Verlage über den Kochbuchmarkt

"Aktuell gilt: Weniger ist mehr"

29. August 2024
von Sabine Cronau

Gibt es zu viele Kochbücher? Und mit welchen Novitäten wollen sich die Verlage im Herbst aus der Masse hervorheben? Antworten aus vier Kochbuchverlagen.

Die Teilnehmer:innen an unserer Umfrage

Monika Schlitzer, DK

Wir beobachten in der Foodszene ein weiter wachsendes ökologisches Bewusstsein.

Monika Schlitzer, Verlegerin / Geschäftsführerin bei Dorling Kindersley
Porträtfoto Dorothee Seeliger, ZS

Dorothee Seeliger, ZS

Zur Neuausgabe des Weinführers ›Der kleine Johnson‹ planen wir unter anderem auch Wine-Tastings.

Dorothee Seeliger, Verlagsleitung Dr. Oetker / ZS (Edel-Gruppe)

Christian Tesch, Callwey

Große Trends sind immer von Vorteil. Bei uns stehen die Länderküchen stark
im Fokus.

Christian Tesch, bei Callwey Verlagsleiter Marketing & Vertrieb Buch

Florian Landgraf, GU

Generell sind viele Titel im Markt und es konnten sich noch nie alle davon durchsetzen.

Florian Landgraf, Head of Communications bei Gräfe und Unzer

Würden dem Kochbuchmarkt weniger und dafür bessere Novitäten guttun? Wenn ja: Specken Sie beim Programmvolumen ab?

Monika Schlitzer (DK)

"Unsere Novitätenanzahl ist über die Jahre in etwa konstant geblieben. Wir setzen auf besondere Themen und besondere Autoren und wählen sehr sorgfältig aus, was wir ins Programm nehmen. Diese Konzentration hat sich als erfolgreich erwiesen auch was die Kommunikation und die Zusammenarbeit mit dem Handel angeht. Wir streben an, für jedes Kochbuch, das wir entwickeln und verlegen, den Weg zur Zielgruppe von Anfang an mit zu definieren und mit den Autoren zusammen für Aufmerksamkeit für unsere Bücher zu sorgen."

Dorothee Seeliger (Dr. Oetker / ZS)

"Wir planen die Anzahl der Novitäten in unserem Lecker-Bereich im Vergleich etwa auf dem Niveau dieses Jahres. Aber wir diskutieren und prüfen sehr genau, was wir publizieren und setzen auf klare UPS und hohe Qualität in Inhalt und Ausstattung – und natürlich auf und (reichweiten-)starke Autoren, ob bei unseren Eigenproduktionen oder internationalen Lizenzen."

Christian Tesch (Callwey)

"Callwey setzt schon immer auf ein zugespitztes Programm und versucht schon im Vorfeld auf wenige Highlights zu setzen."

Florian Landgraf (GU)

"Jedes Buch, dass das Licht der Welt erblicken soll, sollte auf seine Zielgruppe und deren Bedürfnisse abgestimmt sein. Dabei sollte man sich dennoch auch trauen, neues auszuprobieren. Generell ist viel im Markt und es konnte sich noch nie alles davon durchsetzen. Wir achten durchaus darauf, gute und erfolgreiche Novitäten zu machen, insgesamt ist aktuell weniger mehr."

Die starken Trends momentan sind immer noch Vegan und Vegetarisch, mit Buzzwords wie Plant-based oder Klimatarier.

Monika Schlitzer, DK

Braucht der Kochbuchmarkt ein neues, starkes Trendthema? Und wenn ja: Welchen großen Trend sehen Sie am Horizont heraufziehen?

Monika Schlitzer, DK

"Das spannende an Trends ist ja, das man sie erst als solche erkennt, wenn sie sich anfangen in der Breite durchzusetzen. Die starken Trends momentan sind immer noch Vegan und Vegetarisch, mit Buzzwords wie Plant-based oder Klimatarier.

Wir beobachten bei den Käufern unserer Kochbücher und in der Foodszene insgesamt ein weiter wachsendes ökologisches Bewusstsein. Dieses begünstigt eine flexitarische Ernährung mit einem Schwerpunkt auf pflanzlichen Nahrungsmitteln. Deshalb wächst auch der Bedarf an guten vegetarisch-veganen Kochbüchern weiter, also an originär fleischlosen Gerichten. Mehr und mehr Spitzenköche entwickeln diesen Trend jetzt weiter."

Dorothee Seeliger (Dr. Oetker / ZS)

"Ein neues, starkes Trendthema sehen wir derzeit nicht, aber ich denke, dass die derzeit vorherrschenden Trends uns auch weiter begleiten werden."

Christian Tesch (Callwey)

"Große Trends sind immer von Vorteil, hier gibt es sicher einige spannende Trends, für uns sind die Länderküchen stark im Fokus."

Florian Landgraf (GU)

"Es ist schon länger kein echter und vor allem nachhaltiger Trend wie in früheren Jahren auszumachen. Schnelle, gesunde Küche ist nicht neu, aber immer noch ein starkes Thema wie auch Länderküchen, die zurückkehren. Künstlich lassen sich Trends nicht erfinden, hier muss man sich nach wie vor die Zielgruppen sehr genau anschauen auf deren Bedürfnisse und entsprechend schnell(er) mit dem richtigen Produkt agieren."

Schnelle, gesunde Küche ist nicht neu, aber immer noch ein starkes Thema - so wie auch die Länderküchen, die zurückkehren.

Florian Landgraf, GU

Was ist Ihr Bestseller-Anwärter im Kochbuchherbst 2024? Und warum?

Monika Schlitzer (DK)

"Neben den neuen Büchern von Yotam Ottolenghi und Jamie Oliver ist es sicherlich Paul Ivíc "Vegetarisch", eine kreative alltagstaugliche Gemüseküche mit über 300 Rezepten auf mehr als 400 Seiten, also eine neue Genuss-Bibel der vegetarischen Küche, von einem der renommiertesten vegetarischen Spitzenköche. Ergänzt werden die Rezepte durch eine ausführliche Warenkunde."

Dorothee Seeliger (Dr. Oetker / ZS)

Neben unseren vier sehr starken TV-Begleitbüchern, unter anderem mit Frank Rosin, freue ich mich auf unsere Novität "Dinner" ganz besonders. Das Buch ist ein internationaler Bestseller von Nagi Maehashi, Australiens Lieblings-Foodbloggerin (RecipeTin Eats) mit spannenden und leckeren internationalen Gerichten, die man jeden Tag essen  und vor allem auch mit Freunden teilen will.

Bei Dr. Oetker ist es der Relaunch des legendären Dr. Oetker Schulkochbuchs, wir haben den Klassiker, den es seit 1911 gibt, modernisiert und aktualisiert. Ach ja, nicht zu vergessen unsere neue Reihe der Genuss-Reiseführer, auch wenn sie keine "Kochbücher" sind.

Christian Tesch (Callwey)

"Zu Gast in Venedig" ist sicher einer unserer wichtigsten Titel im Herbst, zu Weihnachten dann "British Christmas", aber auch ein wunderbares Salatbuch sowie "Zu Gast auf dem Oktoberfest", die beiden letztgenannten Titel wurden bereits ausgeliefert.

Florian Landgraf (GU)

"Wir zählen unter anderem auf unseren Bestsellerautor Johan Lafer, der mit „L. Wie Lafer“ seine 100 Lieblingsrichte präsentiert und haben noch im November passend zu den Geschenketischen eine echte, große Kochbuchüberraschung, die wir hier noch nicht verraten können."

Für den Buchhandel gibt es zur Neuausgabe des Schulkochbuchs eine umfangreiche, sehr schöne POS Aktion.

Dorothee Seeliger, ZS

Callwey-Bücher versuchen immer, mit einer besonderen Ausstattung auf sich aufmerksam zu machen.

Christian Tesch, Callwey

Womit flankieren Sie den Titel, um ihn Kunden und Handel schmackhaft zu machen?

Monika Schlitzer (DK)

"Wir statten das 400-Seiten-Hardcover mit Leseband aus (Preis: 39,95 Euro). Zur Markteinführung im September planen wir eine reichweitenstarke Social Media-Kampagne mit saisonalem Videocontent (Paul Ivic kocht ein herbstliches Rezeptvideo in seiner Showküche und spricht über das Buch). Für den Handel bieten wir ein Poster für Tischpräsentationen an, außerdem gibt es Buchpräsentationen in Wien und Hamburg sowie Interviews in reichweitenstarken Medien."

Dorothee Seeliger (Dr. Oetker, ZS)

"Wir legen generell sehr hohen Wert auf die liebevolle und hochwertige Ausstattung unserer Bücher, das wird man bei unserem Relaunch des Titels "Wein – die große Schule" von Jens Priewe und beim Schulkochbuch besonders gut sehen.

Für den Buchhandel gibt es zum Schulkochbuch eine umfangreiche, sehr schöne POS Aktion und zu den TV-Büchern natürlich begleitende Abspannhinweise. Aber auch Wein-Tastings, etwa zum Erscheinen der Neuausgabe vom "Kleinen Johnson" sind geplant."

Christian Tesch (Callwey)

"Callwey-Bücher versuchen immer, mit einer besonderen Ausstattung auf sich aufmerksam zu machen. Für jeden Titel lassen wir uns etwas ganz Individuelles einfallen."

Florian Landgraf (GU)

"Neben unseren diversen Themenkampagnen, aufmerksamkeitsstarken POS-Materialien, flankieren wir unsere Spitzentitel mit zielgerichteter Pressearbeit und befeuern unsere Bücher auch in den zielgruppenspezifischen Medien online wie print. Unsere reichweitenstarken Autoren und Autorinnen nutzen zudem passend zu unseren Maßnahmen ihre Kanäle."