Konsumklima

Verbraucher weit im Stimmungstief

28. April 2022
von Börsenblatt

Ukraine-Krieg und hohe Inflation: Im April hat sich die Verbraucherstimmung der Bundesbürger zum zweiten Mal in Folge deutlich verschlechtert – auf einen historischen Tiefstand. Das zeigt die aktuelle Konsumklimastudie der GfK.

Konsumklima erreicht historisches Tief

So prognostiziert GfK für das Konsumklima ihrer Mitteilung zufolge für Mai -26,5 Punkte und damit 10,8 Zähler weniger als im April dieses Jahres (revidiert -15,7 Punkte). Dies sind Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für April 2022. Damit stürze das Konsumklima auf einen neuen historischen Tiefststand und unterschreitet das bisherige Rekordtief aus dem Frühjahr 2020 während des ersten Corona-Lockdowns deutlich. Ein spürbarer Anstieg der Sparneigung im April habe diesen Absturz noch beschleunigt.

"Der Ukraine-Krieg sowie die hohe Inflation haben der Verbraucherstimmung einen schweren Schlag versetzt. Damit haben sich die Hoffnungen auf eine Erholung als Folge der Lockerungen pandemiebedingter Beschränkungen endgültig zerschlagen", erklärt Rolf Bürkl, GfK-Konsumexperte.

Das explosionsartige Ansteigen der Energiepreise als Folge der großen Verunsicherung durch den Krieg sowie der umfangreichen Sanktionen gegenüber Russland hätten auch die Einkommensaussichten der Verbraucher abrutschen lassen. Hohe Inflationsraten würden die Kaufkraft der Konsumenten dahinschmelzen lassen.

Folglich sinke die Einkommenserwartung im April auf -31,3 Punkte. Das sind 9,2 Punkte weniger als im März und sei der niedrigste Wert des Indikators seit fast zwanzig Jahren. Im Februar 2003 wurde zuletzt mit -32,8 Zählern ein schlechterer Wert gemessen.

Bürkl dazu: "Eine nachhaltige Trendwende beim Konsumklima wird es nur dann geben können, wenn es beim Krieg in der Ukraine zu erfolgreichen Friedensverhandlungen kommt."

Nach dem Einbruch im Vormonat müsse die Konjunkturerwartung im April erneut deutliche Einbußen hinnehmen. Der Indikator verliert 7,5 Punkte und sinkt auf -16,4 Zähler. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres beträgt das Minus knapp 24 Punkte.

Das Risiko für die deutsche Konjunktur sei aus Sicht der Verbraucher weiter gestiegen, die Gefahr einer Rezession werde als hoch eingeschätzt. Der anhaltende Ukraine-Krieg, eine weitere Verschärfung der Sanktionen gegenüber Russland sowie unterbrochene Lieferketten bremsen die Konjunktur und verhindern, dass die Lockerungen der pandemiebedingten Beschränkungen ihre positiven Impulse entfalten können, so die GfK weiter.

Folglich hätten die Konjunkturexperten ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr zuletzt deutlich zurückgenommen. So ginge der Sachverständigenrat der "Wirtschaftsweisen" inzwischen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2022 nur noch um knapp zwei Prozent wachsen werde.

Im Sog sinkender Konjunktur- und Einkommenserwartungen müsse auch die Anschaffungsneigung nun zum dritten Mal in Folge Einbußen hinnehmen. Mit einem deutlichen Minus von 8,5 Punkten sinkt der Indikator auf -10,6 Punkte. Das ist der niedrigste Wert seit mehr als 13 Jahren. Im Oktober 2008 – zu Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise – wurde mit -20,1 Zählern zuletzt ein schlechterer Wert gemessen.

Neben der generellen Verunsicherung vor allem die stark steigenden Preise die Konsumlaune dämpfen. Wenn für Benzin, Heizöl und Gas deutlich mehr ausgegeben werden müsse, blieben entsprechend weniger finanzielle Mittel für andere Anschaffungen.