Interview mit Daniel Kampa

"Das Hardcover läuft sogar besser als die vorherigen Paperbacks"

26. März 2024
Matthias Glatthor

Beim 18. Fall für Chief Inspector Gamache von Louise Penny, der gerade in die Top 5 unserer Charts eingestiegen ist, ist der Kampa Verlag ins Hardcover gewechselt. Die Gründe dafür und die Resonanz im Buchhandel erläutert Daniel Kampa im Interview – und was er von der Verfilmung der Reihe hält.

Die Bände 1 bis 17 der Krimireihe von Louise Penny sind als Paperback erschienen – mit Band 18 wechseln Sie ins Hardcover. Warum?

Louise Penny gehört zu den Krimiautor*innen, die im deutschsprachigen Raum eine der stabilsten Fangemeinden haben: Jeder neue Fall von Chief Inspector Gamache wird sehnsüchtig erwartet, von vielen Fans vorbestellt und bei Erscheinen sofort gekauft. Die FAZ hat vor Kurzem geschrieben: 'Mit inzwischen achtzehn Gamache-Abenteuern in Millionenauflage ist Louise Penny Kanadas unbestrittene Krimikönigin.' Wir finden: Eine Queen hat einen standesgemäßen Platz auf der edleren Hardcover-Liste verdient, mehr noch als auf der Paperback-Liste.

Sind nun alle bisherigen Bände ins Deutsche übersetzt, oder hat Louise Penny noch einen Vorsprung bei den Originalausgaben?

Das ist ein weiterer Grund für den Wechsel ins Hardcover: Mit dem 18. Fall sind alle vorliegenden Romane ins Deutsche übersetzt, wir haben mit den Originalausgaben gleichgezogen.

War es auch eine Frage der Preisgestaltung?

Sicher. Der Buchhandel freut sich über höhere Preise und höhere Umsätze – und wir auch. In diesen Zeiten ist es wichtig, schnelldrehende Titel zu einem angemessenen Preis zu verkaufen. Ich verstehe übrigens nicht, wieso gerade die großen Verlagsgruppen zum Teil immer noch Erfolgstitel oder Krimis zu viel zu niedrigen Ladenpreisen veröffentlichen. Wir haben die Umstellung ins Hardcover intern kontrovers diskutiert, zum Glück haben wir aber auch sehr viel Zuspruch aus dem Handel für diese Entscheidung bekommen.

Wie hoch ist denn die Startauflage des Bandes? Ist sie in gleicher Höhe wie jeweils bei den Paperbacks?

Wir haben in der Regel um die 50.000 Exemplare gedruckt und sind auch beim Hardcover dabei geblieben.

Muss bereits nachgedruckt werden?

Eine Nachauflage ist in der Tat in Auftrag gegeben, und wir machen gerade bei der Druckerei gehörig Druck, um früher Exemplare zu bekommen, denn Ein sicheres Zuhause läuft als erster Gamache-Krimi im Hardcover erfreulicherweise sogar besser als die vorherigen Paperbacks.

Vorm Kölner Dom (von links): Mara Köchling (Presse Kampa), Louise Penny, Daniel Kampa (Verleger), Vera Kostial (Veranstaltung Kampa)

Welche Marketingaktionen haben Sie für Band 18 aufgelegt?

Die beste Werbung für die Bücher von Louise Penny ist Louise Penny selbst. Letzte Woche war sie zum allerersten Mal in Deutschland auf kurzer Promotour: Beim Abschlussabend auf der lit.Cologne hat sie 650 Zuschauer*innen begeistert und bei einer Signierstunde in Hamburg und einer zweiten Lesung in Lüneburg unzählige Fans glücklich gemacht. Einige haben stundenlange Reise in Kauf genommen, um ihre liebste Krimiautorin zu sehen.

Der Buchhandel freut sich über höhere Preise und höhere Umsätze – und wir auch. In diesen Zeiten ist es wichtig, schnelldrehende Titel zu einem angemessenen Preis zu verkaufen.

Daniel Kampa

Wie hoch ist denn mittlerweile die verkaufte Gesamtauflage aller Bände der Gamache-Reihe?

Mit etwas Glück werden wir Ende des Jahres die 1-Millionen-Grenze erreichen. Das ist eine grandiose Erfolgsgeschichte, die, das möchte ich gerne an dieser Stelle betonen, ohne den unabhängigen Buchhandel, der diese Reihe groß gemacht hat, niemals möglich gewesen wäre.

Wollen Sie künftig alle kommenden Bände zunächst im Hardcover bringen?

Ja, definitiv. Frühestens nächstes Jahr im Herbst erscheint dann – für alle Sammler*innen, die bereits alten Fälle im Bücherregal haben – die Paperback-Ausgabe. Wir verzichten zurzeit bewusst auf preisgünstige Taschenbuch-Ausgaben, da die Backlist stabil läuft und wir gemeinsam mit dem Buchhandel höhere Umsätze mit den hochpreisigen Paperbacks erzielen, die 19,90 Euro pro Band kosten. Nur den ersten Fall gibt es zu einem 'Einstiegspreis' von unverändert 17,90 Euro.

Die Reihe wird ja schon verfilmt - wie finden Sie die Umsetzung?

Seit Mitte Februar läuft auf Sat. 1 eine achtteilige Verfilmung unter dem Titel Three Pines. Darin spielt der britische Schauspieler Alfred Molin Armand Gamache, Produzent ist u. a. das Studio Left Bank Picture, das durch die Netflix-Dramaserie The Crown weltberühmt geworden ist. Bei Three Pines haben sie aber, wie ich finde, ein wenig danebengegriffen. Aber das macht nichts – die Bücher sind sowieso unschlagbar.