Nihar Malaviya auf der Frankfurter Buchmesse

"Jede Geschichte hat das Recht publiziert zu werden"

19. Oktober 2023
Matthias Glatthor

Seit September ist Nihar Malaviya offizieller CEO des weltweit größten Publikumsverlags Penguin Random House – im "Executive Talk" auf der Frankfurter Buchmesse konnte man den leidenschaftlichen Büchermacher nun kennenlernen.

Nihar Malaviya, CEO von Penguin Random House

"Der Buchmarkt ist sehr robust"

Nihar Malaviya nahm auf einem Sessel neben Porter Anderson, Chefredakteur von "Publishing Perspectives", der zum "Executive Talk" eingeladen hatte. Der neue CEO von Penguin Random House freute sich sichtlich über die Gelegenheit, war zugänglich und lachte immer wieder kurz auf. Malaviya, der Computer Wissenschaften studiert hat, kam vor 20 Jahren zu Bertelsmann – sein Weg hat ihn jetzt an die Spitze des weltweit größten Publikumsverlags geführt. 

Malaviya blickte auf die letzten Jahre seiner Verlagsgruppe zurück, erklärte, dass Bücher der Herausforderung durch Smartphones und Social Media besser getrotzt hätten, als manch andere Medien. Die Leser:innen hätten sich als belastbar erwiesen, seien weiterhin an guten Inhalten interessiert. Während der Corona-Pandemie sei die Zahl der Leser:innen gestiegen. Aktuell sei der Verkauf von Büchern in den meisten Märkten höher, als vor Covid. Die Buchmarkt sei sehr, sehr robust. 

Was mache die anhaltende Attraktion von gedruckten Büchern aus, wollte Porter Anderson wissen? Zunächst sei es ein flexibles Format, so Malaviya, und die meisten Menschen seien mit Büchern aufgewachsen, sind an sie gewöhnt. Ein wesentlicher Punkt sei zudem die Diversität der Geschichten. Bei Penguin Random House erscheinen weltweit rund 16.000 Titel pro Jahr. Die einzelnen Verlage würden selbstständig entscheiden, welche Bücher sie veröffentlichen. "Es gibt viele Wege zum Erfolg, nicht nur einen", betont der CEO. Trends würden in Zyklen ablaufen, gerade seien etwa Young Adult-Titel gefragt. Seit Corona wäre zwar Belletristik am beliebtesten, allerdings hätten in diesem Jahr Prinz Harrys Memoiren "Reserve" im Sachbuch hervorragend abgeschnitten. 

Früher hätte sich Penguin Random House gescheut, so Porter Anderson, Subskriptions-Modelle beim Hörbuch-Streaming zu unterstützen, jetzt sei man, wie jüngst gemeldet, etwa bei Spotify dabei. Was habe zum Sinneswandel beigetragen? Hier blitzt kurz der Geschäftsmann Malaviya auf: "We are basically interested to be paid". Natürlich sei es auch eine Möglichkeit, neue Leser:innen zu gewinnen. 

"Jede Geschichte hat das Recht publiziert zu werden"

In Bezug auf generative KI sei es für Penguin Random House das erste Ziel, die Urheberrechte zu schützen. Das müsse man den Tech-Leuten klar machen. Den oft befürchteten Gegensatz "Mensch vs. Maschine" sieht er allerdings nicht, er befürwortet eher "Menschen nutzen Maschine". Es komme also darauf an, wie man die neuen Tools nutzen können, wie sie helfen könnten, unsere Jobs einfacher, besser zu machen.

Ein weiteres Thema war das große Engagement von Penguin Random House gegen Banned Books in den USA, dort hatte die Verlagsgruppe gerade einen "Banned Bus" mit verbotenen Titeln durch die Südstaaten geschickt. "Wir glauben", betonte Malaviya, "das jede Geschichte das Recht hat, publiziert zu werden". Er selbst blickte auf die Zeit zurück, als er als Kind in die USA kam. In der Schule habe es ihn in den Pausen immer die Bücherei gezogen, das sei der einfachste Weg für ihn gewesen über seine neue Umgebung zu lernen. Er habe es geliebt. 

Was liest er aktuell, das wollte Porter Anderson schließlich von Malaviya wissen. Es ist das neueste Buch von Michael Lewis, "Going Infinite. The Rise and Fall of a new Tycoon" – auch hierzu gab es eine Geschichte. Lewis war vor über 20 Jahren Autor des Verlags, in dem Malaviya seine Karriere in der Buchbranche begann.