Die Sonntagsfrage

Graben regionale Buchmessen Buchhandlungen nicht das Wasser ab, Herr Dielmann?

3. Juli 2022
Redaktion Börsenblatt

Regionale Buchmessen wie die Frankfurter Verlagsschau 069 am vergangenen Wochenende werden immer beliebter. Schaut der unabhängige Buchhandel dabei in die Röhre oder kann er vom Messetrubel profitieren? Antworten von Verleger Axel Dielmann aus dem Vorstand des Vereins Pro Libris Frankfurt, der die Buchverkaufsschau organisiert hat.

Wir haben bei vielen der Kleinen Buchmessen gesehen, dass nicht nur die KollegInnen aus dem Sortiment uns besuchen und neugierig sind und auch nicht ganz so bekannte unabhängige Verlagsprogramme anschauen wollen. Und dabei haben wir auch oft gehört, dass im Nachklapp der Kleinen Messen die Kunden und Stammkunden dann in den Buchhandlungen "nachkaufen", sich auch weiter und detaillierter interessieren und bei ihrer Buchhandlung nachfragen und kaufen. Wir gehen davon aus, dass das auch in Frankfurt am Main geschieht.

Eine "Messe-Buchhandlung" wäre bei dieser Ausstellerzahl übermäßiger Aufwand. Vor allem aber wollen wir ja gerade im individuellen Verkaufsgespräch Kundennähe herstellen, möglichst als VerlagsleiterInnen von unseren Plänen, Ideen, Haltungen erzählen, da wäre eine Gesamt-Kasse – wie wir Frankfurter Verlage sie bei unserem "Langen Tag der Bücher" durch jährlich wechselnde Buchhandlungen einrichten – hinderlich.

Wir haben alle immer Sorge um unsere eigenen Umsätze, das versteht sich. Aber ich schaue eher auf die Synergien und auf die dringend nötige Präsenz des Buchs in so vielen gesellschaftlichen Situationen wie nur irgend möglich: Wir müssen gemeinsam gegen die medialen und sozusagen Zeitbudget-Konkurrenzen antreten, unser Medium Buch immer wieder präsent machen, und das ganz persönlich, durch Gesichter, Personen, Gespräche. Das kommt dann mittel- und langfristig ALLEN BranchenteilnehmerInnen sehr zugute!

Was die Teilnahme bei der Frankfurter Verlagsschau 069 betrifft, sind wir prinzipiell für Bewerbungen von qualitativ anspruchsvollen Verlagen ganz offen. Aus pragmatischen Gründen, weil wir leider durch lange Budget-Unsicherheit alles sehr kurzfristig stemmen mussten, konnten wir nicht langfristig vorher ausschreiben. Da wollen wir zukünftig gerne wieder entspannter rangehen, um rund 20 Frankfurter Verlage und 10 bis 15 Gäste einladen zu können.

Die sehr erträglichen Standmieten decken lediglich einen Teil der Umlagen, allen voran Bewerbung, Grafik etc. Die Verleger haben dann nicht nur Übernachtungs- und Fahrtkosten, sondern müssen auch das Standpersonal bezahlen. Wie alle Bücher- / Verlagsschauen brauchen wir Sponsoren und Förderung, vor allem um die teure Werbung für die 069 ausreichend schalten zu können. So waren wir beispielsweise sehr froh, mit dem lokalen Energie- und Wasser-Versorger Mainova einen sehr freundlichen Sponsor gewonnen zu haben; und glücklich auch über die Zentralbibliothek Frankfurt als Partner, durch den wir – neben der liebevollen Begleitung unserer Schau! – auch eine günstige Location hatten. Darüber hinaus waren wir sehr erleichtert, als auch das Kulturamt Frankfurt am Main uns seine Unterstützung zusagte.

Wir wollen die Frankfurter Verlagsschau 069 auf jeden Fall 2023 fortsetzen. Dazu gibt es die eigene Website www.nullsechsneun.net, und dazu ist ja auch unser Verein Pro Libris Frankfurt e.V. gegründet worden – der übrigens bei kleinem Beitrag gerne weitere Mitglieder aufnimmt, die sich auf Organisation und Entscheidungen einlassen möchten.