Die Sonntagsfrage

„Welttagsbuchautor - was ist das für ein Gefühl, Herr Bertram?"

27. März 2021
Redaktion Börsenblatt

Am 23. April ist wieder Welttag des Buches, der zweite, der unter Coronabedingungen gefeiert werden muss. Erstmals ist das "Ich schenke Dir eine Geschichte"-Aktionsbuch ein Comicroman, nämlich "Biber undercover" von Rüdiger Bertram und Timo Grubing (Illustrationen). Etwa eine Million Exemplare davon verschenkt der Buchhandel vom 20. April bis zum 30. Juni. Wie fühlt sich das an? Und: Ist man danach reich? Das beantwortet Rüdiger Bertram in der Sonntagsfrage.

Das ist ein verdammt gutes Gefühl, auch wenn am Anfang von „Biber undercover“ eine eher unangenehme Erinnerung stand. Ich erinnerte mich an das leichte Gruseln vor der Vitrine, die im Foyer meiner Grundschule stand und dort wahrscheinlich immer noch steht. Die fand ich immer ein bisschen unheimlich und vielleicht kennen die eine oder der andere das aus ihrer Schule auch: Große Glaskästen, in denen ausgestopfte Tiere zu sehen sind. Eichhörnchen, Füchse und manchmal auch ein Biber.

Obwohl ich die toten Tiere immer ein wenig gruselig fand, hatte ich Mitleid mit ihnen. Die meisten sahen – ehrlich gesagt – ein wenig vernachlässigt aus. Viele hatten kahle Stellen im Fell und manchen fehlte ein Auge oder ein Ohr. Mir taten sie leid und ich fragte mich damals schon: Wo kommt ihr alle her? 

Zuerst sollte es ein Eichhörnchen sein, aber dann hatte ich Mitleid mit Timo Grubing, dem Illustrator. Wenn er auf jedem Bild Haar für Haar den buschigen Schwanz eines Eichhörnchens würde zeichnen müssen, kämen wir nie zum Ende.

Für Felix beantworte ich die Frage in dem Buch „Biber Undercover“, das in diesem Jahr von der Stiftung Lesen, dem cbj-Verlag und ihren Partnern am Welttag des Buches verteilt wird. Als mich der Verlag und die Stiftung vor knapp zwei Jahren fragten, ob ich Lust darauf hätte, habe ich sofort zugesagt. Und mir war relativ schnell klar, dass ich die Geschichte eines solchen Vitrinentiers erzählen werde.

Zuerst sollte es ein Eichhörnchen sein, aber dann hatte ich Mitleid mit Timo Grubing, dem Illustrator. Wenn er auf jedem Bild Haar für Haar den buschigen Schwanz eines Eichhörnchens würde zeichnen müssen, kämen wir nie zum Ende. Denn auch das hatten wir früh entschieden: Die Geschichte sollte als Comicroman erzählt werden, bei dem der Text immer wieder durch viele Bilder mit Sprechblasen unterbrochen wird. Die Technik hatte ich mit Comics von Heribert Schulmeyer und Ka Schmitz bereits in „Coolman und ich“, „Plötzlich Millionär“ und „Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke“ entwickelt.
Und sie hatte sich bewährt. Besonders bei Kindern, die weniger lesen.

Die Comic-Unterbrechungen erleichtern den Einstieg

Die Comic-Unterbrechungen, in denen die Handlung im Bild weitererzählt wird, erleichtern den Einstieg und nehmen die Scheu vor dem großen Ganzen, das sich Buch nennt. Das war mir wichtig. Gerade für die Aktion „Ich schenke dir eine Geschichte“ mit der wir hoffentlich auch junge Leserinnen und Leser erreichen, die zu Hause keine gut gefüllten Bücherregale besitzen. Für einige könnte es das erste eigene Buch überhaupt sein.

Aber dazu muss es den Weg zu den Kindern finden und dafür braucht es euch Buchhändlerinnen und Buchhändler. Auch 2021 wird es wahrscheinlich kein Schulklassengewusel zwischen den Regalen geben, aber ich vertraue auf eure Kreativität und von einigen tollen Aktionen habe ich bereits gehört. Danke dafür!
Und wenn bald wieder Lesereisen in Büchereien und Schulen möglich sein werden, komme ich vorbei und bedanke ich mich dann auch noch mal persönlich. Versprochen. 

Und wenn bald wieder Lesereisen in Büchereien und Schulen möglich sein werden, komme ich vorbei und bedanke ich mich dann auch noch mal persönlich. Versprochen. 

Prozente an der Millionenauflage gibt es keine

Und dann war da noch die Frage, ob ich durch die Millionenauflage reich geworden bin. Ehrliche Antwort: Klar, von der ersten Rate habe ich mir einen Helikopter mit Kufen aus Gold gekauft.
Quatsch, es war ein normales Kinderbuchhonorar und Prozente an der Millionenauflage gibt es auch keine. Aber solche Projekte macht man nicht wegen des Geldes, sondern weil man Spaß daran hat. Das gilt eigentlich für alle Bücher, die ich schreibe. Und das ist überhaupt das Allerwichtigste. Klar, Lesen ist eine Grundkompetenz, macht stark für die Zukunft und ist in unserer Gesellschaft unverzichtbar. Aber vor allem soll Lesen Spaß machen. Sonst erreicht man gar nichts, ohne Spaß wäre alles umsonst.

In diesem Sinne: Viel Spaß mit „Biber Undercover“ beim Welttag des Buches!