Logistik

Deutsche Post: Höheres Porto "zwingend notwendig"

16. Mai 2023
Redaktion Börsenblatt

Da die Briefmengen stärker als prognostiziert abnehmen und die Kosten durch Inflation, höhere Energiepreise und Tarifabschluss gestiegen sind, "führt an einer Erhöhung des Portos kein Weg vorbei", teilt die Deutsche Post mit. Schon im Juni sollen die Preise steigen.

Paketzentrum der Deutschen Post in Aschheim

Die aktuelle Mengen-, Umsatz- und Kostenentwicklung bei der Deutschen Post weicht deutlich von den Prognosen ab, die der "Price-Cap-Maßgrößenentscheidung" der Bundesnetzagentur 2021 zugrunde gelegen haben. Deshalb hat die Deutsche Post am 16. Mai bei der Bundesnetzagentur den Widerruf dieser Entscheidung beantragt. "Angesichts drastisch gestiegener Kosten durch Inflation, höhere Energiepreise und den sehr hohen Tarifabschluss 2023 sowie unerwartet stark abnehmende Briefmengen führt an einer Erhöhung des Portos kein Weg vorbei", sagt Nikola Hagleitner, Vorständin Post & Paket Deutschland bei Deutsche Post DHL Group. 

Bereits 2022 habe der Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland keinen Beitrag mehr zur Dividendenzahlung des Konzerns geleistet und werde dies auch in 2023 nicht leisten können. "Die wirtschaftliche Situation im deutschen Post- und Paketgeschäft erlaubt es nicht mehr, Investitionen in den ökologischen Umbau der postalischen Infrastruktur und der Fahrzeugflotte in der notwendigen Höhe zu tätigen", erläutert Hagleitner. "Dafür sind bis 2030 jedes Jahr signifikant mehr als 1 Milliarde Euro nötig." Der Preis für einen Standardbrief liege mit 85 Cent derzeit weit unter dem europäischen Durchschnittspreis von 1,33 Euro und noch unter dem Preisniveau in Polen, Tschechien, der Slowakei und Rumänien.

 

Geplante zusätzliche Preiserhöhungen zum 1. Juli 2023

Aufgrund der drastisch gestiegenen internationalen Transport- und Zustellkosten erhöht DHL die Preise für Pakete und Päckchen im internationalen Versand. Zusätzlich nimmt Deutsche Post DHL eine Änderung der Länderzonen für internationale Paketsendungen vor. Dabei orientiert sich die neue Aufteilung an den länderabhängigen Kostenentwicklungen sowie an geographischen Aspekten. Durch die Neuzonierung konnten die Preise für knapp 100 afrikanische und asiatische Destinationen nahezu stabil gehalten werden, während die Paketpreise für Nord-, Mittel- oder Südamerika (außer USA) sowie für Australien und Neuseeland aufgrund der enormen Kostensteigerungen im Transport in diese Länder deutlich angehoben werden müssen. Kunden, die ihre internationalen Pakete online frankieren, haben künftig einen preislichen Vorteil in Höhe von 3 Euro gegenüber "Filial-Paketen". Durch die direkte elektronische Eingabe der – im grenzüberschreitenden Versand größtenteils obligatorischen - Daten bei der Online-Frankierung entfällt die aufwändige nachträgliche Erfassung der handschriftlich ausgefüllten Filialformulare. Die dadurch entstehenden Kostenvorteile gibt das Unternehmen an die Kunden weiter. 

Diese Preismaßnahmen beziehen sich auf den Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland, Sendungen von DHL Express sind nicht betroffen.

Preiserhöhungen bei der Werbepost zum 1. Juli 2023

Die dargestellten höheren Kosten von Deutsche Post DHL machen sich auch bei der Werbepost (Dialogmarketing) bemerkbar, daher werden die Preise für die Geschäftskunden-Produkte "Dialogpost Karte" und "Dialogpost Standard" sowie "Postwurfspezial Karte" und "Postwurfspezial Standard" um 1 Cent sowie für "Postwurfspezial Groß" um 2 Cent erhöht. Bereits kommuniziert hatte die Deutsche Post gegenüber ihren Geschäftskunden im Briefbereich, dass der Basisrabatt für die sog. "Teilleistungen" über alle Formate und Rabattstufen um 3 Prozentpunkte abgesenkt wird. Eine weitere Preismaßnahme ist beim Nachsendeservice geplant, hier kommt es zu einer Verteuerung zwischen 5 Euro (6-Monats-Variante für Privatkunden) und 7 Euro bei den anderen Nachsende-Optionen. 

Beschlossene Preiserhöhungen zum 1. Juli 2023

Bereits beschlossen sind Preiserhöhungen für bestimmte Produkte sowohl für Privatkunden im Paketbereich als auch für Geschäftskunden in den Segmenten Dialogmarketing und Briefkommunikation zum 1. Juli 2023. So steigt im nationalen Versand der Privatkunden-Preis für das 10-Kilo-Paket von derzeit 9,49 auf 10,49 Euro. Der Preis ist im Filialverkauf seit 2017 unverändert. Trotz der geplanten Erhöhung würden die Preise von DHL für größere Sendungen jedoch weiterhin unter Wettbewerbsniveau liegen. Darüber hinaus werden Services wie die Transportversicherung, Alterssichtprüfung, Sperrgut, Rolle oder Nachnahme teurer – hier werden teilweise die Preise für DHL-Geschäftskunden ebenfalls analog angehoben.