Release-Party des Pola Verlags in Köln

"Fühl ich"

19. September 2024
Charline Vorherr

Die Lebensrealitäten junger Frauen stehen im Zentrum des neuen Imprints Pola in der Verlagsgruppe Bastei Lübbe. Zur Premieren-Party in Köln reiste Autorin Ella Berman extra aus London an, um ihr Buch "Das Comeback" vorzustellen. Eindrücke von der Veranstaltung unter dem Motto "Fühl ich".

Autorin Ella Berman hält ihr Buch in die Kamera

Autorin Ella Berman 

"Fühl ich" ist der neue Slogan, der die Verlagsmarke Pola begleitet und damit auch sprachlich das ausdrückt, was der Verlag schaffen will: Identifikationsmöglichkeiten für junge Frauen. Auch die Release-Party, die am Montagabend in der Kölner Innenstadt gefeiert wurde, stand unter diesem Motto.

Verlegerin Ruža Kelava eröffnete den Abend mit einem kurzen Grußwort und stellte Moderatorin Tara-Louise Wittwer vor - Sachbuch-Autorin, "Spiegel"-Kolumnistin und nicht zuletzt bekannt durch ihren Instagram-Kanal @wastarasagt

Ruža Kelava begrüßt ihre Gäste und stellt Moderatorin Tara-Louise Wittwer vor. 

Roman über Machtstrukturen

Das Programm startete mit einem kleinen Spiel, vorbereitet vom Verlagsteam. Die Moderatorin las Feststellungen vor; das Publikum reagierte, passend zum neuen Slogan, mit "Fühl ich" oder "Fühl ich nicht". Beispiele: "Ich habe das Gefühl, mich zu viel zu entschuldigen" oder "Ich hatte schon mal einen schlechten Chef". 

Im Anschluss präsentierte Autorin Ella Berman ihren Debütroman "Das Comeback" (Ü.: Elina Baumbach) über einen Teenie-Star. Die weibliche Hauptfigur soll dem Mann, der ihr Leben acht Jahre lang kontrolliert hat, einen Preis für sein Lebenswerk überreichen. Der Roman erschien bereits vor vier Jahren auf Englisch, erzählt von Machtstrukturen, und - so der Klappentext - "davon, dass wir auch in einer vermeintlichen Position der Schwäche immer die Wahl haben, uns zur Wehr zu setzen".

Im Gespräch mit Wittwer machte die Autorin deutlich, dass es patriarchale Machtstrukturen in vielen Kreativindustrien gebe - bevorzugt dann, wenn dort ein starkes, männliches "Mastermind" an der Spitze stehe.

Hörbuchsprecherin Lena Tiemann, Moderatorin Tara-Louise Wittwer und Autorin Ella Berman.

Von "amazing women" umgeben

Hörbuchsprecherin Lena Tiemann las drei Passagen aus dem Roman vor - danach konnte das Publikum Fragen stellen. Eine davon: Gibt es ein solches Machtgefälle auch in der Buchbranche? Berman, die aus der Musikindustrie kommt, antwortete, dass sie zwar nicht für alle sprechen könne, aber bisher noch keinen einzigen männlichen Autor getroffen habe. Stattdessen sei sie von "amazing women" umgeben.

Eine größere MeToo-Bewegung hat es in der deutschen Buchbranche tatsächlich noch nicht gegeben. Bereits vor drei Jahren schrieb Autorin und Verlegerin Zoë Beck in einem Börsenblatt-Gastspiel, dass letztlich alle noch auf das große #MeToo der Buchbranche warten würden: "Seit Jahren haben wir unsere Listen im Kopf, mit den Namen derer, die es eigentlich treffen müsste, aber es ist schwierig."

Auf der Release-Party verriet Berman, dass sie gerade an ihrem dritten Buch arbeite - diesmal geht es um zwei sehr unterschiedliche Autorinnen im Hollywood der 1960er und 1970er Jahre.

Die Gäste wurden live gezeichnet

Eingerahmt wurde das Party-Programm durch kleinere Aktivitäten wie ein Live-Drawing und einen Fotoautomaten, von einem Flying-Dinner und passenden Drinks zu den Novitäten. Es gab auch Gelegenheit, mit der Autorin ins Gespräch zu kommen und sich das Buch signieren zu lassen. 

Dresscode der Party: Zieh dein Lieblingsteil an. Beim Live-Drawing konnte man sein Outfit festhalten lassen.

Die Marktlücke für Pola

In einem kurzen Gespräch mit dem Börsenblatt gab Verlegerin Ruža Kelava einen Einblick in die Wochen vor dem Start des neuen Bastei-Lübbe-Ablegers. Auf sechs Veranstaltungen in ganz Deutschland stellte das Verlagsteam dem Handel und anderen Multiplikator:innen das Verlagsprogramm vor. Die Rückmeldungen seien bislang sehr positiv, so Kelava.

Sie hat das Gefühl, mit dem Programm eine Lücke zu schließen, nicht nur im eigenen Verlagshaus. Feministische Einzeltitel von jungen Frauen für junge Frauen würden sich zwar bei vielen Verlagen finden - doch ihr sei kein anderes Programm bekannt, das sich ganz auf unterhaltende und trotzdem tiefgreifende Literatur konzentriere und dabei ausschließlich junge, weibliche Perspektiven berücksichtige - ohne Romance-Schwerpunkt. Dies habe auch den Vorstand von der Idee überzeugt.