Große und kleinere Ratgeberverlage schieben eine übergreifende Social-Media-Kampagne an. Das Projekt, aus der IG Ratgeber im Börsenverein hervorgegangen, ist ein Musterbeispiel für Kooperation – und für die Einbindung des Buchhandels. So kann man mitmachen.
Jeder Verlag hat seine eigene Bildsprache, seine eigene Zielgruppenansprache, sein eigenes Corporate Design – auch in den sozialen Netzwerken wie TikTok oder Instagram. Wie realistisch ist es da, viele Verlage unter das Dach einer einheitlichen Social-Media-Kampagne zu holen?
Eine Arbeitsgruppe, im Mai 2023 aus der Frühjahrstagung der IG Ratgeber in München hervorgegangen, hat die Probe aufs Exempel gemacht – und dieses Ziel tatsächlich erreicht. Seit kurzem liegt ein maßgeschneidertes Kampagnen-Paket auf dem Tisch, das von Ratgeberspezialisten wie GU, Edel, Kosmos, DK, frech, Stiftung Warentest, Ulmer und Hädecke unterstützt wird.
Die Idee dahinter: Gemeinsam in den Social-Media-Kanälen für die unterschiedlichen Ratgebergenres von der Altersvorsorge bis zum Segeln werben – und mit vereinten Followerkräften für Reichweite und Aufmerksamkeit sorgen. „Es ist toll, dass schon jetzt viele Verlage mit im Boot sind und Besonderheiten der eigenen Marke dafür ein Stück weit nach hinten stellen“, so Nicole Schindler, Co-Sprecherin der IG Ratgeber und Leiterin Vertrieb, Marketing und Presse beim Verlag Eugen Ulmer.
Hädecke-Verlegerin Julia Graff ist Gestaltungsfachfrau, sie hat Bilder und Texte konzipiert. Die Arbeitsgruppe hat mit ihren Ideen die Basis dafür geliefert und setzt sich zusammen aus
Die Motive sollen die Alltagswelt der Menschen und die Vielfalt der Ratgeberthemen spiegeln. Jeweils drei Begriffe nehmen die Betrachter:innen mit auf eine Reise in die Ratgeberwelt – etwa „Summen, Brummen, Dehnen“, „Kneten, Beten, Sanieren“ oder „Reiten, Streiten, Räuchern“, immer begleitet von passenden Bildern und – je nach Format – auch von Musik.
Der dritte Begriff soll dabei als humorvoller „Störer“ für Überraschungsmomente sorgen: „Er tanzt bewusst aus der Reihe“, sagt Julia Graff. Nach den Drei-Wort-Bausteinen können Verlage dann auf einen passenden Titel aus ihrem Programm hinweisen und ihr Logo einbauen. Auch der Buchhandel lässt sich mit einem persönlichen Buchtipp einbinden.
Julia Graff
Wir möchten den Ratgeberbegriff mit dem ungewöhnlichen Dreiklang etwas entstauben - mit Motiven, die man gerne teilt.
Julia Graff, Hädecke Verlag
„Die Kampagne ist modern und frisch und spricht alle Zielgruppen und Altersklassen an – beim Gärtnern oder Backen genauso wie bei der Vorsorge-Planung“, so Julia Graff: „Wir möchten den Ratgeberbegriff mit dem ungewöhnlichen Dreiklang etwas entstauben - mit Motiven, die man gerne teilt“.
Mit Katrin Schmidt von der Buchhandlung Lesezeichen in Germering war von Anfang an eine Sortimenterin in die Entwicklung eingebunden. Die Buchhandlung Pustet unterstützt die Aktion ebenfalls, auf weitere Filialisten wie Hugendubel, Thalia und Rupprecht wollen die Ratgeberverlage nun zugehen. Konkrete Gespräche mit den Buchhandelsverbünden AGM und Buchwert laufen bereits.
Kostenlos mitmachen können alle interessierten Verlage, „die sich im Ratgebersegment zuhause fühlen“, wie Julia Graff es formuliert – Buchhandlungen natürlich ohnehin. Die Arbeitsgruppe wünscht sich, dass die Kampagne auch in Österreich und der Schweiz viral gehen wird. Der erste Partner, der Kneipp Verlag Wien, hat bereits zugesagt.
Nicole Schindler
Mit der Kampagne wollen wir nicht zuletzt ein klares Signal gegen Fake-Ratgeber setzen.
Nicole Schindler, Co-Sprecherin der IG Ratgeber
„Mit der Kampagne wollen wir nicht zuletzt ein klares Signal gegen Fake-Ratgeber setzen“, betont Nicole Schindler. Sie hat die Arbeit an der Kampagne mit vorangetrieben und wünscht sich jetzt möglichst breite Unterstützung aus der Branche: „Je mehr die Motive geteilt werden, desto mehr werden sie natürlich in den sozialen Netzwerken ausgespielt – und desto erfolgreicher wird die Aktion.“
Ihr eigenes Social Media-Team bei Ulmer war von dem Baukasten-Prinzip jedenfalls sehr angetan, wie Schindler berichtet: „Denn die ganze Vorarbeit ist bereits erledigt, von den unterschiedlichen Formaten bis hin zum Redaktionsplan. Wer mitmachen will, muss wirklich nur via Canva-Vorlage auf der letzten Folie seinen Buchtipp und sein Logo ergänzen. Einfacher und schneller geht’s nicht.“
