Jan Weitendorf von Hacht

"Die großen Händler retournieren, als gäbe es kein Morgen"

24. August 2022
Redaktion Börsenblatt

Druckkosten, Retouren, Preisentwicklung: "'Seit Monaten werden unsere Kalkulationen immer unansehnlicher", schreibt W1-Media-Verleger Jan Weitendorf von Hacht. Er werde seinen Verlag umkrempeln müssen. 

Weitendorf von Hacht schreibt in einer "Stellungnahme zur jetzigen Situation", die er an die Branchenmedien geschickt hat: "Der Verband der Druckindustrie schreit auf, obwohl wir doch täglich deren Kostenweitergabe als Verlage mittragen müssen.  Wir sind diejenigen, deren Aufträge nicht zu den einst vereinbarten Kosten ausgeführt werden, da sich die Papierpreise und die Energiekosten seit Auftragsvergabe wieder verändert haben".  In den AGB der Druckereien würden "nachträgliche Anpassungsmöglichkeiten und nicht verifizierbare pauschale Energiekosten-Zuschüsse verlangt", die die Kalkulationen und damit die Entscheidungsbasis auf den Kopf stellen würden.

Diskussion über Preisentwicklung: Weitendorf von Hacht vermisst Fairness

"Wir sind diejenigen, die die Preisbindung verteidigen, da wir wissen, dass ohne diese Preisbindung die Preise in die Höhe schnellen würden, wie dies in anderen Ländern erkennbar ist. Wir sind aber auch diejenigen, die bei den Diskussionen über Mindestpreise wieder außen vor bleiben sollen", so Weitendorf von Hacht. Der Handel fordere zwar höhere Ladenpreise, um die steigenden Kosten besser decken zu können, gehe in der Konsequenz aber nicht mit, so seine Wahrnehmung. 

Im Kinder-und Jugendbuch, das Weitendorf von Hacht u.a. mit Atrium und der HörCompany bedient, hätten Verlage im Verhältnis zur Belletristik seit vielen Jahrzehnten mit einer Diskrepanz zwischen den höheren Druckkosten (4-Farbdruck) und den Kosten für die  Illustrator:innen im Verhältnis zu den geringeren Ladenpreisen zu kämpfen. Ihm werde aber vom Handel signalisiert, dass Preiserhöhungen erwünscht seien, "aber bitte nicht im Kinder- und Jugendbuch". 

Retouren: "Das Kinder-Hörbuch wird dem Boden gleich gemacht"

"Die großen Händler retournieren, als gäbe es kein Morgen", so der Verleger, "ganze Bereiche, wie das Kinder-Hörbuch werden dem Boden gleich gemacht". Weitendorf von Hacht sieht darin "eine Aufkündigung des Branchenvertrags, der das Retourenrecht in Frage stellt."

Man habe sich an negative Kalkulationen gewöhnt, langfristig sei das nicht mehr tragbar. Weitendorf von Hacht: "Wir werden uns verändern müssen und stecken mittendrin im Veränderungsprozess".

Insgesamt wünscht er sich mehr Unterstützung und eine stärkere Lobby für Verlage.