ZS-Pläne rund um den "Kleinen Johnson"

„Da lacht das Herz des Vertriebsteams“

21. April 2022
Sabine Cronau

Der internationale Weinführer „Der Kleine Johnson“ hat den Verlag gewechselt – und erscheint jetzt bei der Edel-Tochter ZS. Einstieg in ein breiteres Weinprogramm der Münchner? Antworten von Edel-Geschäftsführer Jürgen Brandt und ZS-Verlagsleiterin Dorothee Seeliger.

Der Kleine Johnson, vorher bei Tre Torri, erscheint künftig als Lizenz bei ZS. Eine gute Ergänzung zum Gastroführer „Gusto“, der seit 2021 bei ZS herauskommt?

Jürgen Brandt: Absolut. Der moderne deutsche Restaurantführer und der berühmteste Weinguide der Welt in einem Programm – da lacht das Herz unseres Vertriebteams. Den „Gault&Millau Weinführer“ in seiner damaligen, umfassenden Form gibt es jetzt ja nicht mehr. Umso bedeutender wird dadurch der „Kleine Johnson“ - als einziger jährlich komplett überarbeiteter und aktualisierter Guide für Fans deutscher und internationaler Weine.

Den „Gault&Millau Weinführer“ in seiner damaligen, umfassenden Form gibt es jetzt ja nicht mehr. Umso bedeutender wird dadurch der „Kleine Johnson“.

Jürgen Brandt, Geschäftsführung der Edel Verlagsgruppe

Weinführer und Gastroführer: Das gab es bei ZS schon einmal mit dem „Gault&Millau“, auch wenn man die Produkte nur bedingt vergleichen kann. 2020 hat ZS die deutsche Lizenz an Burda weitergereicht. Ist Ihnen die Trennung schwergefallen?

Jürgen Brandt: Nein, überhaupt nicht. Wir haben den Vertrag ja aufgekündigt, da uns die Zusammenarbeit mit den neuen, russischen Markeninhabern nicht gefallen hat. In der Zwischenzeit hat Burda die Lizenz ja auch schon wieder abgegeben (mehr dazu hier). Zudem hatten wir bereits bei der Trennung die Zusammenarbeit mit „Gusto“ geplant, und diese Kooperation ist ein Traum.

Herausgeber Hugh Johnson hat seinen Weinführer in neue Hände gelegt: Margaret Rand führt jetzt beim „Kleinen Johnson“ Regie. Wird sich dadurch auch der Weinführer verändern?

Dorothee Seeliger: Wir werden tatsächlich für die deutsche Ausgabe das Format in der Breite vergrößern, das Buch ist damit einfach besser zu lesen. Die wenigsten Leser:innen stecken es wirklich in eine Jackett- oder Mantelinnentasche, genau dafür war das Format des Buches aber angelegt und so heißt das Buch auch auf Englisch: „Hugh Johnsons Pocket Guide“. Klein, handlich und auch inhaltlich kompakt bleibt der deutsche Guide jedoch immer noch.

Junge Weinfans nähern sich dem Thema Wein in der Tat anders, die „Etikettentrinker“ werden weniger.

Dorothee Seeliger, Verlagsleiterin bei ZS

Wie viel Arbeit steckt ZS in das Projekt?

Dorothee Seeliger: Wir übersetzen das Buch, das Anfang September erscheinen wird, komplett neu und haben dafür nur sehr wenig Zeit. Redaktionsschluss ist im Frühjahr, die Übersetzer arbeiten also 24/7 daran. Aber wir stehen auch in engem Austausch mit dem lizenzgebenden Verlag Octopus und haben in den Verhandlungen darauf eingewirkt, dass das Buch in Europa auf FSC-Papier gedruckt wird und ein anderes Format hat als in anderen Ländern.

Darüber hinaus pflegen wir den Austausch mit Hugh Johnson, vor allem aber jetzt seiner Nachfolgerin, der neuen Herausgeberin Margaret Rand - zur weiteren Entwicklung des Buches und seiner Inhalte. Kurzum: Eine reine Übersetzung ist das Projekt für uns jedenfalls nicht.

Gedruckte Weinführer sind aufwendig und schnell veraltet. Wäre eine Datenbanklösung nicht wesentlich sinnvoller?

Dorothee Seeliger: Natürlich wächst heute eine junge, gut informierte Zielgruppe für Wein heran, die viel im Internet unterwegs ist. Aber die Nachfrage nach gedruckten, kuratierten und zuverlässigen Inhalten ist nach wie vor da. Wir haben jedenfalls einen längerfristigen Lizenzvertrag mit Octopus Publishing abgeschlossen, weil wir daran glauben, dass der „Kleine Johnson“ in Buchform gefragt bleibt. Das Besondere an diesem kleinen, kompakten Weinführer sind nicht nur die Bewertungen – sondern auch die präzise, knappe Weinkunde am Anfang, die ein Update zu den Trends der internationalen Weinszene gibt.

Für die Produktion stehen uns die Inhalte des Buches in einer Datenbank zur Verfügung, hier wird auch übersetzt und aus der Datenbank automatisiert gesetzt.

Ist der „Kleine Johnson“ auch ein Startschuss für ZS, um tiefer ins Weinthema einzusteigen?

Dorothee Seeliger: Unbedingt. Der ZS Verlag hatte ja in der Vergangenheit mit dem renommierten Weinautor Jens Priewe schon einige sehr starke Weinbücher im Programm. Wir haben Jens Priewes Standardwerke "Wein - die große Schule" und "Grundkurs Wein" einem sehr aufwändigen Relaunch unterzogen – optisch und inhaltlich. Denn gerade beim Thema Wein gibt es viele neue Entwicklungen, neue aufstrebende Weinländer, etwa in Asien, andere Vinifizierungs-Verfahren, auch neue Weinstile wie Natural Wines oder „Pet Nats“.

Neben Wein setzen wir aber auch noch auf andere Getränke-Themen. Zu Gin und Cocktails werden neue Bücher herauskommen, die an Standardwerke wie Schumanns Bar Buch und das WhiskyBuch von Stefan Gabanyi anknüpfen.

Auch bei der jüngeren Generation wird Wein populärer. Müssen die Bücher für junge Weinkenner anders aussehen?

Dorothee Seeliger: Junge Weinfans nähern sich dem Thema Wein in der Tat anders, die „Etikettentrinker“ werden weniger. Ein gutes Beispiel für einen anderen, jüngeren Zugang zum Wein ist das ZS-Buch „Just wine: Weinwissen ohne Bullshit“ von Justin Leone, schon 2018 bei ZS erschienen. Der Sommelier und Musiker vergleicht Geschmacksrichtungen und Rebsorten mit Songs, inklusive Spotify-Liste. Ein musikalischer Zugang zum Weingenuss - und trotzdem sehr fundiert.