idee wäre es, Kunstthemen in neue Formate zu überführen und so weiterzuentwickeln, beispielsweise für den Buchbereich und für Notizkalender, meint Stefanie Folle: "Durch unsere Kooperation mit dem teNeues Verlag, einem der renommiertesten Kunstbuchverlage, werden wir aufregende, noch nicht dagewesene Themen umsetzen, da darf man jetzt schon gespannt sein auf die nächste Saison", so Stefanie Folle – für mehr Informationen sei es derzeit aber noch zu früh.