Gedruckte Weinführer sind aufwendig und schnell veraltet. Wäre eine Datenbanklösung nicht wesentlich sinnvoller?
Dorothee Seeliger: Natürlich wächst heute eine junge, gut informierte Zielgruppe für Wein heran, die viel im Internet unterwegs ist. Aber die Nachfrage nach gedruckten, kuratierten und zuverlässigen Inhalten ist nach wie vor da. Wir haben jedenfalls einen längerfristigen Lizenzvertrag mit Octopus Publishing abgeschlossen, weil wir daran glauben, dass der „Kleine Johnson“ in Buchform gefragt bleibt. Das Besondere an diesem kleinen, kompakten Weinführer sind nicht nur die Bewertungen – sondern auch die präzise, knappe Weinkunde am Anfang, die ein Update zu den Trends der internationalen Weinszene gibt.
Für die Produktion stehen uns die Inhalte des Buches in einer Datenbank zur Verfügung, hier wird auch übersetzt und aus der Datenbank automatisiert gesetzt.
Ist der „Kleine Johnson“ auch ein Startschuss für ZS, um tiefer ins Weinthema einzusteigen?
Dorothee Seeliger: Unbedingt. Der ZS Verlag hatte ja in der Vergangenheit mit dem renommierten Weinautor Jens Priewe schon einige sehr starke Weinbücher im Programm. Wir haben Jens Priewes Standardwerke "Wein - die große Schule" und "Grundkurs Wein" einem sehr aufwändigen Relaunch unterzogen – optisch und inhaltlich. Denn gerade beim Thema Wein gibt es viele neue Entwicklungen, neue aufstrebende Weinländer, etwa in Asien, andere Vinifizierungs-Verfahren, auch neue Weinstile wie Natural Wines oder „Pet Nats“.
Neben Wein setzen wir aber auch noch auf andere Getränke-Themen. Zu Gin und Cocktails werden neue Bücher herauskommen, die an Standardwerke wie Schumanns Bar Buch und das WhiskyBuch von Stefan Gabanyi anknüpfen.
Auch bei der jüngeren Generation wird Wein populärer. Müssen die Bücher für junge Weinkenner anders aussehen?
Dorothee Seeliger: Junge Weinfans nähern sich dem Thema Wein in der Tat anders, die „Etikettentrinker“ werden weniger. Ein gutes Beispiel für einen anderen, jüngeren Zugang zum Wein ist das ZS-Buch „Just wine: Weinwissen ohne Bullshit“ von Justin Leone, schon 2018 bei ZS erschienen. Der Sommelier und Musiker vergleicht Geschmacksrichtungen und Rebsorten mit Songs, inklusive Spotify-Liste. Ein musikalischer Zugang zum Weingenuss - und trotzdem sehr fundiert.