Die Sonntagsfrage

Wie fühlt man sich, wenn man den Buchhandel so prominent vertritt, Frau Schmidt?

2. Mai 2021
Redaktion Börsenblatt

Die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich mit 14 Vertreter*innen der Kunst- und Kulturbranche über ihre Schwierigkeiten in der Pandemie unterhalten. Für den Buchhandel war Katrin Schmidt von der Buchhandlung Lesezeichen in Germering dabei. Von den Buchhandelskolleg*innen hat Schmidt viel Lob für ihren Auftritt bekommen. Wie sie selbst den Dialog empfunden hat, erzählt sie in der Sonntagsfrage.

Der Börsenverein wurde von der Bundesregierung angesprochen und nach einer geeigneten Kandidatin für dieses Format gefragt. Mich hat es sehr gefreut, dass die Wahl dabei auf mich gefallen ist! 

Im Dialog, der 90 Minuten dauern sollte, waren dann 14 Teilnehmer. Das heißt, ich hatte nur fünf Minuten Redezeit - und die Liste der wichtigen Themen war groß. Aber ich bin froh, dass es mir gelungen ist, die drängendsten Probleme anzusprechen, nämlich die Ungleichbehandlung in den einzelnen Bundesländern, die grundsätzliche Schließung des Fachhandels und den immer noch nicht verankerten Unternehmerlohn in der Ü3 Hilfe. 

Ob ich aufgeregt war vor dem Dialog? Aufgeregt ist gar kein Ausdruck. Zumal vorher nicht festgelegt war, wer wann drankommen wird. Wir sollten in einen Chat hineinschreiben, wenn wir zu einem Thema was sagen wollten, und wurden dann der Reihe nach aufgerufen. 

Ich bin ja selbst politisch aktiv und weiß: Bürgerdialoge sind nicht folgenlos, auch wenn man das manchmal denkt.

"Ich sollte über meine persönliche Situation sprechen"

Der ausdrückliche Wunsch der Bundesregierung war, dass ich über meine persönliche Situation spreche. Aber ich stehe mit vielen Buchhändler:innen quer durch das Land im Austausch, sowohl privat als auch als Mitglied des Sortimenterausschusses, und merkte, dass es viele Themen gibt, die letztlich jeden umtreiben und diese Themen habe ich dann auch angesprochen. Auch gab es im Vorfeld Gespräche mit meinen Ansprechpartner:Innen im Verband, das liegt auch daran, dass wir, gerade hier in Bayern, sowieso in sehr engem Austausch sind, weil wir ja zeitgleich versucht haben, die Politik dazu zu bewegen, auch in Bayern wieder die Buchhandlungen zu öffnen.

Ich bin ja selbst politisch aktiv und weiß: Bürgerdialoge sind nicht folgenlos, auch wenn man das manchmal denkt. Auch auf kommunaler Ebene ist es wichtig, immer im Austausch mit den Bürgern zu sein und ich kann auch jedem immer nur raten, den Austausch mit der Politik zu suchen. Denn je besser das Verständnis für das Problem ist, um so besser kann man es dann auch angehen. Man kann als Politiker:in nicht alle Details auf dem Schirm haben. Gerade die sind aber meist für die Betroffenen wichtig – denn die Tücke steckt oft im Detail.

Daher gibt es kaum eine bessere Möglichkeit, als mit der Bundeskanzlerin zu sprechen, da hier die Problematik auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich wird. Denn viele Probleme, die wir Buchhändler:innen als Unternehmer:innen haben, sind in der Öffentlichkeit und Politik bisher oft noch zu kurz gekommen - jetzt haben sie hoffentlich auf vielen Ebenen Gehör gefunden.

"Man merkte, dass die Kanzlerin sich wirklich für die Themen interessierte"

Die Kanzlerin war ja ein paar Minuten vor der Aufzeichnung schon in dem Meeting mit dabei und hat mit dem Moderator geplaudert. Da spitzte zwischendurch schon mal die „Person“ Angela Merkel durch, die auch mal ein bisschen in ihrem Dialekt redete, wenn es nicht um offizielle Themen ging. Da merkte man, dass sie sich nicht nur hinsetzte und zuhörte, weil sie musste, sondern weil sie es wollte und es sie wirklich interessierte.

Einen Tag vor dem virtuellen Dialog gab es übrigens eine Technik-Generalprobe, bei der auch Lichtsituation, Sprachqualität etc. mit jedem einzelnen besprochen wurden. Und vor dem Dialog fand eine Stunde lang ein „Warum Up“ mit allen Teilnehmern statt, wo wir die Möglichkeit hatten, uns alle vorab ein bisschen kennen zu lernen. Das war sehr interessant und hat bei uns allen ein bisschen geholfen, die Nervosität abzubauen.