Zum 80. Geburtstag von Margrit Osterwold

Die mutige und vorausblickende Verlegerin

30. August 2024
Markus Klose

Am 1. September feiert Margrit Osterwold ihren 80. Geburtstag. Hörbuch-Fan Markus Klose gratuliert der "famosen und ganz und gar außergewöhnlichen Persönlichkeit" und blickt dabei zurück auf Osterwolds Erfolgsgeschichte.

„Frau Osterwold, sind Sie sich wirklich sicher, ihr Glück mit Hörbüchern machen zu wollen?“ So ungefähr begann unser erstes Gespräch, es muss Anfang der 2000er Jahre gewesen sein. Margrit Osterwold hatte 1999 Hörbuch Hamburg gegründet und war überzeugt davon, dass es neben dem Hörverlag, der schon einige Jahre zuvor von dem Verlag der Autoren, Klett Cotta und Hanser gegründet worden war und dem DAV, der ebenfalls 1999 auf den Plan trat, noch Platz gab in dem damals noch recht übersichtlichen Markt.

Sie war sich sicher, wie sie sich überhaupt meistens sehr sicher ist, was sie will und was sie nicht will. Am 1. September wird sie 80 Jahre alt – ein ereignisreiches und spannendes Leben in der Buchbranche liegt hinter ihr. Darauf ein kurzer Blick: Sie begann als Herstellerin, beim SPIEGEL, bevor sie als Werbeleiterin in Verlagen wie Ullstein, S. Fischer und Hoffmann und Campe tätig war. Eben dort begann sie dann, Hörbücher zu initiieren und zu verantworten, stieß aber mit dieser Idee auf keine für sie ausreichende Begeisterung. Und deshalb gründete sie ihren Verlag, nannte ihn Hörbuch Hamburg und startete 1999 mit dem ersten eigenen Programm.

Was dann geschah, endete nur sieben Jahre später schon mit dem Verkauf ihrer Hörbuchwelt an Bonnier. Es entstanden neue Labels wie Silberfisch und Osterwold. Der Markt wuchs, Hörbuch Hamburg gehörte und gehört seitdem zu den großen Anbietern. Fraglos eine Erfolgsgeschichte einer mutigen und vorausblickenden Verlegerin. Beeindruckend waren aber nicht nur die wirtschaftlichen Ergebnisse, sondern auch die Ansammlung hochkarätiger Texte, Bearbeitungen, Produktionen und vor allem Sprecherinnen und Sprecher.

Denn diese wurden von ihr ins Zentrum ihrer Ideen gestellt. Sie war und ist davon überzeugt, dass sehr gute Texte durch sehr gute Stimmen eine ganz eigene Energie entwickeln können. Folgerichtig entschied sie sich, einen Preis für die beste Hörbuchstimme des Jahres zu vergeben. Das tat sie in der eigenen Art:

Die Jury bestand aus Margrit Osterwold.

Die Vergabe erfolgte an Margrit Osterwolds Geburtstag.

Sie fand statt in Margrit Osterwolds Haus an der Elbe.

Der Name des Preises war folgerichtig: Der Osterwold.

An Selbstbewusstsein mangelte es der Preisspenderin also nicht….

Zehn Jahre lang kam jedem Sommer eine illustre Schar an der Elbchaussee zusammen, um Lobpreisungen für z.B. Katja Riemann, Charles Brauer, Monica Bleibtreu oder Matthias Brandt zu hören und danach ordentlich zu feiern. Es waren Höhepunkte des Hamburger Kulturlebens. Alle, die dabei sein konnten, erinnern sich gern daran.

Und die Stifterin mittendrin, rauchte ihre berühmten Zigarillos aus Sumatra, leichte, aromatische Tabake aus Java; ein Duft, der sie einfach immer umgibt – Signature, könnte man sagen. Dazu ihren Lieblingsweißwein, einen ohne Schwefelzusatz, besonders bekömmlich sagt sie. Wach, hochkommunikativ, klar und prägnant, ist sie fraglos der Mittelpunkt ihrer Gesellschaften. Sie will sich und kann andere amüsieren, ist belesen, diskussionsfreudig und meinungsstark und eine begnadete Netzwerkerin.

Sie ist ein Theatermensch durch und durch, sie liebt die besondere Atmosphäre auf der Bühne, diese Begeisterung will sie weitergeben. Sie fährt zu den Salzburger Festspielen, hat Regisseurinnen und Regisseure, Schauspielerinnen und Schauspieler regelmäßig zu Gast. Ihre Wohnung ist voll von Kunstwerken und Fotografien ihrer Favoriten, eleganten Antiquitäten und wohlgestalteten Möbelstücken. Das Zentrum ihres Lebens ist ihr großer Schreibtisch in der Mitte des zentralen Raums, mit Blick auf den Hafen, darauf immer zu finden: Die SZ, die ZEIT, das Feuerzeug, die Fernbedienung für das nahestehende TV-Gerät, ihr Filofax, das geöffnete MacBook und das iPhone. Und, nicht zu vergessen, das immer griffbereite Fernglas, mit dem sie ankommende und abfahrende Schiffe kenntnisreich beobachtet.

Nun wird sie am 1. September also wieder gefeiert. Dieses Mal aber hält wohl nicht sie eine Rede für andere, sondern sie werden für Margrit Osterwold sprechen. Das wird sicher wieder ein famoser Abend mit dieser ebenfalls famosen und ganz und gar außergewöhnlichen Persönlichkeit. Es sind diese unerschrockenen Überzeugten, die unsere Branche prägen und die es braucht, um weiterzukommen.

Margrit, der Osterwold 2024 geht also an dich selbst. Wurde auch Zeit!