"Der Verrat an Anne Frank" erscheint kommentiert
Nach dem Wirbel um die Buchausgabe in den Niederlanden hat HarperCollins Deutschland neue Pläne für deutschsprachige Ausgabe.
Nach dem Wirbel um die Buchausgabe in den Niederlanden hat HarperCollins Deutschland neue Pläne für deutschsprachige Ausgabe.
Ursprünglich war die Veröffentlichung des umstrittenen Buchs "Der Verrat an Anne Frank" von Rosemary Sullivan in Deutschland für den 18. März vorgesehen gewesen. Nun wird der Termin nach hinten rutschen. Schon Ende Januar hatte HarperCollins erläutert, dass es eine interne Überprüfung gäbe und zwei Fachlektorate mit dem Buch beschäftigt seien. Ein neues Erscheinungsdatum hat der Verlag bisher nicht kommuniziert – hält aber seinen Plänen fest, das Buch ins Programm aufnehmen zu wollen
Wir arbeiten (…) an einer korrigierten, ergänzten und kommentierten deutschsprachigen Ausgabe, um allen interessierten Leserinnen und Lesern zu ermöglichen, sich eine eigene, unabhängige Meinung zum Buch und zu der damit verbundenen medialen Diskussion zu bilden.
Jürgen Welte, Verleger HarperCollins Deutschland
„Wir arbeiten (…) an einer korrigierten, ergänzten und kommentierten deutschsprachigen Ausgabe, um allen interessierten Leserinnen und Lesern zu ermöglichen, sich eine eigene, unabhängige Meinung zum Buch und zu der damit verbundenen medialen Diskussion zu bilden“, schreibt Jürgen Welte, Verleger der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland – und kündigt an: „Zu weiteren Fragen werden wir uns bis zum noch nicht feststehenden Erscheinungstermin des Buches nicht äußern.“
Warum gibt es Ärger um das Buch?
Das Buch "Der Verrat an Anne Frank" ist im Februar in mehreren Ländern und Übersetzungen auf den Markt gekommen. Die Autorin Rosemary Sullivan legt die Recherchen eines niederländisch-amerikanischen Teams um den ehemaligen FBI-Agenten Vince Pankoke dar. Ziel der Ermittlung: Zu klären, wer Anne Frank und ihre Familie im Zweiten Weltkrieg in Amsterdam an die Gestapo verraten hatte. Ergebnis: Mit "85-prozentiger-Wahrscheinlichkeit" soll es sich dabei um einen jüdischen Notar gehandelt haben. Das Problem: Bewiesen ist das nicht – und Historiker haben im Buch laut „Deutscher Welle“ bereits zahlreiche Fehler gefunden. Insbesondere in den Niederlanden liefen jüdische Verbände Sturm gegen das Buch - der niederländische Verlag ambo anthos sah sich zu einer Entschuldigung genötigt. Der Verlag kündigte an keine zweite Auflage herausgeben zu wollen – zumindest bis das Ermittlerteam die aufgeworfenen Fragen beantwortet hat.
Anne Frank und ihre Familie wurden 1945 in den Konzentrationslagern der Nazis ermordet. Nur ihr Vater überlebte und gab nach dem Krieg Annes Tagebuch heraus. Das Buch hat seitdem Millionen Leserinnen und Leser auf der ganzen Welt gefunden.