Lesetipp

Energiekrise beutelt Papierindustrie weiter

1. August 2022
Redaktion Börsenblatt

„Wenn das Gas tatsächlich länger ausbliebe, könnte das die gesamte Branche lahmlegen.“ Im Interview mit der ZEIT berichtet Jürgen Schaller, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Papierverbände, von der dringlichen Lage der Papierindustrie und den möglichen Folgen einer komplett gekappten Gasversorgung aus Russland. 

Die Papierindustrie ist durch die anhaltende Energiekrise und Rohstoffknappheut gleich doppelt angeschlagen. Im Interview mit der ZEIT erklärt Jürgen Schaller zunächst, wieso die Papierindustrie so viel Energie braucht und warum Gas nicht einfach zu substituieren ist.

Schaller meint, man müsse damit rechnen, dass die Gasversorgung für die Papierindustrie irgendwann eingeschränkt werden wird. „Aber das wäre schwierig. Eine Papiermaschine kann ihre Produktion nur bedingt reduzieren, indem sie langsamer produziert. Die Frage ist, ob sich das dann für die Unternehmen noch wirtschaftlich lohnt.“

Für eine schnelle Umstellung auf einen nachhaltigen Energieträger wie Wasserstoff fehle es aktuell an den technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen. Manche Papierhersteller würden aktuell erwägen, ihre Kohlekraftwerke kurzfristig wieder in Betrieb zu nehmen. „Ich verstehe jeden, der sich dafür entscheidet, jetzt auf Kohle zu setzen, um am Markt zu bleiben. Für uns geht es ums Überleben. Damit ist Klimaschutz für mich erst mal nachrangig – zumindest für den Moment. Eine langfristige Strategie sieht für mich anders aus“, so Schaller.

Papier aus dem Ausland einkaufen, um Lieferengpässen zu entgegnen, sei für deutsche Unternehmen allerdings auch keine konkrete Lösung, da Deutschland der größte europäische Standort für Papierprodukte, weltweit auf Platz vier, sei. Gleichzeitig warnt Schaller davor, Papier aus China zu beziehen, um keine neuen Abhängigkeiten von Autokratien zu erzeugen.

Das komplette Interview ist auf Zeit.de zu lesen: Papierherstellung: "Papier ist überall"