Jugendliche, die häufig Bücher analog lesen, schneiden im PISA-Test zur Lesekompetenz erkennbar besser ab als digital Lesende, ebenso Mädchen deutlich besser als Jungen. Erkennbar ist auch eine soziale Schere: Während Jugendliche aus einem privilegierten Elternhaus so gut abschnitten wie in keinem anderen Land, lagen Jugendliche aus benachteiligten Haushalten nur im oberen Mittelfeld. Auch bei der Frage, wie mit zweifelhaften Quellen im Internet umzugehen ist, weiß zwar ein relativ großer Teil der 15-Jährigen Bescheid – die Kenntnisse sind laut OECD aber je nach sozialer Herkunft sehr unterschiedlich.
Weniger als die Hälfte der hiesigen 15-Jährigen konnten in einem Text bestimmte Passagen als Fakten oder als Meinungen identifizieren. Bei dieser PISA-Aufgabe schnitten Schüler*innen in den USA, in Großbritannien, in der Türkei und den Niederlanden besonders gut ab. Auf die Frage, ob sie im Unterricht gelernt hätten, wie sie herausfinden können, ob Informationen subjektiv sind oder eine Voreingenommenheit zeigen, antworteten nur 49 Prozent der 15-Jährigen in Deutschland mit Ja. In den USA, Australien, Dänemark oder Kanada waren es mehr als 70 Prozent. Viel weniger Schüler*innen als in den meisten anderen OECD-Ländern haben in Deutschland angegeben, dass sie im Unterricht etwa das Erkennen von Spam und vertrauenswürdigen Quellen oder ein kritischer Umgang mit Suchmaschinen behandelt wurde. Bei der Frage, wie sie mit einer Phishing-Mail umgehen würden, schnitten die Jugendlichen in Deutschland wiederum deutlich besser ab als in den meisten anderen Ländern.
Im Bereich Lesekompetenz liegen die 15-Jährigen in Deutschland leicht über dem Durchschnitt der an der PISA-Studie beteiligten OECD-Länder; die Leseleistungen sind in den vergangenen zehn Jahren fast unverändert geblieben. Beunruhigend ist jedoch die Feststellung, dass Deutschland zu den Ländern gehört, in denen die 15-Jährigen vergleichsweise wenig Spaß am Lesen haben: Hier ist zwischen 2009 und 2018 die Freude am Lesen am stärksten zurückgegangen. Nur in den Niederlanden, Norwegen, Belgien und Dänemark haben die Jugendlichen noch weniger Lesefreude.