Gedrucktes ist gefragt
In einer Zeit wie dieser, in der seit einigen Monaten vieles anders ist – und allemal erst recht anders als geplant, lohnt sich der Blick zurück auf die Situation der Verlage im Jahr 2019 besonders.
In einer Zeit wie dieser, in der seit einigen Monaten vieles anders ist – und allemal erst recht anders als geplant, lohnt sich der Blick zurück auf die Situation der Verlage im Jahr 2019 besonders.
Er zeigt, in welcher Verfassung sich die Unternehmen befunden haben, bevor die Pandemie über sie hereinbrach; und mit welchen Möglichkeiten sie ausgestattet sind, der Krise zu begegnen.
2019 ist für die an der Schnellumfrage teilnehmenden Verlage sehr unterschiedlich und mit Höhen und Tiefen verlaufen. Unter dem Strich endete es für alle gemeinsam mit einem Umsatzminus von 0,5 Prozent. Besonders die kleinen Verlage mit bis zu einer Viertelmillion Euro Umsatz hatten zu kämpfen, sowohl bei ihren Gesamteinnahmen als auch bei den Buchumsätzen, die jeweils zweistellig zurückgegangen sind. Auch 2020 haben gerade sie es schwer: Es sind die Bücher der kleinen Verlage, die größerer Unterstützung bedürfen und in den letzten Monaten etwa durch die Buchhandelsschließungen und mangelnde Sichtbarkeit besonders gebeutelt wurden. Dass die kleinen Häuser von der jetzigen Krise härter getroffen werden als so manch größerer Verlag, ist offensichtlich. Und dass sie auf keine oder nur geringe Rücklagen zurückgreifen können, die in den unwirtlichen Zeiten dringend nötig wären, ist bekannt.
Es sind die Bücher der kleinen Verlage, die größerer Unterstützung bedürfen
Die Kinder- und Jugendbuchverlage hingegen hatten ein erfolgreiches Jahr 2019, in dem sie ihre Einnahmen um sechs Prozent steigern konnten. Für sie geht es 2020, Corona hin oder her, ebenso erfolgreich weiter: Sie haben es in den vergangenen Wochen sogar geschafft, ihre Vorjahreswerte noch zu überbieten. Eine beeindruckende Leistung!
Interessant ist, dass sich gedruckte Bücher als wichtigster Umsatzbringer 2019 bei den Teilnehmern der Schnellumfrage durch die Bank wacker geschlagen haben (plus 1,7 Prozent im Vergleich zu 2018) und die E-Books eher auf der Stelle traten (minus 0,6 Prozent). Dies könnte sich in der Endabrechnungen 2020 ändern: Die digitalen Bücher werden in diesem Jahr wohl besser abschneiden, für das erste Halbjahr meldeten GfK Entertainment und Börsenverein am Publikumsmarkt immerhin schon ein Umsatzplus von 17,8 Prozent. Diese Resultate werden sich in der Schnellumfrage bemerkbar machen.
Gemein war den Verlagen 2019 der strenge Blick auf die Kosten. Cost-Cutting lautete die Devise oder zumindest einmal: möglichst keine Kostensteigerungen. Im Personalbereich, wo mit fast 30 Prozent die höchsten Kosten anfallen, ist das nicht vollumfänglich eingetreten (plus 0,7 Prozent). Anders sieht es bei den mit ca. 30 Prozent ebenfalls gewichtigen Herstellkosten aus, sie konnten um 1,7 Prozent reduziert werden. 2020 wird es in der Endabrechnung beim Personal spürbare Einsparungen geben, etwa durch Kurzarbeit oder Aussetzung von Neueinstellungen. Auch die Herstellkosten werden sinken, weil Buchprojekte verschoben worden sind. Auf die Kostenstruktur der nächsten Auswertung darf man also gespannt sein.
Noch etwas lässt sich aus der 2019-er Umfrage erkennen: Eine große Prognose-Vorsicht, obwohl die heftigen Corona-Auswirkungen zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht voll absehbar waren. Wo 2019 noch (verhaltener) Optimismus für Umsatz- und Jahresergebnis-Einschätzungen herrschte, hat sich das Bild gewandelt. Nur ein Fünftel der Verlage rechnet für 2020 überhaupt mit steigenden Umsätzen, 55 Prozent gehen von rückläufigen Einnahmen aus. Beim Jahresergebnis glaubt ebenfalls mehr als die Hälfte, ein schlechteres Resultat zu erzielen. Diese Vorausschau dürfte schon wieder obsolet sein. Denn: Längerfristige Prognosen sind so schnell überholt wie selten zuvor. Planen und handeln auf Sicht lautet derzeit die Devise.
Sie wollen mehr über die Kennzahlen der Verlage aus dem Jahr 2019 erfahren? Eine detaillierte Auswertung der Schnellumfrage in Text, Tabellen und Grafiken finden Sie hier.
Vor allem kleinere Verlage, die immerhin noch ein sehr ausgewähltes Buchprogramm, auch in der Gestaltung ihrer Bücher pflegen, sollten unterstützt werden.
Harald Kraft