Ist Konsequenz und Einheitlichkeit beim Gendern überhaupt schon ein Thema?
Mir ist wichtig, dass wir fehlerfreundlich bleiben - und dazu gehört auch gelegentliche Inkonsequenz. Das ist schon in Ordnung - ich mag den Begriff "failing forward", oder, wie es eine Freundin ausdrückt: "heiter scheitern". Wir können Dinge auch ausprobieren, einen modus operandi finden und vielleicht auch nie vollständig bei gendergerechter Sprache ankommen. Mir ist auch wichtig, dass die Intention eines Textes greifbar ist. Wenn dann ein gelegentliches generisches Maskulinum und vielleicht auch Femininum inmitten von gendergerechten Formulierungen steht, warum nicht? Die Intention wird ja klar. Ich glaube, der Weg ist das Ziel - dass wir uns überhaupt bewusst machen, dass in unserer Sprache lange etwas fehlte.
Manche meinen, die sprachliche Eleganz würde leiden, wenn Prosa gegendert wird. Was entgegnen Sie denen?
Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich finde es persönlich sehr aufregend, in einer Zeit zu schreiben, in der so viel in der Sprache passiert. Wir können experimentieren, können neue, andere Ausdrucksformen finden, können mit Sprache spielen. Schreibende behaupten immer, dass sie künstlerisch und kreativ mit Sprache umgehen, und wenn es darum geht, alle Geschlechter "mitzumeinen", ist das plötzlich keine Kunst und Kreativität mehr, sondern Zwang und Denkverbot? Versteh ich nicht. Mir macht es Spaß, Sprache inklusiver zu gestalten.
Warum wird die Debatte um geschlechtergerechte Sprache Ihrer Meinung nach so erbittert geführt?
Ich glaube, dass geschlechtergerechte Sprache mehr ist als bloßer Lack auf einer ungleichen Gesellschaft. Natürlich muss sich noch mehr verändern, gendergerechte Sprache ist nicht alles, aber es ist was. Warum wohl sind rechte und konservative Strömungen so vehement dagegen? Weil mit gendergerechter Sprache an einem Weltbild gerüttelt wird, in dem es a) exakt zwei Geschlechter gibt und b) das männliche auch sprachlich mächtiger ist. Wenn wir jetzt plötzlich mit dem Stern ausdrücken "es gibt ganz viel und alles ist gleichwertig" - scheint das manchen wehzutun.
Wie haben Ihre Verlage auf das Thema Gendern reagiert? Hatten Sie Probleme mit Ihren Verlagslektor*innen?
Der Verlag von "Wasteland", Droemer Knaur, hatte nichts dagegen, hat aber auch nicht großartig kommuniziert, dass der Roman gendergerecht geschrieben ist. Unsere Lektorin hingegen war sofort sehr interessiert an Bord, und es hat großen Spaß gemacht, mit ihr am Buch zu arbeiten. Hinter "Ace in Space" steckt ein kleiner Verlag, der Ach Je Verlag, der generell viel Wert auf queere und feministische Themen legt, und die Lektorin hat auch ein gutes Auge dafür.
Stört es Sie beim Lesen von Literatur mittlerweile, wenn nicht gegendert wurde?
Es stört mich nicht, weil ich es nicht erwarte, gerade bei erzählenden Texten, aber oft ertappe ich mich dabei, dass ich in Gedanken automatisch ein "*innen" hinterher denke oder kurz innehalte und mich frage, ob nur Männer gemeint sind. Ich beobachte das stärker als früher, aber ohne, dass ich eine Anspruchshaltung hätte.