Lese-Apps

"Es gibt Kinder, die spielerischen Anreiz brauchen"

30. Mai 2023
Redaktion Börsenblatt

Was können Lese-Apps leisten? Der „Tagesspiegel“ hat mit dem Leseforscher Lukas Heymann von der Stiftung Lesen über Apps fürs Lesenlernen gesprochen.

Vater, Mutter und ein Mädchen und ein Junge schauen auf ein Tablet-PC und sitzen vor ihrer Couch

Lesenlernen mit digitalen Medien? Für manche Kinder haben digitale "Lustmacher" laut Stiftung Lesen ihre Berechtigung

Apps für viele Zwecke - aber nicht für jeden

Heymann betont, dass Lesekompetenz-Apps auf verschiedenen Stufen genutzt werden können: So gibt es Apps zur Sprachanregung (z.B. Kinderlieder zum Mitsingen), zum Vorlesen und solche, die gezielt das Lesekompetenztraining fördern. Einige dieser Apps werden von Schulbuchverlagen entwickelt und orientieren sich am Lehrplan der Grundschulen, wodurch sie sich besonders gut für den Schulunterricht eignen. Dort tauchen dann auch bereits bekannte Figuren aus Schulbüchern auf.

Laut Heymann hätten Studien gezeigt, dass ein wachsender Anteil der Eltern Apps für ihre Kinder nutzt, auch zum Vorlesen. Gleichzeitig sinke der Anteil der Eltern, der überhaupt vorlese. Der Leseforscher sieht großes Potenzial darin, vorhandene Geräte und Apps für sinnvolle Zwecke wie Vorlesen, Erzählen und Lesetraining zu nutzen. Denn die Apps verwenden oft spielerische Ansätze, bei denen Kinder informell lernen – davon könnte ein Teil der Kinder profitieren, die mehr Stimulation brauchen und sich spielerisch motivieren lassen, die Mühe des Lesenlernens auszahlten. Apps der Schulbuchverlage wie die "Zebra"-App aus dem Klett-Verlag bieten laut Heymann passende klassische Grundschulübungen, jedoch in einer digitalen Form. Die digitalen Medien könnten die Attraktivität des Lesenlernens insbesondere für die Zielgruppen erhöhen, die sich mit traditionellem Lernen schwer tun. Für Kinder, die sich nicht so schwer tun beim Lesenlernen, seien Apps eine sinnvolle Ergänzung.

Hält die KI Einzug bei Lese-Apps?

Heymann beobachtet außerdem einen Trend in Richtung KI-gestützter Lese-Apps, die dem Kind direktes Feedback geben können – noch sei das Zukunftsmusik. Was könnten solche Apps künftig leisten? „Die App kann dem Kind dann direkt Feedback geben, nach dem Motto: Betone das stärker, lies langsamer, lies schneller, versuch’s noch einmal – und so weiter. Spannend ist das auch, weil die KI entscheiden kann, ob der Text zu schwer oder zu leicht für das Kind ist.“

Als Hardware für Lese-Apps empfiehlt Heymann klar Tablets, da der größere Bildschirm die Darstellung von Text und Bildern verbessert, während das Smartphone „eher für unterwegs“ geeignet sei.

Das Interview ist erschienen in der Printausgabe des  "Tagesspiegel | Potsdamer Neueste Nachrichten | 30.05.2023"